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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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an meinen Füßen vorbei Richtung Scheiterhaufen. Mir wurde ganz schlecht, als mir klar wurde, dass die dicke rußige Wolke über uns praktisch der Schuh war – dessen Schönheit und Einzigartigkeit vor meinen Augen in dem sich kräuselnden schwarzen Rauch verpuffte. Ich atmete den traumhaften Schuh in meine Lungen ein, erstickte fast an ihm.
    Mwadi bellte Befehle in ihr Handy, während die letzten Kartons vor meinen Augen von den Flammen verzehrt wurden. Die Hitze zwang mich, noch weiter zurückzuweichen, ohnmächtig musste ich dem Zerstörungswerk zusehen, konnte nichts dagegen ausrichten. Die Schuhe verbrannten … verglühten … zu Asche.

Kapitel
DREIUNDDREISSIG
    Sie ließen uns einfach dort zurück.
    »Ich wünschte, wir könnten mit euch zusammenarbeiten, aber ihr seid einfach ein zu hoher Risikofaktor«, erklärte Mwadi und schwang sich in den Laderaum des Transporters.
    »Aber wir haben sie doch nicht absichtlich auf eure Spur gebracht.« Jens Gesicht war rußgeschwärzt und tränenüberströmt. »Wir haben sie doch nur benutzt, um an euch ranzukommen. «
    »Und am Ende haben sie den Spieß umgedreht und euch benutzt.«
    »Beim nächsten Mal sind wir vorsichtiger, versprochen!«
    Mwadi nickte. »Das rate ich euch auch. Die Purpurnen werden euch im Auge behalten. Ihr seid die einzige Verbindung zu uns, die sie kennen. Und genau das macht euch für unsere zukünftigen Projekte leider nutzlos.«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, dass wir uns auskennen.«
    »Stimmt, und das wissen die Purpurnen jetzt auch. Wenn ihr weiter nach uns sucht, führt ihr sie geradewegs an meine Türschwelle.«
    »Aber …«
    »Vergiss einfach, dass es uns gibt, Jen James. Tu so, als wäre
das alles nie passiert.« Mwadi lächelte. »Und wenn du schön brav bist, setz ich dich auf unsere Adressenliste.«
    Sie stampfte mit dem Fuß einmal auf der Ladefläche auf, das dröhnende Echo der Rollerskates auf dem Metall hallte wie ein letzter hoheitlicher Gruß über den Hof, dann setzte der Transporter sich stotternd in Bewegung, fuhr in einem langsamen Bogen um den geschwärzten Berg aus verbrannter Pappe und Kunststoff herum und anschließend auf die schmale Straße hinaus.
    Jen lief ihm ein paar Schritte hinterher, als hoffte sie, ihn noch aufhalten zu können, sagte aber kein Wort. Nach ein paar Metern blieb sie stehen und lauschte wie erstarrt dem Tuckern des Transporters nach.
    Als nichts mehr zu hören war, drehte sie sich um und betrachtete den Scheiterhaufen.
    »Es muss noch irgendwas übrig geblieben sein.«
    »Was soll übrig geblieben sein?«
    »Ein Stofffetzen oder ein Stück Sohle.« Sie stellte sich an den Rand des rauchenden Haufens und wühlte mit der Spitze ihres Schuhs verbissen in den verkohlten Überresten. »Vielleicht finden wir eine von diesen Ösen oder wenigstens einen Schnürsenkel.«
    Fast hätte ich gelächelt. Vor uns lag alles in Schutt und Asche und Jen kehrte zu ihren Wurzeln zurück: Schnürsenkel.
    Sie sank auf die Knie, das Gesicht von dem nach geschmolzenem Plastik stinkenden Rauch weggedreht, und begann mit spitzen Fingern nach irgendetwas zu suchen, das unversehrt geblieben war.
    »Jen …«
    »Vielleicht finden wir ja sogar noch einen ganzen Schuh.
Wenn ein Haus abbrennt, findet man doch auch immer noch irgendwelche Sachen, die das Feuer nicht …« Der Rest ihres Satzes ging in einem von der aufgewühlten Asche ausgelösten Hustenanfall unter. Nachdem sie wieder einigermaßen durchatmen konnte, wischte sie sich mit dem rußverschmierten Handrücken über die Nase und spuckte dann etwas Schwarzes aus.
    »Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden, Jen?«
    Sie schaute zu mir auf, als würde sie sich wundern, dass ich nicht auch neben ihr im Dreck kniete und mitsuchte.
    »Was machst du da?«
    »Wonach sieht es denn aus? Mein Gott, Hunter! Ich tue das, was wir schon die ganze Zeit tun. Ich suche die verdammten Schuhe.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Ich habe nach Mandy gesucht.«
    Sie hob ihre geschwärzten Hände und ließ sie wieder sinken. »Wie sich herausgestellt hat, geht’s ihr blendend. Wahrscheinlich steht sie sogar kurz vor ihrer Beförderung. Und du willst jetzt einfach aufgeben? Nur weil Mwadi Wickersham es uns befohlen hat?«
    Ich stellte mich seufzend an den Rand des verkohlten Haufens und spürte die Wärme der Asche unter meinen Schuhsohlen. Die Sonne war untergegangen, und die Glutreste waren das Einzige, das in der Dämmerung noch ein wenig Licht spendete. Ich kniete mich neben

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