Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer
die Leiche entdeckte. Deshalb rief ich ihn an und bat ihn, mir eine Aktenmappe aus der Hauptkabine zu holen und mit einem Taxi in die Wohnung zu schicken. Ich rechnete natürlich damit, daß er dabei die Leiche finden und die Polizei alarmieren würde.«
»Hat er das getan?«
»Nein. Es war überhaupt keine Leiche da!«
»Wieso?«
»Der Wächter schickte mir die Aktenmappe ganz prompt ins Haus, und das war doch schon recht beunruhigend. Außerdem erwartete ich natürlich einen aufgeregten Anruf von ihm, aber er meldete sich nicht. Ich verhörte dann meinen Sohn noch einmal ganz genau, denn es war ja durchaus möglich, daß er sich das ganze bloß eingebildet hatte oder aus Versehen an Bord einer anderen Jacht geraten war. Wie er selbst zugab, hatte er vorher ziemlich viel getrunken. Ganz früh am nächsten Morgen nahm ich dann die Sache selbst in die Hand.«
»Und?«
»Ich fand weder eine Leiche noch den geringsten Hinweis darauf, daß sich in der Kabine ein Mord abgespielt hatte. Alles war völlig unverändert.«
»Wie gelangt eigentlich der Wächter an Bord der Jacht?«
»Er hat einen Schlüssel. Es ist zwar nicht Vorschrift, aber die Klubleitung sieht es gern, wenn jeder Jachteigentümer einen Reserveschlüssel im Klub deponiert. Das ist aus vielen Gründen, zum Beispiel bei Brandgefahr oder für den Fall einer Unwetterkatastrophe, von Vorteil.«
Ich nickte.
»Mein Sohn war natürlich sehr beunruhigt, weil wir so gar keine Ahnung hatten, was nun eigentlich geschehen war. Deshalb hielt er es für eine gute Idee, sich für Dienstagabend ein Alibi zu verschaffen.«
»Sie besaßen eins, wie?«
»O ja, ich war den ganzen Abend bis spät in die Nacht mit einem der Direktoren der Bank zusammen. Wir hatten verschiedene geschäftliche Dinge zu besprechen.«
»Geben Sie mir seinen Namen und seine Adresse.«
»Aber Sie bezweifeln doch hoffentlich nicht, Mr. Lam, daß...«
»Ich bezweifle gar nichts, ich ermittle bloß. Wie heißt er und wo wohnt er?«
»Sein Name ist Waldo W. Jefferson, und sein Büro befindet sich im Bankgebäude.«
»Gut. Mir ist eins noch nicht ganz klar. Sie sagen, die Klubmitglieder werden beim Kommen und Gehen namentlich registriert. Gilt das auch für ihre Gäste?«
»Nein. Der Wächter trägt nur den Namen des Jachteigentümers sowie die Ankunftszeit ein und vermerkt dahinter lediglich die Anzahl der Gäste.«
»Na schön, dann wollen wir uns jetzt mal zur Jacht begeben. Sie können mich als harmlosen Gast ja ohne weiteres mitnehmen.«
»Aber ich habe mich in der Kabine bereits sehr gründlich umgesehen, Mr. Lam. Es sind wirklich keine Spuren vorhanden, die...«
»Das bilden Sie sich ein. Aber wenn die Geschichte mit der Leiche zutrifft und die Polizei sich eines Tages für Ihre Jacht interessieren sollte, dann werden Sie überrascht sein, wie viele Spuren plötzlich zum Vorschein kommen, und zwar an Stellen, die Ihnen nicht mal im Traum einfallen würden.«
Über das Gesicht des alten Billings huschte ein Ausdruck selbstgefälliger Zufriedenheit. »Auf meiner Jacht gibt es nichts zu entdecken, Mr. Lam, verlassen Sie sich darauf.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Vor ein paar Jahren hörte ich die Vorlesungen von Frances G. Lee über die Untersuchung und den Nachweis von Mordtaten.«
»Sie sind zweifellos für Ihren Beruf hervorragend qualifiziert, Mr. Lam. Aber ich begreife nicht recht, warum wir uns ausgerechnet jetzt darüber unterhalten müssen.«
Ich sprach ruhig weiter, ohne mich um seinen Einwurf zu kümmern. »Unter anderem wurde einmal an einem Freiwilligen folgender Test ausprobiert. Er mußte sich das Jackett ausziehen und die Hemdsärmel hochkrempeln, und dann betupfte man seine Hände und Unterarme mit menschlichem Blut.«
»An meinen Händen oder Armen befanden sich keine Blutflecken«, bemerkte er würdevoll.
»Daraufhin forderte man ihn auf, die Blutspuren mit heißem Wasser und Seife zu entfernen.«
»Nun, sie ließen sich doch wohl abwaschen, stimmt’s?«
»Sicher.«
»Und dann?«
»Weiter nichts.«
»Meinen Sie, man sagte ihm, er sollte das Blut abwaschen, und das war alles?«
»Ganz recht.«
»Es ist mir schleierhaft, worauf Sie hinauswollen, Lam.«
»Am nächsten Tag wurde er gefragt, ob er gebadet hätte. Er sagte ja. Dann fragte man ihn, ob er die Hände und Arme besonders gründlich geschrubbt hätte, und er sagte wieder ja. Er fügte noch hinzu, weil er so eine Ahnung gehabt hätte, daß man ihn mit irgendeinem Trick reinlegen wollte,
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