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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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Büro. Nachdenklich blickte Townshead dem davon stapfenden Hünen durch die beschlagene Fensterscheibe nach, bis er hinter den Schneeflocken verschwunden war.
      „Unheimlicher Kerl“, murmelte er. Er beschloss, den Jäger lieber ein wenig im Auge zu behalten. Dann nahm er seinen Mantel und begab sich zum Haus der Buteaus.

 
    Kaum war Jonathan ins Freie getreten, zerrten die frostigen Elemente an seiner Kleidung. Die Häuser auf der anderen Straßenseite bildeten nicht viel mehr als diffuse Schatten, die hin und wieder schemenhaft zwischen den wirbelnden Flocken hervortraten. Das spärliche Licht der Laternen vermochte kaum die Straße zu erhellen. Der Jäger zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, hängte sich den schweren Rucksack, den er vor dem Büro stehen gelassen hatte, über die Schulter und stapfte, gegen den peitschenden Wind gebeugt, über die Straße. Deutlich spürte er den Blick des Marshalls in seinem Rücken. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Mundwinkel und er versuchte, das Kribbeln in seinem Rücken zu ignorieren.
      Im Foyer der kleinen Pension erinnerte ihn ein schwer in der Luft hängender Duft gebratenen Fleisches an seinen leeren Magen. Im hinteren Teil des Foyers führte eine Treppe zu den Gästezimmern nach oben. Links und rechts befanden sich je zwei Türen, drei davon waren geschlossen, durch die offene drangen die verheißungsvollen Düfte und das Brutzeln von heißem Fett und bratendem Fleisch. Jonathan lehnte den Rucksack vorsichtig gegen ein Sideboard, auf dem eine Tischglocke stand. McLeary öffnete seinen Mantel und schlug auf die Glocke.
      „Einen Augenblick, ich komme gleich“, antwortete eine sinnliche Frauenstimme.
      „Lassen Sie sich ruhig Zeit, Ma'am“, brummte Jonathan und setzte sich in einen mächtigen Ledersessel, der wie ein altertümlicher Wächter zwischen den beiden rechten Türen, dem Sideboard gegenüber stand. Er brauchte sich nicht lange zu gedulden, nach nur wenigen Minuten erschien die Besitzerin der sinnlichen Stimme und lächelte dem Jäger ins Gesicht.
    Jonathan stand gerade im Begriff, sich zu erheben, als er inmitten der Bewegung erstarrte. Tonlos formten seine Lippen ein Wort. Miriam!
      Ihm schien, als stünde ein zu Fleisch und Blut gewordener Geist vor ihm, so als wäre Miriam nicht schon vor langer Zeit ermordet worden, sondern als hätte sie all die Jahre hier gelebt und sich zu einer reizvollen, selbstbewussten Frau entwickelt.
      Die Frau stutzte kurz und runzelte fragend die Stirn. Sie mochte zwischen dreißig und vierzig Jahre alt sein. Das blonde Haar war ordentlich hochgesteckt, dennoch hatten sich einige widerborstige Strähnen gelöst und hingen ihr ins Gesicht. Erneut lächelnd sagte sie, ihre Hände dabei an der Schürze abwischend: „Guten Abend, Mister. Entschuldigen Sie die Aufmachung, aber bei dem Wetter hatte ich wirklich nicht damit gerechnet, noch Gäste zu bekommen.“
      „Macht nichts“, quetschte Jonathan hervor. Plötzlich durchlief ein unmerkliches Beben den riesigen Körper, ein schwermütiges Grunzen drang aus der Tiefe seines Brustkorbs, schließlich sank sein Kopf kraftlos vornüber und die bebenden Glieder kamen zur Ruhe.
      „Fehlt Ihnen etwas, Mister?“
      „Nein“, mühsam schüttelte Jonathan den Kopf und stützte eine Hand auf die Armlehne. „Bin nur ein wenig erschöpft, war 'n langer Marsch von Dawson hierher“, sagte er ausweichend, sah auf und zwang sich zu einem müden Grinsen. Schließlich sah die Frau Miriam nur ähnlich, hatte nichts mit ihr gemein.
      Seine Schwäche überspielend, erhob sich Jonathan, deutete eine Verbeugung an und allmählich gewann sein Gesicht wieder seinen typischen undurchschaubaren Ausdruck. Dann sagte er: „Tut mir leid, Ma'am, ich wollte Ihnen keinen Schrecken einjagen. Mein Name ist Jonathan McLeary, hab' mir die letzten Tage wohl ein bisschen zuviel zugemutet. Ich hätte gern ein Zimmer für eine Nacht und vielleicht eins der herrlich duftenden Steaks und, ich will wirklich nicht aufdringlich sein, aber ein Bad wäre sicher auch nicht schlecht.“ Fast schon schockiert, staunte Jonathan über sich selbst. Selten sagte er so viel in nur einem Atemzug.
      „Na, einem Mann mit Appetit und dem Wunsch nach Sauberkeit kann es nicht wirklich schlecht gehen“, lachte die Frau und reichte Jonathan die Hand. „Sally Dickins, mir gehört diese Pension. Zurzeit habe ich nur zwei weitere Gäste, es ist daher auf jeden Fall etwas für Sie frei, Mister McLeary.

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