Cook, Robin
angemessene Entschädigung zukommen lassen.«
»Irgendwie fällt es mir schwer, mich mit einem Scheck über fünfundvierzigtausend Dollar in der Hand edelmütig und nicht egoistisch zu fühlen«, erklärte Deborah. »Vielleicht fühle ich mich auch eher wie eine Hure als wie eine Diebin. Aber nicht dass du mich falsch verstehst – ich will mich natürlich nicht beklagen.«
»Wenn die unfruchtbaren Paare in neun Monaten ihre Kinder bekommen, werden sie auf jeden Fall das Gefühl haben, dass es das Geld wert war.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, entgegnete Deborah. »Ich höre sofort auf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen.«
Sie verließen das Gebäude und traten hinaus in die frische Morgenluft Neuenglands. Deborah wollte gerade die Treppe hinuntergehen, als sie merkte, dass Joanna zögerte. Ein Blick auf das verzerrte Gesicht ihrer Freundin ließ sie innehalten.
»Was ist los mit dir?«, fragte sie besorgt.
»Ich habe gerade einen stechenden Schmerz im Unterleib gespürt«, stöhnte Joanna und zeigte mit der linken Hand auf die Stelle, an der es ihr wehtat. »Und komischerweise habe ich auch in den Schultern ein heftiges Ziehen.«
»Spürst du es immer noch?«
»Ja, aber es wird schon besser.«
»Sollen wir zurückgehen und mit Dr. Donaldson sprechen?«
Joanna presste vorsichtig die Hand gegen ihren linken Beckenknochen. Wenn sie drückte, war der Schmerz zu ertragen, doch als sie wieder losließ, konnte sie es kaum aushalten. Sie wimmerte leise vor sich hin.
»Geht es jetzt wieder?«
Joanna nickte. Wie beim ersten Mal war der stechende Schmerz schnell wieder verschwunden. Zurück blieb ein leichtes, aber erträgliches Ziehen.
»Komm, wir gehen wieder rein und lassen Dr. Donaldson ausrufen!«, drängte Deborah. Sie nahm ihre Freundin beim Arm und wollte sie zurück ins Klinikgebäude führen, doch Joanna sträubte sich.
»Es wird schon besser«, brachte sie hervor. »Lass uns zum Auto gehen.«
»Bist du sicher?«
Joanna nickte, befreite sich aus Deborahs Umklammerung und nahm vorsichtig die ersten Stufen. Wenn sie sich leicht vornüberbeugte, fiel ihr das Gehen leichter, und nach einem halben Dutzend Stufen konnte sie sich schon wieder aufrichten und einigermaßen normal gehen.
»Wie geht es dir jetzt?«, fragte Deborah.
»Ganz gut«, erwiderte Joanna.
»Sollten wir nicht doch lieber noch einmal mit Dr. Donaldson reden? Dann sind wir auf der sicheren Seite.«
»Ich will nach Hause«, stellte Joanna klar. »Außerdem hat Dr. Smith mich ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mit genau dieser Art von Schmerzen rechnen muss. Sie sind also nicht weiter beunruhigend.«
»Er hat dich vor Schmerzen gewarnt?«, hakte Deborah überrascht nach.
Joanna nickte. »Er konnte nicht sagen, auf welcher Seite ich sie spüren würde, aber er hat mir Stiche oder einen stechenden Schmerz prophezeit. Aber bei der Summe, die wir gerade kassiert haben, ist das schon in Ordnung. Mich wundert eher, dass ich erst jetzt etwas merke.«
»Hat er dir auch gesagt, was du dagegen tun kannst?«
»Er hat Ibuprofen empfohlen, und falls das nicht reicht, soll ich einen Apotheker bitten, ihn in der Klinik anzurufen. Er sagte, er sei rund um die Uhr erreichbar.«
»Komisch, dass man dich vor Schmerzen gewarnt hat«, stellte Deborah fest. »Mir hat keiner etwas gesagt, und mir tut auch nichts weh. Vielleicht hättest du dich doch lieber für eine örtliche Betäubung entscheiden sollen.«
»Niemals!«, widersprach Joanna. »Ich bin froh, dass ich von dem Eingriff nichts mitbekommen habe. Dafür nehme ich gern ein paar Schmerzen in Kauf und lasse mir in einer Woche die Fäden ziehen.«
»Wo hast du die Stiche eigentlich?«
»Unter dem Bauchnabel.«
»Musst du zum Fädenziehen hierher zurückkommen?«, fragte Deborah.
»Nein«, erwiderte Joanna. »Das kann angeblich jeder Arzt machen. Falls Carlton in einer Woche wieder mit mir spricht, kann er es erledigen. Sonst gehe ich einfach in irgendeine Praxis.«
Als sie ihr Auto erreichten, öffnete Deborah ihrer Freundin die Beifahrertür und half ihr hinein. »Ich bin sicher, dass es dir besser ginge, wenn du es auch mit einer örtlichen Betäubung hättest machen lassen.«
»Davon wirst du mich nie überzeugen«, stellte Joanna klar und war sich absolut sicher.
K APITEL 5
7. Mai 2001, 13.50 Uhr
Eine Wirbelströmung erfasste das Flugzeug und schüttelte es leicht – ein deutliches Signal für den Beginn leichter Turbulenzen. Joanna sah von ihrem
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