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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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seinem Haus auf dem Limberg gekommen.
    Er ahnte, dass Rolf West auf Helmut Brack gestoßen war, nachdem Steiner sich zu seiner Riesendummheit hatte hinreißen lassen.
    Vorsichtig durchquerte er den Hof.
    Rolf West war verschwunden.
    Als er das Tor am Eingang zur Südseite passierte, konnte er ihn auch nicht sehen. Es war kein Auto weggefahren. Das hätte er gehört. Der Mond erleuchtete die Wege. Dort war niemand. Zwischen den Bäumen herrschte pechschwarze Nacht.
    Er ärgerte sich über sich selbst. Was Alkohol anrichtete! Da hatte sich Rolf West ihm gegenüber nach mehr als fünfzehn Jahren einmal loyal verhalten, und was machte Steiner? Fiel ihm in den Rücken, indem er Helmut Brack noch am gleichen Tag damit konfrontierte. Er hatte jegliche Taktik im Umgang mit Menschen verlernt, die ihm bei der Polizei eingedrillt worden war. Das verdankte er wohl seinem Einsiedlerdasein im Wald bei den Tieren.

Kapitel 16
    Micky saß nun schon den siebten Tag hinter den eckig zurechtgestutzten Buchsbaumhecken und behielt jede Bewegung Steiners im Auge. Steiner war sein Freund – sogar noch viel mehr. Er rieb sich am Handgelenk über die kleine Narbe, die ihm viel bedeutete. Steiner und er waren Blutsbrüder, wie die Indianer das in den Filmen immer machten. Micky wusste, dass das Versprechen für ein ganzes Leben galt, das sagten sie im Fernsehen nämlich auch. Deshalb hoffte er, dass Steiner ihm irgendwann sagen würde, wo Moritz steckte. Aber in letzter Zeit benahm sich Steiner so unfreundlich. Micky hatte Angst, Steiner könnte böse auf ihn sein, weil Micky ihm den Hund nicht wiedergebracht hat. Dabei wusste er doch gar nicht, wo Moritz steckte. Nur, wie sollte er das seinem besten Freund sagen? Er wollte auf keinen Fall, dass Steiner ihn für einen Lügner hielt. Dabei vermisste er Moritz ganz fürchterlich. Steiner schickte den Hund bestimmt nicht einfach weg. Er hatte ihn selbst viel zu gern. Und von allein würde Moritz auch nicht gehen. Dafür hatte der Hund es viel zu gut bei Steiner.
    Genauso wie Micky.
    Steiner hatte ihn zu seinem Adjutanten befördert!
    Bei Steiner durfte er hinaus in den Wald, so viel er wollte – durfte alles machen, was ihm gefiel. Niemand verbot ihm etwas. Seine Mama ließ ihn noch nicht einmal eine tote Maus begraben, da schrie sie schon laut herum. Bei Steiner durfte er sogar große Tiere begraben.
    Sie brauchten doch ein Grab. Ein Tier hatte auch eine Seele und musste einen Platz haben, wo sie auferstehen konnte. So hatte ihm das der Pfarrer in der Kirche erklärt. Zwar nur bei den Menschen. Aber warum sollte das bei Tieren anders sein? Moritz zum Beispiel war so schlau, tat alles, was Steiner von ihm verlangte, war immer ehrlich und meldete, wenn er ein Stück Wild gefunden hatte. Natürlich hatte so ein Tier eine Seele.
    Seit Tagen hatte Steiner ihn nicht mehr zum Frühstück eingeladen, bei Nutella und Marmelade. Bei ihm durfte er so viel essen, wie er wollte. Seine Mutter wollte immer, dass er aufhörte, wenn es gerade am besten schmeckte. Sie sprach davon, er sei zu dick – würde zu viel Gewicht mit sich schleppen. Aber das stimmte nicht. Er konnte überall hin rennen, konnte auf Bäume klettern, in Schluchten hinabsteigen, über Baumstämme balancieren, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Das konnte doch nicht zu viel sein, was er mit sich herumschleppte. Das würde er doch merken.
    Steiner sagte immer, dass sie die besten Freunde seien. Aber in letzter Zeit nicht mehr. In letzter Zeit ging Steiner allen aus dem Weg – auch ihm. Bestimmt hatten die Männer im Dorf damit zu tun. Sie waren so gemein zu ihm. Und sein Vater am gemeinsten. Das war es wohl, was Steiner wütend machte. Micky konnte das gut verstehen. Deshalb war er sich ganz sicher, dass Steiner seine Hilfe brauchte. Micky musste ihm sagen, dass er nicht wie sein Vater war. Vielleicht half ihm das, wieder besser gelaunt zu sein. Aber wie sollte er es ihm sagen? Wenn Steiner nicht zu ihm kam, musste er eben zu Steiner gehen. In seinem Rucksack hatte er Schokolade, die er mit ihm teilen wollte, und einen Knochen für Moritz. Wenn er Steiner den Knochen zeigte, würde er ihm bestimmt sagen, wo der Hund war.
    Es begann zu nieseln.
    Zum Glück hatte er seine Regenjacke an. Er zog die Kapuze über den Kopf und harrte weiter in seinem Versteck aus.
    Endlich geschah etwas.
    Steiner verließ mit großen Schritten das Haus,

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