Coogans Fluch (German Edition)
geschmeckt“, entgegnete McLeary. Es war in jenen Zeiten nicht unüblich, in der Not seine Hunde zu verspeisen. Plötzlich straffte sich seine Gestalt und ein flüchtiges Lächeln erschien auf seinen Lippen, als McLeary leise sagte: „Lebt Frank Buteau noch in der Stadt?“
Pete hob die Augenbrauen. Frank Buteau genoss hohes Ansehen unter den Bürgern Fairbanks. Er hatte sich einst einen Namen als erfahrener Prospektor gemacht, doch seit ihn das Alter gezwungen hatte, das Wanderleben aufzugeben, verbrachte er seine Tage bei der Tochter am Rande der Stadt.
„Frank wird Ihnen alles erzählen, was es über mich zu wissen gibt“, fügte McLeary hinzu, als der Marshall ihn nur fragend ansah.
„Wenn Frank Buteau tatsächlich für Sie bürgt, Mister McLeary, bin ich zufrieden. Freunde Franks sind in der Regel auch unsere Freunde“, entgegnete Pete, dennoch blickte er weiterhin misstrauisch in die Augen des Jägers. Er glaubte, sich vage an eine der vielen Geschichten des alten Buteau zu erinnern, in der dieser eines seiner Abenteuer mit einem riesigen Kerl bestanden haben wollte. Durchaus möglich, dachte Pete, dass McLeary jener Riese ist.
„Wollten Sie mir nicht erzählen, was Sie über den Wolf wissen, Marshall?“ Mit undurchdringlicher Miene lehnte sich McLeary im Stuhl zurück.
„Nun gut, Mister. Dieser Wolf ist in der Gegend eine Legende. Vor zwei Jahren fand Coogan, ein ehemaliger Prospektor, der sich ziemlich abgelegen eine Farm und Hundezucht aufgebaut hatte, verlassene Stollen auf seinem Land. Er kam hier an und tönte herum, dass er steinreich wäre. Genaues sagte er allerdings nicht, nur was von einer Goldmine, unermessliche Ergiebigkeit und so. Ehrlich gesagt, Mister McLeary, glaubte ihm diese Geschichte mit den verlassenen Stollen niemand. Kein Mensch hörte je etwas von einem Claim bei Coogans Farm. Über jeden Fundort gibt es exakte Aufzeichnungen, wann und wie viel Gold gefunden wurde, nur über einen Abbau auf Coogans Land finden sich keine Hinweise. Einige erfahrene Prospektoren behaupteten, in dieser Gegend gäb's nicht mal Kupfer oder Kohle. Dennoch hatte Coogan genügend neues Gold zum Beweis dabei, um die ganze Stadt in helle Aufregung zu versetzen. Er heuerte einige herumlungernde Burschen an, weil in der Nähe seiner Goldmine so viele Wölfe seien. Mit acht Mann zog er los und seither hat man von ihnen nichts mehr gehört.“
Regungslos hatte McLeary zugehört, nun nickte er dem Marshall zu: „Ist das alles?“
„Nein, das war erst der Anfang, sozusagen wie der Wolf zu seinem Namen kam.“
„Coogans Fluch.“
„Genau. Etwa zwei oder drei Monate nachdem Coogan und seine Leute aufgebrochen waren, begann ein monströser Wolf in der Gegend sein Unwesen zu treiben. Tötete wahllos Vieh, Pferde und Hunde der Farmer, Goldsucher und Fallensteller. Fraß nie eins der Tiere, tötete sie nur. Er brach seine Opfer nicht einmal auf, das erledigten dann seine kleineren Artgenossen, die in seinem Schatten prächtig zu gedeihen scheinen. Lange Zeit bekam niemand dies mysteriöse Vieh zu Gesicht, nur die Abdrücke der Pfoten fanden sich hin und wieder – groß wie Bärentatzen. Der U.S. Marshall glaubte an eine Bande von Strauchdieben und Goldräubern, die, wie er sagte, die Menschen von ihrem Land vertreiben wollten. Die Geschichte von Coogans angeblicher Goldmine hatte sich mittlerweile in Windeseile verbreitet und es trieben sich inzwischen viele zwielichtige Gestalten und Glücksritter in der Gegend herum.“ Der Marshall verstummte, schlürfte von seiner Tasse. Seine Worte hatten endlich eine Reaktion im Gesicht des Jägers hervorgerufen. Unverhofft waren dessen Wangenmuskeln, trotz des Vollbartes, fingerdick hervorgetreten, die Augen hatten sich zu Schlitzen verengt und der ganze Körper schien angespannt.
„Hat das irgendeine Bewandtnis für Sie, Mister McLeary?“, bohrte Pete nach und stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch. Ein Mann, der Gefühlsregung zeigte, erschien ihm nur noch halb so unheimlich.
„Später, Marshall. Erzählen Sie weiter“, knurrte McLeary, der sich sogleich wieder unter Kontrolle hatte.
Pete zuckte die Schultern und fuhr fort: „Eines Tages traf der Marshall übel zugerichtet in der Stadt ein. Am ganzen Körper wies er Bisswunden auf. Grauenhafte Bisswunden, Mister McLeary. Ganze Stücke waren ihm aus dem Fleisch gerissen worden, das Wundfieber hätte ihn fast geschafft und unser Doc hatte alle Hände voll zu tun
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