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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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gestoßen, den Mann, dem Moritz sein Leid verdankte. Es war kein wohlüberlegter Schachzug gewesen, in seiner Verfassung Alkohol zu trinken. In einem Moment der Schwäche hatte Steiner sich dazu hinreißen lassen, Helmut Brack der Hinterhalte zu beschuldigen, gegen die er seit Monaten auf dem Limberg ankämpfte. Dabei war ihm herausgerutscht, wem er die Information verdankte, was alles noch schlimmer machte. Nun wusste Helmut Brack Bescheid.
    Diese Gedanken rüttelten ihn noch mehr auf. Mit offenen Augen lag er da, starrte die hölzerne Decke an. Die Geräusche der Nacht drangen durch das geöffnete Fenster. Der Vollmond spendete so viel Licht, dass er am Himmel die Wolken vorüberhuschen sehen konnte. Der Ruf »Kuwitt« eines Käuzchens, der gerne als »Komm mit« verstanden wird, schreckte ihn auf. Diesem Ruf haftete etwas Düsteres an. Kein Wunder, dass dieser Vogel im Volksmund oft als Todesbote bezeichnet wurde. Obwohl Steiner wusste, dass das alles nur Gerede war, fühlte er sich bemüßigt, aufzustehen und sich ans Fenster zu stellen.
    Wer wollte ihn in dieser Nacht zu sich holen?
    Als wäre es die Antwort auf seine Frage, hörte er Schritte.
    Erschrocken wich er zurück, schloss das Fenster, zog sich an. In der Dunkelheit eilte er zu einem der Fenster, die zur hinteren Felswand zeigten. Dort kletterte er hinaus. Lautlos bewegte er sich am Haus vorbei in eine geschützte Ecke, von der aus er den Hof überblicken konnte. Der Mond schob sich zwischen Wolken hervor, ließ die Nacht taghell werden. Er konnte alles deutlich sehen.
    Dort war niemand. Hatte er sich getäuscht?
    Er verharrte in seinem Versteck.
    Da hörte er es wieder. Ein leises Knacken, als sei jemand auf einen dürren Ast getreten. Aber der Hof lag verlassen da. Der Mond verschwand hinter einer Wolke, Dunkelheit umhüllte ihn. Er strengte sich an zu hören, wo sich sein Gegner aufhielt. In der Stille der Nacht konnte er jedes Geräusch wahrnehmen, das nicht dorthin gehörte.
    Plötzlich hörte er einen Schlag und einen lauten Schrei.
    War sein Feind gestolpert? Er verließ seinen sicheren Beobachtungsposten. Der Mond erwischte eine Lücke zwischen den Wolken, erleuchtete den Hof in fahlem grauem Licht. Direkt neben seinem Schlafzimmerfenster erblickte er zwei Männer. Sie kämpften erbittert.
    Wieder wurde es dunkel. Die Gelegenheit nutzte Steiner, sich unbemerkt den beiden Streithähnen zu nähern. Als er am Brunnenhaus ankam, das ihm guten Sichtschutz bot, tauchte der Mond auf und beleuchtete die Szene von neuem. Deutlich erkannte er das blasse Gesicht von Rolf West, der unter einer schwarzen Gestalt lag, die eine Hand drohend über ihm erhob. Eine lange Messerklinge blinkte im Mondschein.
    Steiner rief entsetzt: »Rolf! Pass auf!«
    Mit einem Satz sprang er auf die beiden zu. Der Fremde zog seine Hand mit dem Messer zurück, richtete sich auf und rannte los. Mit schnellen Schritten steuerte er den Ausgang zur Nordseite an. Steiner wusste, dass dort ein zwei Meter hohes Gittertor den Weg versperrte. Über dieses Hindernis konnte niemand fliehen. Also würde er schon bald dem Gegner Auge in Auge gegenüberstehen – und der sah bedrohlich aus. Zuerst warf er einen Blick auf Rolf West, der immer noch auf dem Boden lag. Verzweifelt schrie der Alte: »Verschwinde, wenn du an deinem Leben hängst!«
    Steiner dachte nicht daran zu fliehen. Im Gegenteil: Er nahm die Verfolgung auf, gelangte an das hohe Tor und stellte sich auf einen Kampf ein. Aber es kam anders. Der große, schlanke Mann setzte zu einem Sprung an, bekam das obere Ende des Tores zu greifen und schwang sich mit einem eleganten Hechtsprung über die hohen Stangen. Auf der anderen Seite landete er mit einer Leichtfüßigkeit auf dem Boden, als habe die Erdanziehungskraft keine Wirkung auf ihn. Steiner stoppte an den Gitterstäben. Er konnte nur staunend zusehen, wie die Silhouette mit der Dunkelheit verschmolz.
    Das übertraf seine kühnsten Vorstellungen. Sogar in seinen besten Zeiten wäre ihm solch ein Sprung nicht gelungen.
    Einerseits überrascht, andererseits erleichtert, dass er nicht gegen diesen rätselhaften Feind ankämpfen musste, drehte er sich um und richtete seinen Blick auf den Platz vor dem Schlafzimmerfenster, wo Rolf West überfallen worden war. Ihn durfte er auch nicht vergessen. In guter Absicht war der bestimmt nicht mitten in der Nacht zu

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