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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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über das weite Land. Im glitzernden Weiß des hellen Tages erschien es ihr unwirklich, wie das Bild einer Märchenlandschaft. Nur im Süden begrenzte das Gebirge den Blick. Erst schob sie den dichter werdenden Schleier in der Ferne ihrer Müdigkeit zu, doch schließlich erkannte sie, dass nur die Berge von diesem Schleier betroffen waren. Sah sie in eine andere Richtung, blieb ihr Auge scharf bis zum Horizont. Neugierig geworden, beobachtete sie nun die Berge. Es geschah beinahe unmerklich, doch dann war es kaum zu übersehen. Als braute sich dort, am Fuße des Gebirges, ein Unwetter zusammen. Schwarze Wolken entstanden, türmten sich mehr und mehr verdichtend in den Himmel. Sie weckte Frank und deutete auf das ungewöhnliche Schauspiel.
      „Hm, sieht nach einem Vulkan aus. Gibt es verdammt viele in Alaska, doch die meisten sind erloschen. Ein Ausbruch hätte uns gerade noch gefehlt. Aber solange er nur qualmt, ist es nicht weiter schlimm“, beinahe gelangweilt, wollte sich Frank gerade zurücklegen, da stockte er. „Siehst du das auch, Sally?“
      „Was meinst du?“
      „Na, die Rauchwolken meine ich.“
      „Mein Gott, du hast recht.“ Jetzt erst registrierte sie, dass es den Anschein hatte, als folge der Rauch einer bestimmten Absicht. Zunächst war er in die Höhe gestiegen, breitete sich an seiner Spitze gleichförmig aus, um schließlich, kaum wahrnehmbar, niederzusinken und die Bergkette nach und nach einzuhüllen. Als die Konturen der Berge sich im Dunst verloren, frischte Wind auf, peitschte stechend kalt über ihr Lager. „Was zum Teufel geht dort vor?“, schnappte Frank.

 
    Auch von anderer Stelle aus folgten gespannte Blicke dem ungewöhnlichen Schauspiel. Stirnrunzelnd hatte der Narbige die schwarze Masse am südlichen Horizont bemerkt. Gemeinsam mit den Holzfällern näherte er sich einige Meilen nordöstlich vom Aufgebot der Alaska Range. Den Holzfällern war die bleierne Schwärze, die den südlichen Horizont beherrschte, noch nicht aufgefallen und der Narbige behielt diese Entdeckung für sich. Auch er vermutete einen Vulkan als Ursache.
      Ihm behagte der Gedanke an einen aktiven Vulkan nicht besonders, aber da er daran nichts zu ändern vermochte, hielt er sich auch nicht länger damit auf. Vorerst erschien es ihm wichtiger, sich den nahe liegenden Dingen seines Unternehmens zu widmen. Seit ihrem Aufbruch beobachtete er die Männer. Merkte sich ihr Verhalten in bestimmten Situationen, erkannte Vorlieben, sowie Abneigungen der einzelnen, studierte den Ausdruck in ihren Mienen und Augen. Der Narbige hegte keineswegs die Absicht, die Ausbeute der Mine mit diesen Männern zu teilen.
      Aus diesem Grund sondierte er die Männer nach der jeweils nützlichsten Verwendung für ihn. Immer fanden sich Individuen, die sich zu ihm hingezogen fühlten, sich daran erfreuten, ihm zu dienen und die ihm blindlings in die Hölle folgten. Diese Personen galt es unter der Mannschaft aufzuspüren, der Rest ergab sich dann von selbst. Jim Boxner schied von vorneherein aus, obwohl gerade der Vorarbeiter ideal an seiner Seite gewesen wäre. Doch Jim strahlte jene Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit aus, die ihn für einen Verrat an seinen Leuten ungeeignet machten. Nicht anders verhielt es sich bei mindestens zehn weiteren Männern. Dennoch entdeckte der Narbige in genügend Gesichtern jenen Ausdruck in den Augen, den er gesucht hatte. Allen voran vermittelte James Willroth den Eindruck, bald schon einen tüchtigen Gehilfen abzugeben.
      Männer dieses Schlages erkannte der Narbige sofort und er wusste genau, wie sie einzufangen waren. Ein zufriedenes Lächeln huschte über seine Lippen.
      „Sieht mir nach einem Vulkan aus, Mister Adams“, riss ihn Jim Boxner aus den Gedanken, der neben ihm herging und jetzt nach Süden deutete.
      „Hm, tatsächlich“, murmelte der Narbig, der so tat, als bemerke er die dräuenden Wolken erst jetzt.
      „Liegt dort nicht ihre Mine?“
      „Allerdings“, bestätigte er. „Bisher bemerkte ich nichts von einem Vulkan. Schätze, ist einer der großen Berge, weiter im Süden, viele Meilen entfernt, keine Gefahr für uns.“
      „Der Qualm könnte uns zu schaffen machen, sieht so aus, als ob er hängen bleibt.“ Tatsächlich beobachteten sie, wie die Rauchmasse an Höhe verlor, sich aber in keiner Richtung weiter bewegte.
      „Wir werden sehen“, murmelte der Narbige. „Warten wir ab. Es ist ohnehin an der Zeit, einen Lagerplatz zu suchen.“
      Der

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