Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer
Autofahrer, der aus fünfzig Meter Entfernung >alles mit angesehen< hatte. Ein anderer Zeuge, der auf der anderen Straßenseite einen Zigarettenstand betrieb, hatte den >Krach< gehört und war schleunigst hinausgelaufen, um nichts von dem Spektakel zu versäumen. Es kamen dann noch ein paar weitere Namen, aber der Zeitungsjunge war nicht mit aufgeführt.
Ich überlegte einen Augenblick, ging zu dem Jungen hinüber, kaufte mir eine Zeitung, gab ihm 25 Cents und sagte ihm, er könnte das Wechselgeld behalten. »Ist das dein Stammplatz?«
Er nickte, während er die vorbeiströmende Menge im Auge behielt, um keine Chance, seine Zeitungen an den Mann zu bringen, zu verpassen.
»Bist du jede Nacht hier?«
Er nickte wieder.
»Warum hast du dann der Polizei nichts über den Unfall vom letzten Dienstag erzählt?«
Er wäre vermutlich ausgekniffen, wenn ich ihn nicht rasch festgehalten hätte. »Na, Bürschchen, raus mit der Sprache.«
Er sah mich von unten herauf an wie ein Kaninchen, das in der Falle sitzt. »Sie können doch nicht einfach hier antanzen und mich herumschubsen .«
»Wer schubst dich denn herum?«
»Na, Sie!«
»Das nennst du herumschubsen? Hast du eine Ahnung! Wieviel haben sie dir gezahlt, damit du die Klappe hältst?«
»Hauen Sie ab!«
»Du machst dich strafbar, wenn du einen Verbrecher schützt, merk dir das.«
»Ich hab’ hier ein paar Freunde bei der Polizei«, antwortete er in aufbegehrendem Ton. »Die werden’s Ihnen versalzen, harmlose Leute herumzuschubsen .«
»Mag sein, daß du gut Freund mit der Polizei bist, aber das wird dir in diesem Fall nicht viel nützen. Hast du vielleicht auch unter den Richtern ein paar Bekannte?«
Bei diesen Worten zuckte er zusammen.
»Ein Richter, der dich gut kennt, könnte dir vielleicht helfen. Die Polizei hat mit der Sache nichts zu tun. Ich bin Privatdetektiv und denke nicht daran, mich von dir reinlegen zu lassen.«
»Herrje, Mister, warum halten Sie sich aber auch ausgerechnet an mich? Können Sie einen anständigen Kerl denn nicht in Ruhe lassen?«
»Was meinst du damit? Hat dich jemand geschmiert?«
»Natürlich nicht.«
»Hast du vielleicht jemanden erpreßt?«
»Gerechter Strohsack, Mister, haben Sie doch ein Herz! Zuerst wollte ich ja eigentlich mit allem, was ich weiß, herausrücken, aber dann fiel mir ein, daß es nicht geht.«
»Wieso?«
»Weil ich unten in Los Angeles Scherereien hatte. Ich stand unter Polizeiaufsicht und verdrückte mich nach hier. Von Rechts wegen dürfte ich noch nicht mal Zeitungen verkaufen, sondern müßte mich alle dreißig Tage bei der Polizei melden. Aber hier in San Francisco hab’ ich mir nichts mehr zuschulden kommen lassen.«
»Und warum hast du dich nicht als Zeuge gemeldet?«
»Wie konnte ich das? Zuerst wollte ich es ganz schlau machen und schrieb mir die Wagennummer des Burschen auf. Ich dachte, es würde nichts schaden, wenn ich hier bei der Polizei einen Stein im Brett hätte. Aber dann kapierte ich plötzlich, daß nichts dabei herauskommen würde. Der Staatsanwalt würde mich als Zeugen vorladen, und der Verteidiger des Burschen würde mich vor Gericht nach allen Regeln der Kunst madig machen. Die Geschworenen würden mir danach natürlich kein Wort mehr glauben, und das Ende vom Lied wäre, daß man mich unter Bewachung wieder nach Los Angeles abschiebt.«
»Du bist ziemlich schlau für einen Jungen, wie?«
»Ich bin kein Junge mehr.«
Ich betrachtete das vorzeitig gealterte, scharfe kleine Gesicht mit den wieselflinken Augen, die mich genau beobachteten, und spürte die schmale, knochige Schulter unter meiner Hand. »Okay, mein Junge. Ich hab’ nicht die Absicht, dich übers Ohr zu hauen, solange du mit offenen Karten spielst. Wie alt bist du?«
»Siebzehn.«
»Wie kommst du hier voran?«
»Gut. Ich bin ehrlich und verdiene das, was ich zum Leben brauche. Der Haken unten in Los Angeles war, daß ich zu viele Freunde hatte. Wenn ich nicht alles mitmachte, zogen sie mich auf und nannten mich einen Feigling.«
»Was haben deine Freunde denn alles angestellt?«
»Glauben Sie mir, Mister, zum Schluß machten die buchstäblich vor nichts mehr halt. Am Anfang waren’s bloß harmlose Sachen, so ‘ne Art Dummejungenstreiche, aber als Butch unser Boss wurde, sagte er, zu der Bande dürften nur Burschen gehören, die vor nichts zurückschreckten. Und Butch, der kannte sich aus, wissen Sie.«
»Und warum hast du das nicht alles der Polizei erzählt?«
»Ich bin doch kein
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