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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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stieg in seinen Wagen und fuhr in schnellem Tempo los.
    Micky kroch aus seinem Versteck. Er fror entsetzlich und war heilfroh, dass sein Freund gerade jetzt losfuhr. So konnte er sich ihm in den Weg stellen, damit er ihn sah und einsteigen ließ.
    So geschah es auch.
    Lässig, wie er es von Steiner abgeguckt hatte, stemmte er eine Hand in die Seite, mit der anderen winkte er seinem Freund zu.
    Hastig bremste Steiner ab, öffnete die Beifahrertür und rief: »Was soll das? Beinahe hätte ich dich überfahren.«
    Â»Nimmst du mich mit?«
    Â»Natürlich, steig ein!«

    Mit leisem Brummen passierte der Wagen das gusseiserne Tor und bog in den Waldweg ein, der serpentinenartig ins Dorf hinunterführte. Im Schritttempo musste Steiner fahren, damit er in den engen Kurven nicht zu dicht an den Hang geriet und in die Tiefe stürzte.
    Â»Ich fahre Moritz abholen«, sprach Steiner in die Stille.
    Â»Wo ist Moritz?«
    Â»Er ist in der Tierklinik, weil er sich verletzt hat.«
    Â»Verletzt? Aber Moritz ist doch so schlau. Wie kann er sich verletzen?«
    Steiner erzählte Micky von dem gescheiterten nächtlichen Einsatz, ohne sich sicher zu sein, ob Micky alles verstand. Aber der Junge überraschte ihn. Kaum hatte er geendet, rief Micky: »So etwas Gemeines. Wie kann mein Vater so was tun?«
    Â»Dein Vater steckt nicht dahinter. Wie kommst du darauf?«
    Â»Er schimpft immer nur, dass du schlecht bist. Er will nicht, dass ich mit dir befreundet bin. Aber ich lasse mir von ihm nichts mehr sagen. Immer, wenn er nicht aufpasst, klettere ich aus dem Fenster und laufe weg.«
    Steiner spürte schon wieder das Unbehagen, das ihn begleitete, wenn er von Micky erfuhr, auf welchen Widerstand die Freundschaft der beiden unterschiedlichen Männer stieß. Damit heizte Steiner den Hass und die Angriffslust seiner Feinde noch mehr an, als er brauchen konnte. Aber er mochte den Jungen. Die Zwiespältigkeit dieser Gefühle machte ihn unentschlossen. Würde sich etwas ändern, wenn er Micky fortschickte? Diese Frage stellte er sich nicht zum ersten Mal. Aber jedes Mal, wenn er den Jungen anschaute, wenn er die Offenheit, die Herzlichkeit und die Entschlossenheit in seinem Gesichtsausdruck sah, spürte er, dass er es nicht übers Herz brachte, ihn wegzuschicken. Gleichzeitig spürte er, dass diese Entscheidung nicht bei ihm allein lag. Die Freundschaft zu Micky hatte auch eine andere Seite. Steiner erinnerte sich an ein Gespräch mit einer Psychologin, das er nach seinem gescheiterten Einsatz geführt hatte. Sie hatte ihm erklärt, dass Menschen wie Micky über ein anderes Verhaltensmuster verfügten, über eine klare, einfache Struktur – ohne Abweichungen. Für sie galten nur zwei Regeln, gut oder schlecht, schwarz oder weiß, Liebe oder Hass. Wenn sie sich einmal zu einer Meinung oder einem Gefühl zu einem anderen Menschen durchgerungen hatten, hielten sie unerschütterlich daran fest. Gegen soviel eiserne Entschlossenheit war Steiner machtlos, und nicht nur weil er Mickys Gefühle nicht verletzen wollte, sondern weil er selbst das Gefühl von Vertrautheit und Verantwortung gegenüber diesem Jungen, der niemals erwachsen wurde, nicht missen wollte.
    Sie näherten sich der Tierklinik in Altforweiler.
    Bei Tageslicht sah der Gebäudekomplex groß und eindrucksvoll aus. Micky riss vor Staunen die Augen weit auf und rief: »Da war Moritz eine ganze Woche?«
    Steiner nickte.
    Â»War er sehr krank?«
    Wieder nur ein Nicken.
    Â»Bist du traurig deswegen?«
    Steiner stellte den Wagen ab, schaute in Mickys rundes Gesicht und antwortete: »Natürlich bin ich traurig. Moritz ist ein alter Hund. Er hat einen schöneren Lebensabend verdient.«
    Micky schluckte.
    Sie betraten das Klinikgebäude. An der Empfangstheke trafen sie sofort auf die Tierärztin, die Moritz behandelt hatte.
    Â»Ihr Hund ist wohlauf«, begrüßte sie die beiden. »Darf ich Ihrem Sohn die Hundeleine anvertrauen?«
    Mit dieser Reaktion fühlte sich Steiner überrumpelt. Sollte er sich geschmeichelt fühlen oder bei der Wahrheit bleiben?
    Â»Micky ist nicht mein Sohn. Er ist mein Adjutant.«
    Micky strahlte über sein pausbackiges Gesicht, als er den überzeugenden Tonfall mitschwingen hörte, in dem Steiner ihr erklärte, wer er war.
    Etwas verwirrt schaute die Tierärztin drein, fing sich rasch und führte die beiden zu einem

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