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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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gehabt, ihn über die Runden zu bringen. Im Fieberwahn faselte er immer wieder von einer fürchterlichen Bestie, schrie und tobte. Der Doc war gezwungen ihn am Bett festzubinden, sonst hätte er sich noch schlimm verletzt.“ Pete kramte erneut in seinem Schreibtisch. Endlich fand er eine Zigarre im hintersten Winkel einer Schublade, biss eine Spitze ab und spie sie achtlos zu Boden. Dabei beäugte er McLeary, doch weiterhin zeigte sich keinerlei Ausdruck auf dessen Zügen.
      „Nachdem das Fieber gefallen war und der Marshall wieder zu Bewusstsein kam, sagte er gar nichts mehr, saß nur da und glotzte dämlich vor sich hin. Seither hören die Gerüchte über den Teufelswolf nicht mehr auf. Immer mehr wollen ihn gesehen haben. Die einen behaupteten, der Wolf wäre so groß wie ein Pferd, könne doppelt so schnell laufen, andere schworen, er hätte sich vor ihren Augen in Luft aufgelöst und keine Fährte hinterlassen. Woanders hingegen, fanden sie sich. Unverkennbare Wolfsspuren, nur eben viermal größer, als bei einem gewöhnlichen Wolf. Derlei Geschichten hören Sie hier inzwischen überall. Tatsache ist jedoch, dass der Wolf das Vieh der Farmer reißt und Jäger, die seiner Fährte folgten, verschwanden. Letzten Sommer taten sich die Farmer und Goldsucher schließlich zusammen und setzten eine Prämie auf das Fell des Wolfes aus“, der Marshall entzündete ein Streichholz und schmauchend lehnte er sich in seinen Stuhl zurück.
      „Nun, Mister McLeary, Sie sind der dreizehnte Fremde, der sich die zweitausend Dollar verdienen möchte. Was aus den anderen wurde, wissen Sie jetzt“, sarkastisch grinsend paffte Pete an seiner Zigarre. Jonathan stellte die leere Tasse auf den Schreibtisch.
      Zur Überraschung Petes grinste er ebenfalls, als er kopfschüttelnd antwortete: „Verschwunden, nehme ich an. Euer Wolf ist ja eine richtige Herausforderung. Wir werden sehen. Noch etwas, Marshall.“
      Bei den letzten Worten versteinerten McLearys Gesichtszüge abermals. Dann fischte er wortlos ein vergilbtes und abgegriffenes Blatt Papier aus seiner Brusttasche. Als er es auseinandergefaltet vor Pete Townshead auf den Schreibtisch legte, sagte er: „Den hier in letzter Zeit gesehen? Soll sich angeblich in der Gegend herumtreiben.“
      Pete betrachtete das Gesicht auf dem Steckbrief, eine lange Narbe entstellte es wie ein groteskes Mahnmal. Den Typen hatte Pete noch nie gesehen und so alt wie der Steckbrief offensichtlich war, konnte es gut möglich sein, dass der Gesuchte schon längst das Zeitliche gesegnet hatte.
      „Nein“, kopfschüttelnd blickte er McLeary in die Augen. Auftauendes Eis und Schnee tropften noch immer von dessen Bart auf den Boden. „Sie sind also Kopfgeldjäger?“
      „Nein.“
      „Ist dann wohl ein alter Bekannter von Ihnen?“, Pete deutete auf den vergilbten Steckbrief.
      „Kann man so sagen“, knurrte der Hüne. „Das Gesindel, von dem Sie vorhin sprachen, kommen die ab und zu in die Stadt?“
    Pete nickte: „Ab und zu, um Vorräte und Munition zu kaufen, bleiben aber nie sehr lange. Ihren Narbigen hab' ich jedenfalls nicht bei denen gesehen, wenn Sie darauf anspielen.“
      Jonathan faltete den Steckbrief sorgfältig zusammen und schob ihn in seine Tasche zurück. „Wo kann man hier günstig übernachten und vielleicht auch etwas essen und baden?“
      „Praktisch überall, doch empfehle ich Ihnen Sallys Pension, schräg gegenüber. Können Sie gar nicht verfehlen, ist direkt neben dem Bezirksbüro.“
      „Danke.“
      McLeary wollte sich gerade abwenden, da erhob sich der alte Marshall und sagte: „Eins noch, Mister McLeary.“
      „Ja?“
      „Wir haben hier nichts gegen Fremde, doch gegen Störenfriede wissen wir uns durchaus zu wehren. Solche Zustände wie sie vor einigen Jahren in Skagway, Dawson oder Nome an der Tagesordnung waren, dulden wir nicht. Hier leben viele Familien und wir schätzen ein geordnetes und bürgerliches Leben. Ich werde mich bei Frank nach Ihnen erkundigen, Mister McLeary. Haben wir uns verstanden?“
      „Keine Sorge. Nach einem Bad und einer Nacht in einem weichen Bett, haben Sie mich wieder los. In welcher Richtung wurde der Wolf das letzte Mal gesehen?“
      „Is' schon ein Weilchen her, war noch vor den Stürmen. Doch wenn Sie sich südlich der Tananaebene halten, werden Sie früher oder später auf seine Spuren stoßen.“
      McLeary nickte wortlos, schob sich die Kapuze über den Kopf, wandte sich um und verließ das

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