Cook, Robin
fühlten sie sich sicherer als auf dem offenen Flur, doch das sollte sich ändern, als sie die drei Absätze hinabgestiegen waren und die Feuertür geöffnet hatten, die in den dunklen, feuchten Keller führte.
»Es gibt kein Licht!«, zischte Deborah. »Zum Glück sind wir gut ausgestattet.« Sie nahm ihre Taschenlampe aus der Kitteltasche und schaltete sie an.
Joanna schaltete ihre Taschenlampe ebenfalls an. In dem Augenblick, in dem der Lichtschein den Kellergang erleuchtete, der stark an ein Mausoleum erinnerte, hielt sie vor Schreck die Luft an.
»Was ist los?«, fragte Deborah.
»Mein Gott! Sieh dir mal diese schauerlichen alten Krankenhaussachen an!«, flüsterte Joanna und schwenkte den Lichtstrahl ihrer Taschenlampe über ein Durcheinander aus ramponierten hölzernen Rollstühlen, verbogenen Bettpfannen und zerbrochenen Krankenhausmöbeln. Ein antiquiertes tragbares Röntgengerät mit einem bauchigen Kopf stach im Schein der Taschenlampe hervor wie ein Requisit aus einem alten Frankenstein-Film.
»Habe ich dir nicht erzählt, was hier unten für altes Zeug herumsteht?«, fragte Deborah.
»Nein!«, erwiderte Joanna gereizt.
»Stör dich nicht daran!« riet Deborah. »Offenbar ist, vom neuen Teil abgesehen, das gesamte Gebäude mit irgendwelchem Kram aus den alten Zeiten voll gestopft, in denen hier noch die psychiatrische Klinik und das Tb-Sanatorium untergebracht waren.«
»Ich finde es hier absolut gruselig«, jammerte Joanna. »Du hättest mich ja zumindest vorwarnen können.«
»Tut mir Leid«, entgegnete Deborah. »Aber Dr. Donaldson hat uns doch schon bei unserem Besuch vor eineinhalb Jahren erzählt, dass das Cabot ein wahres Museum ist!«
»Hab ich längst vergessen!«, erwiderte Joanna.
»Ist ja auch egal«, entgegnete Deborah. »Komm weiter! Das ist doch nur ein Haufen alter Schrott.« Sie ließen die Tür hinter sich zufallen und betraten den nach Norden führenden Kellergang, der beinahe sofort nach rechts und dann wieder nach links um die Ecke bog. An beiden Seiten gingen kleinere gewölbte Durchbrüche ab.
»Hast du eigentlich eine Ahnung, wohin wir gehen?«, fragte Joanna. Sie achtete tunlichst darauf, ihrer Freundin dicht auf den Fersen zu bleiben.
»Nur sehr vage«, gestand Deborah. »Wir haben eine andere Treppe benutzt als ich heute Morgen. Aber wir gehen zumindest in die richtige Richtung.«
»Auf was habe ich mich bloß eingelassen?«, murmelte Joanna vor sich hin. Plötzlich stieß sie einen gedämpften Schrei aus.
Deborah drehte sich um und richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf Joannas Gesicht. Joanna wandte ihren Blick ab und hielt sich die Hand vor die Augen, um nicht geblendet zu werden. »Leuchte mir gefälligst nicht mit dem grellen Licht in die Augen!«
»Was ist denn los?«, zischte Deborah mit zusammengebissenen Zähnen, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass ihre Freundin unversehrt war.
»Eine Ratte!«, brachte Joanna hervor. »Ich habe eine riesige Ratte mit knallroten Augen gesehen. Da hinten hinter dem alten Tisch.«
»Mein Gott, Joanna!«, stöhnte Deborah. »Jetzt reiß dich bitte zusammen! Oder willst du, dass wir ertappt werden? Wir ziehen hier immerhin eine geheime Aktion durch!«
»Tut mir Leid. Aber dieses Verlies mit all dem gruseligen Schrott ist nun mal nichts für meine Nerven.«
»Du musst dich jetzt am Riemen reißen, komme, was wolle. Du hast mich gerade zu Tode erschreckt.« Deborah marschierte erneut los, doch nach ein paar Schritten packte Joanna sie am Arm und hielt sie fest.
»Was ist denn nun schon wieder?«, fragte Deborah.
»Ich habe hinter uns ein Geräusch gehört«, flüsterte Joanna und richtete den Strahl ihrer Taschenlampe in die Richtung, aus der sie kamen. Eigentlich hatte sie wieder mit der Ratte gerechnet, doch alles, was sie sah, war der antiquierte Krankenhausschrott, an dem sie gerade vorbeigegangen waren. Während sie konzentriert den Gang inspizierte, fiel ihr zum ersten Mal das Wirrwarr aus Rohren und Leitungen auf.
»Wenn du dich weiter so anstellst, verbringen wir die ganze Nacht hier unten«, drohte Deborah.
»Ist ja schon gut!«, fauchte Joanna zurück.
Nachdem sie sich weitere fünf Minuten auf dem verwinkelten Gang vorgearbeitet hatten, stießen sie auf ein großes, altmodisches Küchenmixgerät, das auf einem Ständer mit Rädern stand. Es war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Aus der Rührschale ragte ein Sortiment an Küchenzubehör heraus. Das Kopfteil des Geräts war nach hinten gebogen,
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