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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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Jonathan, der nicht die geringste Lust verspürte, den Tisch mit den ihm unsympathischen Männern zu teilen, wollte sich gerade erheben, da fragte ihn Maloy über die Wegbeschaffenheit nach Dawson und wie er die Chancen sähe, durchzukommen. Normalerweise hätte Jonathan die Frage überhört, doch der gespannte Blick Sallys, die ihn nun ebenfalls erwartungsvoll ansah, machte es ihm unmöglich eine Antwort schuldig zu bleiben.
      So blieb er sitzen und sagte, ohne Maloy direkt anzusehen: „Nun, Mister, ich schätze, Sie sind an die Strapazen, die ein Marsch durch die Wildnis so mit sich bringt, nicht gewohnt. Schon gar nicht bei dieser Witterung. Selbst ich würde es im Moment nicht noch einmal versuchen. Ich hatte verdammtes Glück. An Ihrer Stelle würde ich mich gedulden, bis der Valdez Trail frei ist und über Skagway nach Dawson auf dem Schienenweg fahren. Oder Sie warten solange, bis Tanana und Yukon eisfrei sind und nehmen dann eins der Flussboote. Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich kann es kaum erwarten in ein heißes Bad zu steigen.“
      „Sie glauben also, ich hätte nicht viel Chancen, Mister McLeary? Halten mich für weich oder gar für einen Schlappschwanz, wie?“, entgegnete Maloy drohend leise. Jonathan hob den Kopf und blickte das erste Mal ins Gesicht des Spielers.
      „Aber natürlich Mister McLeary, wie unhöflich von uns. Entschuldigen Sie bitte“, mischte sich nun Sally ein. Spürbar hing die plötzlich aufgetretene Spannung zwischen den beiden Männern im Raum und auf jeden Fall wollte Sally einen Streit zwischen ihren Gästen verhindern. Ohne den Männern Gelegenheit zu geben etwas zu erwidern, erhob sie sich. „Sie müssen unsere Unhöflichkeit entschuldigen, Mister McLeary. Sie sind seit Monaten der erste Fremde, der bei uns eintrifft. Wir leben sozusagen wie auf einer Insel. Sie können uns ja morgen erzählen, was es Neues in der Welt gibt. Kommen Sie, Mister McLeary, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer und dann können Sie mir helfen, heißes Wasser ins Badezimmer zu tragen.“
      „Natürlich, Ma'am“, entgegnete Jonathan mit einem dankbaren Lächeln zu Sally, erhob sich ebenfalls und mit übertriebener Höflichkeit wünschte er den beiden Männern noch eine angenehme Nacht. Maloys frostiger Blick folgte Jonathan, der Spieler beließ es aber dabei.
      „Sie sind kein geselliger Mann, nicht wahr, Mister McLeary?“, sagte Sally, nachdem sie gemeinsam die Eimer dampfenden Wassers ins Badezimmer getragen hatten.
      „Allerdings, Ma'am. Ich bin Gesellschaft nicht gewohnt.“ Einen Augenblick streiften sich beider Blicke – schlagartig durchfuhr Jonathan die Erinnerung an die Augen Miriams. Benommen schüttelte er den Kopf.
      „Was ist mit Ihnen, Mister McLeary? Das ist nun schon das zweite Mal, dass Sie mich so seltsam ansehen. Erzählen Sie mir bitte nicht schon wieder, das käme vor Erschöpfung. Also, was denken Sie, wenn Sie mich so ansehen?“
      Die Offenheit Sallys überraschte Jonathan, nur wenige Menschen gingen die Dinge so direkt an wie diese Frau. Und was sprach dagegen, ihr gegenüber ebenso offen zu sein? So setzte er sich an den Rand der Wanne, fuhr sich mit der Rechten übers Gesicht, sah dann seine Gastgeberin an und sagte: „Sie erinnern mich an jemanden. Nein, das ist nicht genug. Was mich überrascht, ist, dass sie genauso aussehen wie ...“
      Kopfschüttelnd, dabei den Blick nicht von Sallys nehmend, verstummte der Jäger.
      Sally wusste nicht, was sie darauf entgegnen sollte. Verwirrt griff sie nach den erstbesten Worten. „Tut mir leid. Ergibt sich daraus irgendein Problem für Sie?“
      „Keineswegs, Ma'am. Es verwirrt mich nur. Sie sind eine außergewöhnliche Frau.“
      Sally, die sich mittlerweile wieder gefangen hatte, ging nicht darauf ein. Sie wollte wissen, woran sie mit diesem, milde ausgedrückt, sonderbaren Hünen war: „Ist es zuviel verlangt, wenn ich Sie frage, wem ich so verdammt ähnlich bin?“
      Kurz hielt der Jäger den Atem an, dann, als wenn er ihre Frage nicht gehört hätte: „Führen Sie diese Pension alleine? Gibt es keinen Mister Dickins?“
      „Antworten Sie auf Fragen immer mit Gegenfragen? Sie brauchen nichts erzählen, wenn Sie nicht wollen, doch bitte ich Sie darum, in meinem Haus keinen Streit mit den anderen Gästen anzufangen. Unter uns, mir ist Mister Maloy nicht sonderlich sympathisch, doch bezahlt er gut und meinetwegen kann er mich mit den Augen ausziehen, solange es ihm beliebt. Ich kann ganz gut

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