Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
die Sendung angeguckt haben. «
    Ich fühlte mich gleich ein bisschen weniger besser und wünschte mir meine schützenden Zotteln zurück.
    »Die Wissenschaftler, die das Phänomen danach untersucht
haben, sind anderer Meinung«, sagte Tina. »Nachdem am Nachmittag die ersten Kinder ins Krankenhaus eingeliefert wurden, wurde der entsprechende Ausschnitt abends landesweit in den Nachrichten ausgestrahlt.«
    »Die haben ihn ein zweites Mal gezeigt?«, fragte Jen fassungslos.
    »Riesenstory, Riesenquote. Jedenfalls waren es wieder hauptsächlich Kinder, die ins Krankenhaus gebracht werden mussten, obwohl die Nachrichten von Menschen aller Altersgruppen geschaut werden. Man geht davon aus, dass Kinder deswegen verstärkt davon betroffen sind, weil sich ihr Gehirn und ihr Nervensystem noch in der Entwicklung befinden.«
    »Aber auf der Hoi Aristoi -Party waren keine Kinder«, sagte Jen. »Und es hatte auch niemand einen richtigen Anfall. Die Leute haben bloß angefangen, lustiges Zeug zu reden und sich ziemlich danebenzubenehmen.«
    »Hm«, machte Tina. »Klingt, als hätte man auf eurer Party eine abgewandelte Form der Paka-Paka-Technik eingesetzt.«
    »Der was ?«
    »Japanische Animatoren arbeiten häufig mit vielfarbigen Stroboskopeffekten«, erklärte Tina. »Sie haben sogar einen Namen dafür: paka paka . Folge achtunddreißig war schlicht und ergreifend ein Unfall: Die Macher haben rein zufällig die exakte Blitzfrequenz erwischt, die bei Kindern krankenhausreife epileptische Anfälle auslöst. Beabsichtigt war das jedenfalls nicht.«
    Jen nickte. »Aber vielleicht haben die Veranstalter der Party Paka-Paka vorher getestet und es ganz bewusst eingesetzt. Vielleicht haben sie herausgefunden, mit welcher Blitzfrequenz es auch bei Jugendlichen und Erwachsenen funktioniert.«

    »Sodass alle betroffen sind?« Tina runzelte skeptisch die Stirn.
    »Ein reizender Gedanke«, sagte ich.
    »Was hat das Ganze eigentlich mit Mandy zu tun?«, wollte Tina wissen.
    Jen und ich schauten uns an.
    »Das wissen wir nicht«, gab ich zu.
    »Diejenigen, die es wissen, haben uns zu dieser Party eingeladen«, setzte Jen hinzu. »Aber wir haben keine Ahnung, wer sie sind oder was sie vorhaben, außer dass sie es anscheinend darauf anlegen, völliges Chaos in den Köpfen der Leute anzurichten. «
    Tina wedelte mit der Fernbedienung. »Genau wie Folge achtunddreißig. Also was ist, wollt ihr sie jetzt sehen oder nicht?«
    Jen nickte. »Ich sterbe vor Neugier.«
    »Treffende Wortwahl«, murmelte ich.
    Tina schaltete den Fernseher ein. »Ihr dürft nur nicht zu nah rangehen. Je näher man davorsitzt, desto krasser die Wirkung, heißt es.«
    Ich griff nach meiner Reispampe und eilte zur Couch zurück. Jen blieb sitzen, wo sie war – bereit, die Welle zu reiten. Wie schon gesagt: Den meisten Innovatoren fehlt das Risiko-Einschätzungs-Gen.
    Vielleicht war es aber auch einfach nur gesunde Skepsis. Dass einem Fernsehen ernstlich gefährlich werden könnte, war irgendwie nur schwer nachvollziehbar – etwa so, als würde man herausfinden, dass ein früherer Babysitter ein Serienkiller war.
    »Okay«, sagte Tina. »Dann mal los. Das ist Folge achtunddreißig, auch bekannt als ›Computer Warrior Polygon‹.«

    Der Bildschirm erwachte mit dem typischen »Kopie einer Kopie einer Raubkopie«-Flimmern zum Leben.
    Ich hoffte, dass die niedrige Auflösung uns einen zusätzlichen Schutzschild verschaffen würde.
    Eine Überschrift wurde eingeblendet:
    Warnung: NICHT für Kinder geeignet.
    Kann epileptische Anfälle auslösen.
    Ich lehnte mich so weit es ging auf der Couch zurück.
    Der Zeichentrickfilm startete in klassischer Anime-Tradition: Eine Horde schrillstimmiger bunter Wesen – als Handelsmarke bekannte, sich ständig weiterentwickelnde Kampfmonster, die auch als Spielzeugfiguren oder Sammelkarten erhältlich sind – kreischte auf Japanisch durcheinander. Keine Einstellung dauerte länger als eine halbe Sekunde.
    »Ich hab schon einen Anfall«, verkündete ich über den Lärm hinweg.
    Tina spulte vor, was nicht wirklich half.
    Nach ein, zwei im Hyperantrieb verbrachten Minuten fuhr sie das Chaos wieder auf Normalgeschwindigkeit herunter. »Also, was bisher geschah: Pikachu, Ash und Misty sind in einem Computer. Ein Antivirusprogramm versucht sie auszulöschen, indem es Raketen auf sie abschießt.«
    »Benutzen Antivirusprogramme öfter Raketen?«, fragte Jen.
    »Das ist eine Metapher.«
    »Ah«, sagte Jen. »Wie Tron , nur auf zu vielen

Weitere Kostenlose Bücher