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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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aus den wabernden Wolken die phosphoreszierende Gestalt eines Mädchens. So urplötzlich, dass der Jäger strauchelte und beinahe sein Gleichgewicht verlor.
      „Jonathan“, rief die Erscheinung ein weiteres Mal und klar zeichnete sich ihr Gesicht aus den Schleiern der Wolken ab, das Gesicht seiner Schwester.
      Fassungslos starrte Jonathan auf Miriam, die genauso vor ihm stand, nein, eher schwebte, wie er sie in all den Jahren in Erinnerung gehabt hatte. Ein zehnjähriges, sommersprossiges Mädchen, mit großen, offenen Kinderaugen.
      „Miriam!“. Nie war sie ihm erschienen, stets hatte er nur ihre Stimme vernommen und jetzt, nach so langem Schweigen, tauchte sie aus den Nebeln dieser Berge hervor.
      „Folge mir, Jonathan. Rasch!“ Winkend schwebte sie vor Jonathan durch die dichten Wolkenmassen voran.
      „Miriam, warte zum Teufel!“ Jonathan bekam plötzlich Angst, Miriam entfernte sich schneller wie er folgen konnte.
      „Fluche nicht“, mahnte sie, dennoch liebevoll, wie sie ihn schon so oft gemahnt hatte. „Der Tod ist hinter dir. Eile!“ Dann wandte sie sich um und Jonathan hatte Mühe, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
      Wie lange er in den dichten Wolken hinter seiner Schwester durch die konturlose Landschaft hergetaumelt war, wusste er nicht. Es mochten nur Minuten gewesen sein, dennoch schienen ihm Ewigkeiten zu vergehen. Irgendwann tauchte eine dunkle Felswand aus dem Nebel auf und bald erkannte Jonathan die schwarze Öffnung einer Höhle. Er stolperte schneller, wollte Miriam erreichen, da bemerkte er, wie sich seine Schwester, mit den Nebeln vereinend, aufzulösen schien.
      „Miriam!“, keuchte er, sprang vorwärts, griff nach ihr, doch seine Hand fuhr durch ihre verschwimmenden Konturen wie durch Rauch. „In die Höhle, Jonathan, schnell!“, vernahm er noch, dann war er mit dem heulenden Wind alleine.
      „Miriam!“, schrie er, doch seine Schwester blieb verschwunden. Verzweifelt blickte er um sich, lediglich der Eingang der Höhle lag klar erkennbar hinter ihm, ringsherum nur schwarzgrauer Dunst. Endlich durchlief ein Ruck den massigen Körper und Jonathan tat, wozu Miriam ihn aufgefordert hatte. Kaum war er in das dunkle Loch getreten, erkannte er schemenhafte Stützbalken und halbverfallene Wandverschalungen.
      „Teufel noch mal, die Mine!“, ein befreiendes Lachen brach aus ihm hervor. Miriam war nicht nur wiedergekehrt, sie hatte ihn gleich noch zur Mine Coogans geführt. Für Jonathan bestand kein Zweifel daran, die gesuchte Mine gefunden zu haben, es stimmte einfach alles. Die Gegend war die Richtige, die Fährten des Wolfes und des Narbigen, hinzu kam das offensichtliche Alter der Stützbalken. Sie mussten noch aus der russischen Zeit Alaskas stammen.
      Kaum hatte sich Jonathan im diffusen Licht eines Streichholzes umgesehen, erschütterte den Berg ein gewaltiger Donner, der grollend nachrollte. Staub rieselte von der Decke, die Stützbalken ächzten. Das rollende Grollen wuchs an, steigerte sich zu infernalischem Lärm. Die Wände zitterten und es hörte sich an als rase eine explodierende Dampflok den Berg herunter. Vor dem Stolleneingang krachten schwere Felsbrocken zu Boden, dann rauschten ungeheure Schneemassen vorüber. Staub und Schneeschleier wirbelten herein und Jonathans Streichholz erlosch.
      „Eine Lawine!“ Augenblicklich hastete der Jäger weiter hinein in den stockdunklen Stollen. Ohrenbetäubend krachten splitternde Balken und einstürzende Felsen in seinem Rücken. Staub verklebte ihm Mund und Nase, hinderte ihn am Atmen und prustend floh er tiefer in den Berg. Aller mögliche Unrat lag am Boden verstreut, mehrmals schlug Jonathan lang hin, rappelte sich unter Flüchen und Verwünschungen auf und stolperte weiter. Erst als die Luft einigermaßen staubfrei war und das Grollen weit entfernt klang, hielt er inne.
      Abermals entzündete der Jäger ein Streichholz. Auch hier bot sich ihm das gleiche Bild. Halbvermoderte Stützbalken und Seitenverschalungen verkleideten den Gang. Gesteinsbrocken lagen am Boden verstreut, dazu gesellten sich gesplitterte Holzplanken und verrostete Eisenstücke.
      Aus einigen der herumliegenden Bretter entfachte sich Jonathan ein Feuer und anschließend untersuchte er seine Umgebung. Die Stützbalken erweckten einen beängstigend maroden Eindruck und es schien wie ein Wunder, dass sie nicht längst zusammengebrochen waren. Dennoch war der Staub erstaunlich schnell abgezogen, ebenso der Rauch seines

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