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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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Narbige schritt kräftiger aus, erklärte auf diese Weise das Gespräch für beendet. Jim Boxner hielt sich grübelnd einige Schritte hinter ihrem frischgebackenen Boss. Bald erreichten sie eine geeignete Stelle und nachdem der Koch das Essen zubereitet hatte, setzte sich der Narbige mit seinem Teller zu der Gruppe, bei der James Willroth am Lagerfeuer saß. Als er sich zwischen sie setzte, nickte der Narbige freundlich in die Runde, begann mit sichtlichem Genuss zu essen, und tat, als bemerke er nichts von der Befangenheit der Männer.

 
    Im ersten Dämmerlicht des Tages untersuchte Jonathan die Stelle, an der am Abend zuvor der Wolf gestanden hatte, ohne eine Spur zu finden. Nichts deutete darauf hin, dass überhaupt irgendetwas hier gewesen war. Ohne die Panik der Hunde hätte Jonathan annehmen müssen, ihm sei ein Geist erschienen oder aber, er verlöre den Verstand. Unschlüssig blickte er in die Ferne, tiefe Falten gruben sich in seine Stirn. Was wollte der Wolf von ihm?
      Den Wolf zu jagen, stand nicht in seiner Absicht. Sicher würde er die Gelegenheit ergreifen 2000 Dollar einzustreichen, wenn sich zwanglos eine ergab, doch sein Streben galt dem Narbigen. War es ein Zufall, dass ihm dieser Wolf über den Weg gelaufen war? Oder spielte er mit ihm nur auf die gleiche Weise, wie mit seinen bisherigen Opfern? War er früher auch so vorgegangen und hatte seine Opfer veranlasst, seiner Spur zu folgen?
      Der Gedanke war naheliegend, aber bei ihm verfing die Taktik nicht. So folgte Jonathan der Schlittenfährte, die sich, kaum noch erkennbar, den Hang hinunter wand, dem schattigen Tal entgegen.
      Was ihn so sicher machte, die Fährte des Narbigen vor sich zu haben, vermochte er nicht zu sagen. Er fragte nicht danach. Ihm genügte die Tatsache, seinen Ahnungen blindlings vertrauen zu können.
      Inzwischen war Jonathan weit den Hang hinuntergefahren, die Fährte verlief nun entlang einer Klamm. Bergab tosendes Schmelzwasser hatte sich Jahr für Jahr tiefer in die Bergflanke gefressen. Plötzlich jaulte der Schwinger in zweiter Reihe des Gespanns, sprang unvermittelt einen Satz nach links. So, wie es ihnen gelehrt worden war, folgten die nachfolgenden Hunde dem überraschenden Richtungswechsel. Jäh wurde das Leittier im Geschirr zurück gerissen, seine aus dem Gespann scherenden Artgenossen zerrten ihn rücklings in die neue Richtung, Pfoten verhedderten sich in den Leinen des Geschirrs. Im selben Atemzug überschlugen sich die ersten Tiere, brachten damit die übrigen zu Fall, rutschten Hunde und der schwere Schlitten den Hang talwärts, näherten sich in beängstigender Geschwindigkeit dem jähen Abbruch zur Klamm. Jonathan kämpfte mit ganzer Kraft dagegen an, doch nichts, was er versuchte, brachte den Schlitten von seinem Kurs. Im letzten Moment sprang der Jäger ab, schon schoss der Schlitten die steile Böschung hinunter, überschlug sich mit dem Knäuel hilflos ineinander verschlungener Hunde und verschwand in der finsteren Schlucht. Schrilles, erbärmliches Winseln erschallte, das abrupt verstummte.
      Fluchend stand der Jäger auf, starrte mit geballten Fäusten in die Klamm. Wenigstens hatte er sich den am Abend zuvor gepackten Rucksack umgeschnallt, doch der größte Teil seiner Vorräte und vor allem seine Flinte, waren dahin.
      Heftig fluchte Jonathan, schimpfte sich einen Narren. Er hatte nicht auf den Trail geachtet. Jeder falsche Schritt in der Wildnis konnte das Verderben bedeuten, und ausgerechnet er, Jonathan McLeary, den die Menschen in diesem Land Big Iron John nannten, missachtete die erste Regel. Plötzlich drängte sich ein vertrautes Gefühl in Jonathans Bewusstsein, ein Gefühl, das ihn stets erfüllte, wenn er beobachtet wurde – aus nicht allzu weiter Entfernung.
      Er wirbelte herum und da stand er, der Wolf, keine zwanzig Schritte von ihm entfernt. Auch wenn es fast nichts gab, was er nicht schon gesehen hätte, so raubte ihm der Anblick für einige Herzschläge die Fassung. Als wäre der Gott der Wölfe auf Erden herabgestiegen. Den mächtigen Schädel stolz erhoben, das Maul leicht geöffnet, erlaubte er den Blick auf gewaltige Fänge. Die Schulterhöhe überschritt um wenigstens eine Handspanne, die eines Grizzly, wenn auch der Körperbau die Masse eines Bären nicht erreichte.
      McLearys Überraschung währte nur kurz, zudem blieb ihm keine Zeit zum nachdenken. Des Wolfs Ohren waren flach nach hinten gerichtet, senkten sich die Spitzen nur noch ein kleines Stück,

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