Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
Gesichtsfarbe der rothaarigen Frau lief ein wenig an. Bevor jemand ihre Verlegenheit bemerken konnte, begann sie zu sprechen.
»Ich habe leider keine Befugnis erwirken können, Otto Sieberts Konten zu prüfen.«
»Warum nicht?«
»Es liegt nichts gegen ihn vor.«
»Und das Telefonat, das Anne Richter mit ihm geführt hat?«
»Nach seinen Aussagen hat er das Handy weggeworfen. Solange wir nichts Gegenteiliges beweisen können, müssen wir ihm glauben. Jeder kann im Besitz eines Handys sein, das er im Müll aufgestöbert hat.«
»Haben wir eine Chance, seine Telefonate auf dem Vertragshandy zurückzuverfolgen?«
»Nein! Da gilt das Gleiche. Nichts deutet darauf hin, dass Otto Siebert in den Fall verstrickt ist und noch weniger, dass eine Gefahr von ihm ausgeht.«
Schnur schnaubte enttäuscht.
»Dafür haben wir Harald Steiners Handy überprüfen lassen«, ergriff Forseti das Wort. Seine Stimme klang schroff.
»Warum darf sein Handy überprüft werden und Otto Sieberts Handy nicht?«, fragte Schnur ungehalten.
»Harald Steiner ist ein Verdächtiger«, antwortete die Staatsanwältin.
»Haben Sie nicht selbst gesagt, er sei ein Opfer?«
»Er hat verschwiegen, dass er von seiner Tochter einen Anruf erhalten hat â von Anne Richter, die von der Bereitschaftspolizei die ganze Nacht und den halben Tag in einer groà angelegten Aktion gesucht wird. Damit hat er sich verdächtig gemacht.«
Die Ãberraschung war gelungen.
»Das heiÃt nicht, dass er mit ihr gesprochen hat«, schlussfolgerte Schnur. »Sollte sie sich in der Gewalt des Blutsaugers vom Limberg befinden, kann er es an sich genommen haben.«
»Oder aber, die beiden spielen ein bisschen mit uns.«
»Nein, das tun sie nicht«, widersprach Schnur so heftig, dass Forseti entrüstet die Luft einzog. »Harald Steiner ist ehemaliger Kriminalbeamter. Er hat seinen Eid auf die Verfassung des Saarlandes geschworen.«
»Ihre Loyalität zu einem Verdächtigen kann Ihnen schaden. Also passen Sie auf, über wen Sie schützend Ihre Hand halten!« Dieter Forsetis Augen funkelten böse. Sein Blick wechselte zwischen Jürgen Schnur und der Staatsanwältin hin und her.
»Meine Loyalität hat einen Grund: Steiner ist einer von uns.«
»Sie reden sich hier um Kopf und Kragen.«
Die Luft war zum ZerreiÃen gespannt. Schnur schaute jeden Einzelnen an, der an dem groÃen Tisch saÃ, von Theo Barthels zu Norbert Kullmann bis zu Erik Tenes. Die Stille lastete immer schwerer auf ihm, bis er endlich sagte: »Wir haben eine heiÃe Spur.«
Damit brachte er wieder Leben in die Versammlung.
»Wir wollten Helmut Brack vorladen und siehe da: Er ist verschwunden. Daraufhin haben wir ihn unter die Lupe genommen und festgestellt, dass alle Indizien zu ihm führen. Er kommt als Täter in Frage, weil er über die körperliche Kraft und die Fitness verfügt, weil er zu allen Tatzeiten die Zeit und die Gelegenheit hatte. Und er hat für alle ein Motiv.«
»Wir haben eine Fahndung nach ihm ausgelöst«, fügte Esther an. »Er war weder im Donze , noch auf seinem Polizeiposten, noch zu Hause in Wallerfangen in der SaarstraÃe anzutreffen. Es ist weder etwas von Urlaub oder Krankmeldung bekannt.«
»Helmut Brack scheidet als Verdächtiger aus«, konterte Forseti. »Ich sage, was zu tun ist. Blasen Sie die Fahndung nach Helmut Brack ab!«
»Die Vorladung bzw. Fahndung nach Helmut Brack erfolgte auf Ihre Anweisung hin«, gab Schnur zu verstehen.
»Und jetzt lautet meine Anweisung: Harald Steiner wird observiert«, gab Forseti unfreundlich zurück. »Er ist unser Hauptverdächtiger, weil er neben den körperlichen Voraussetzungen auch die Ortkenntnis besitzt, sich als Jäger mit Fallen genauso gut auskennt und ebenfalls ein Motiv hat. Der Notlage seiner Tochter müssen wir auf den Grund gehen. Entweder, sie ist bei ihm, und Steiner lenkt uns alle von seinem rechtswidrigen Vorhaben ab, indem er ihre Entführung fingiert. Oder sie ist wirklich in Not und er will einen Alleingang machen â mit dem Hintergedanken, sich als ehemaliger Polizist das Recht herauszunehmen, Selbstjustiz zu üben.«
»Welches Verbrechen sollte Steiner planen?«, fragte Schnur.
»Den dritten Mann bei der Entführung von Moritz Siebert unschädlich zu machen«, antwortete
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