Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
Theorie aus dem Kopf!«
Micky stieg aus dem Wagen und rief aufgebracht: »Steiner tut keinem weh.«
»Steiner nennt er dich?« Verblüfft schaute Schnur den Förster an. »Ich dachte, er wäre dein Freund.«
»Ist er ja auch«, gab Steiner kurz angebunden zurück.
»Warum nennt er dich nicht beim Vornamen?«
»Vielleicht passt der Name besser zu meiner Persönlichkeit. Erinnert an den Steiner, der für seine Tapferkeit im Zweiten Weltkrieg das Ritterkreuz bekam. Das ist ein Vergleich, der mir gefällt.«
»Schön, dass du dich als Helden siehst«, brummte Schnur. »Ich will dir nur mitteilen, dass wir die Ermittlungen auch auf die Dorfbewohner konzentrieren. Das Blendgatter ist der erste Beweis in diese Richtung.«
Inzwischen stand Moritz vor dem Auto. Sein knochiger Körper zitterte.
»Der Hund muss ins Haus«, bestimmte Micky. Ohne auf Steiners Aufforderung zu warten, nahm er den Hund am Halsband und brachte ihn hinein.
»Und wer bekommt jetzt Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit?«, wandte sich Steiner an Esther.
Sie reagierte sofort auf seine Anspielung: »Sie natürlich! Was ich von Ihnen unbedingt wissen möchte, ist, ob Sie Markus Darren in letzter Zeit gesehen haben.«
Enttäuscht verzog Steiner seine Miene zu einer Grimasse.
Esther lachte.
Schnur stellte sich zwischen die beiden, damit keiner von ihnen vergaÃ, warum sie hier waren. »Also, was ist mit dem Boss?«
»Keine Ahnung, wo der steckt. Ich habe von seinem Verschwinden erst erfahren, als ich in der Papeterie Kern meinen Kaffee trank.«
»Die Ermittlungen stocken. Er ist die einzige Spur zu Bernd Schumachers Mörder. Kann er sich irgendwo auf dem Limberg verstecken?«
»Natürlich kann er dort einen Unterschlupf finden, den ich nicht kenne. Er ist in Wallerfangen aufgewachsen â ich nicht. Nach Kerns InformaÂtionen über Helmut Brack, traue ich den Jungs alles zu.«
»Von seinen Fallen weià hier im Dorf jeder«, hielt Schnur dagegen.
»Wissen die auch, dass er knapp einer Anzeige wegen schwerer Körperverletzung entgangen ist?« Endlich hatte er Schnurs ungeteilte Aufmerksamkeit. »Und das nur, weil er bereit war, eine hohe Summe Schmerzensgeld zu zahlen.«
»Wir reden hier aber nicht über Fallen-Helmut, sondern über den Boss«, erinnerte Schnur.
»Es könnte trotzdem wichtig für deine Ermittlungen sein. Ich wurde vor ihm gewarnt, was ich als bedeutsam ansehe. Bringt dich das nicht auf den Gedanken, Helmut Brack nach dem Boss zu fragen?«
»Wer hat dich gewarnt?«
»Rolf West.«
Jürgen Schnur stand die Sprachlosigkeit ins Gesicht geschrieben.
Der Dienstwagen rollte durch den groÃen Hof, passierte das Tor und verschwand aus seinem Blickfeld.
Micky tauchte neben Steiner auf, schaute ihn mit groÃen Augen an und verkündete leise: »Moritz schläft.«
Steiner klopfte ihm dankbar auf die Schulter.
»Was machen wir jetzt?«
»Wir fahren zur Scheune«, antwortete Steiner. »Heute beginnen die Renovierungsarbeiten. Das alte Gemäuer muss bis zur Treibjagd fertig sein, weil wir dort das Wild verblasen wollen.«
Eifrig stieg Micky in den grünen Jeep Cherokee ein und wartete darauf, dass sein Freund ihm folgte.
Steiner kehrte ins Haus zurück, um einen Blick auf seinen Hund zu werfen. Zu seiner Ãberraschung traf er die Haushälterin an.
»Ernst Barbian hat meine Kündigung nicht akzeptiert«, erklärte sie.
»Das ist aber nett von ihm.«
»Er weiÃ, dass ich das Geld dringend brauche.«
»Und, dass ich Sie dringend brauche«, fügte Steiner mit seinem charmantesten Lächeln an, das er aufbringen konnte.
Der Weg zur Scheune führte steil bergauf.
An den Seiten lagen dicke Holzstämme abholbereit, wodurch das Passieren seines breiten Geländewagens zum Balanceakt wurde. Gleich hinter der ersten Kurve stieÃen sie auf einen Waldarbeiter, der mit seinem mobilen Sägewerk bergab fuhr. Es war Oliver West, Mickys Bruder.
Steiner ahnte das Schlimmste. Und so kam es auch. Die Situation zwang die beiden Fahrer anzuhalten, damit einer dem anderen den Weg freimachte. Oliver West demonstrierte, dass er nicht derjenige sein würde. Er stellte seinen fahrbaren Untersatz auf dem Schotterweg ab und schaltete den Motor aus. Erst als sie sich dicht gegenüberstanden, erblickte Steiner die schwarz gekleidete Frau, Anne Richter
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