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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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Verwaltungsbereich. Zum Glück war gerade Mittagszeit und der gesamte Bürotrakt wie ausgestorben. Sie warf ihre Handtasche auf den Schreibtisch, setzte sich an den Computer und gab ihr Passwort ein. Verglichen mit der harten Nuss, die sie gerade im Server-Raum zu knacken gehabt hatte, war das Aufrufen des Netzwerklaufwerks ein Kinderspiel. Sie holte sich den brisanten Spenderordner auf den Bildschirm, klickte auf Öffnen und hielt die Luft an.
    »Bingo!«, zischte sie durch die zusammengebissenen Zähne. Sie befand sich im Inhaltsverzeichnis. Am liebsten hätte sie laut gejubelt, doch sie hielt sich zurück, und das war auch gut so.
    »Was ist los?«, ertönte plötzlich eine Stimme, halb fragend, halb im Befehlston.
    Joanna fuhr zusammen und sah nach rechts. Die panische Angst vor Entdeckung, die sie im Server-Raum beinahe um den Verstand gebracht hatte, kehrte schlagartig zurück, wenn auch in etwas abgeschwächter Form. Und wie sie sah, durchaus zu Recht: Die Stimme gehörte Gale Overlook, deren verkniffenes Gesicht schräg auf sie hinabsah.
    »Hast du etwa im Lotto gewonnen?«, fragte Gale. Alles, was sie von sich gab, klang irgendwie abfällig.
    Joanna musste schlucken. Was ihre Selbsteinschätzung anging, wurde sie ein weiteres Mal auf den Boden der Tatsachen geholt. Sie hatte sich immer für einigermaßen clever und genauso schlagfertig gehalten wie ihre Freunde, doch im Moment waren ihre Angst und ihre Schuldgefühle so groß, dass sie überhaupt nicht mehr klar denken konnte. Anstelle von Worten brachte sie nur ein konfuses Gestammel heraus.
    »Was hast du denn da auf dem Bildschirm?«, fragte Gale, deren Neugier durch Joannas sichtliche Nervosität erst recht entfacht wurde. Sie bewegte den Kopf hin und her und versuchte einen Blick zu erhaschen, was jedoch bei dem reflektierenden Licht nicht ganz einfach war.
    Auch wenn das überraschende Auftauchen ihrer neugierigen Kollegin ihr vorübergehend die Sprache verschlagen hatte, war Joanna geistesgegenwärtig genug, das geöffnete Fenster mit einem schnellen Mausklick zu schließen. Im Bruchteil einer Sekunde zeigte der Bildschirm sein Ursprungsbild.
    »Warst du im Internet?«, fragte Gale mit anklagendem Unterton.
    »Ja«, sagte Joanna schnell. Zum Glück hatte sie endlich ihre Stimme wiedergefunden. »Ich habe nachgesehen, wie meine Aktien stehen.«
    »Freu dich, dass ich dich ertappt habe und nicht Christine«, sagte Gale. »Sie mag es nämlich gar nicht, wenn ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit privat im Internet surfen.«
    »Danke für den Hinweis«, entgegnete Joanna mit einem gekünstelten Lächeln. Dann erhob sie sich, nahm ihre Handtasche und verließ ihren Arbeitsplatz.
    Wütend auf sich selbst, stürmte sie davon. Wie konnte sie sich bloß von so einer neugierigen Zicke, die nichts Besseres zu tun hatte, als sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen, derart einschüchtern lassen? Wenigstens bewirkte der Zwischenfall, dass sie ihre fünf Sinne wieder klar beisammenhatte. Der stramme Marsch durch die langen Gänge tat ihr gut. Als sie die Feuertür erreichte, die zum zentralen Turm führte, hatte sie sich schon wieder so weit beruhigt, dass sie ein leichtes Hungergefühl verspürte.
    Am Eingang zur Kantine blieb sie stehen und hielt nach Deborah Ausschau. Anders als am Vortag während ihres gemeinsamen Mittagessens mit Helen Masterson herrschte deutlich mehr Betrieb. Plötzlich entdeckte sie Spencer Wingate. Der hatte ihr gerade noch gefehlt! Damit ihre Blicke sich nicht trafen, sah sie schnell weg und entdeckte im nächsten Augenblick Paul Saunders und Sheila Donaldson. Sie saßen an einem anderen Tisch. Auch mit den beiden wollte sie lieber keinen Augenkontakt haben. Schließlich fand sie Deborah. Sie hatte es sich mit Randy Porter an einem Zweiertisch gemütlich gemacht. Wie es aussah, unterhielten sie sich angeregt.
    Joanna steuerte auf Deborah zu und achtete im Gehen tunlichst darauf, ihr Gesicht bloß nicht Sheila Donaldson zuzuwenden. Deborah registrierte ihre Anwesenheit erst, als sie unmittelbar neben ihr stand.
    »Hallo, Prudence!«, rief Deborah erfreut. »Du erinnerst dich doch sicher noch an Randy Porter?«
    Randy lächelte schüchtern und reichte Joanna zur Begrüßung die Hand. Allerdings machte er sich nicht die Mühe aufzustehen, was Joanna ganz und gar nicht verwunderte. Sie hatte sich längst daran gewöhnt, dass die meisten Männer, die jenseits der Mason and Dixon Line aufgewachsen waren, kein Benehmen gelernt

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