Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
stand vor ihr, bekleidet mit einem dünnen, weit geöffneten Hemd, das mehr freilegte, als es verbarg. Seine Hose war eng, seine Taille schmal. Er hatte beide Hände in die Hüften gestemmt, womit er eine Siegerpose einnahm. Sein Plan war leicht zu durchschauen. Er empfing sie in seinem tropischen Gewächshaus, wo die Atmosphäre nicht schwüler sein konnte. Die süÃen Düfte, die hohe Luftfeuchtigkeit, die menschlichen AusÂdünsÂtungen, nichts überlieà er dem Zufall.
Seine blauen Augen ruhten auf ihr. Seine Bewegungen, seine ruhige, heisere Stimme, sein Lächeln signalisierten ihr seine Zuversicht.
Ihr Plan ging auf. Sie hoffte, dass er sie unterschätzte.
Sieberts Alter sprach für Reife und Erfahrung. Die Selbstsicherheit, die er ausstrahlte, war im Laufe der Jahre natürlich in ihm gewachsen, er schien verwöhnt vom Erfolg seines Lebens. Aber basierte dieser Erfolg immer auf legalen Methoden? Oder nahm er sich auch schon mal, was er für sich beanspruchte, ohne nach den Hintergründen zu fragen?
Er streckte seine Hand aus. Esther befürchtete, er wollte sie berühren. Also doch! Er nahm sich einfach was er wollte.
Aber er wies ihr nur einen Stuhl an.
Otto Siebert kam ihr noch näher, bis er ganz dicht vor ihr stand. Sie fühlte sich bedrängt.
»Wir sind auf der Suche nach Anne Richter«, sprach sie schroff. Sie musste sich vorsehen. Wenn sie ihn abstieÃ, bekäme sie vermutlich keine Informationen aus ihm heraus. Wenn sie ihn aber zu nah an sich heranlieÃ, könnte der Schluss ebenfalls nach hinten losgehen. Sie fühlte sich wie auf einem Drahtseilakt â jetzt galt es, die richtige Balance zu halten. Sie richtete ihren Blick auf Sieberts FüÃe. Er trug weiÃe Sportschuhe, dazu passende weiÃe Socken, als käme er gerade von einem Tennisspiel.
»Und Sie glauben, die junge Frau hier bei mir zu finden«, sprach Siebert.
»Sie hat mit Ihnen telefoniert«, erklärte sie. »Ist es da so abwegig zu glauben, dass sie bei Ihnen war?«
»Ganz und gar nicht. Aber Anne Richter ist noch ein Kind«, kam es von Otto Siebert. »Ein trotziges Kind, um genau zu sein. Glauben Sie ernsthaft, ich hätte die Absicht, eine infantile Person wie Anne Richter hierher einzuladen?«
»Was ich glaube, spielt hier keine Rolle«, entgegnete Esther. »Aber sie war hier.«
»Ich will eine Frau wie Sie«, überging er einfach ihre Behauptung. »Sie sind jung und erfahren zugleich, hübsch und intelligent noch dazu. Ihre Ausstrahlung macht mich verrückt, denn so sehr Sie sich auch vor mir winden, genauso brennend wollen Sie Ihren eigenen Wünschen nachgeben. Ist es der Beruf, der Sie daran hindert? Das können wir ändern. Ich habe genug Geld, mehr als Sie jemals in Ihrem Beruf verdienen werden.«
»Ist das alles, was Sie mir zu bieten haben?«
Damit brachte sie Otto Siebert aus dem Konzept. Erschrocken setzte er sich auf einen Stuhl direkt vor Esther und schaute sie eine Weile konsterniert an, bis er in seine alte Form zurückfand und wieder charmant lächelte. »Sie sind die Herausforderung, auf die ich schon lange gewartet habe.«
Bingo! So viel Erfolg wollte sie gar nicht für sich verzeichnen. Dieser Mann interpretierte alles, was sie tat als Signale der bedingungslosen Ergebenheit. War das Ãberheblichkeit oder einfach nur gesundes Selbstvertrauen?
»Sie sehen nicht so aus, als wären Sie darauf angewiesen, etwas zu verbergen.« Damit versuchte sie, Siebert auf den richtigen Kurs zurückzubringen. Aber seine Reaktion fiel anders aus. Er rückte ihr noch näher und flüsterte: »Finden Sie es heraus!«
»Tue ich das nicht gerade?«
»Nein! Sie sprechen von Handys und in der Vergangenheit. Hat eine Frau wie Sie das nötig?«
»Sie müssen hart daran arbeiten, mich zu überzeugen. Hat ein Mann wie Sie das nötig?«
»Touché!«
»Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass Anne Richter Sie mehrmals auf Ihrem Prepaid-Handy angerufen â¦Â«, weiter kam sie nicht, da fragte Otto Siebert: »Was ist ein Prepaid-Handy?«
»Das sind Karten-Handys. Auf jeder Karte, die man darauf lädt, ist ein bestimmtes Guthaben, über das man verfügen kann«, erklärte Esther geduldig.
»Hochinteressant«, sprach er mit langgezogenen Vokalen. »Wie kommen Sie dazu, meine Telefonate zu überwachen?«
»Das
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