Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer
hätte er sich der abendlichen und morgendlichen Waschprozedur mit ungewöhnlicher Hingabe unterzogen.«
»Und dann?«
»Weiter nichts.«
»Lam, wollen Sie mir jetzt endlich sagen, was...«
»Am darauffolgenden Tage wurde der ganze Zauber wiederholt.«
»Soll das heißen, daß er wieder gebadet hatte?«
»Ja.«
»Und daß er sich die Hände und Arme besonders sorgfältig gewaschen hatte?«
»Stimmt.«
»Also, Lam, ich verstehe wirklich nicht, warum Sie mir das alles erzählen. Unsere Zeit ist zu kostbar, als daß wir...«
»Dann mußte er sich, wie am ersten Tage, die Hemdsärmel hochkrempeln, und man träufelte ein Reagens auf seine Hände und Arme. Und überall da, wo er mit dem Blut in Berührung gekommen war, bildeten sich auf seiner Haut blauschwarze Flecke.«
John Carver Billings senior saß plötzlich mäuschenstill und starrte mich stumm an. Er mußte die nette, kleine Pointe meiner Geschichte erst verdauen, und es war ihm deutlich anzumerken, daß sie ihm gar nicht behagte. Ich wartete gleichmütig auf seine Entscheidung. Es blieb ihm keine Wahl. Und richtig, nach einer kurzen, gedankenschweren Pause erhob er sich langsam von seinem Sessel und sagte ganz knapp und geschäftsmäßig: »Nun gut, Mr. Lam, wir wollen jetzt zur Jacht hinübergehen.«
13
Schwimmende Paläste aus Teakholz und Mahagoni, auf Hochglanz poliert und gelackt, mit blankgeputzten Messingteilen und vor Sauberkeit funkelnden Kajütendecks , wiegten sich an ihren Ankerplätzen auf dem nachtschwarzen Wasser. Sie warteten auf das Wochenende und einen Ausflug in die Bay, oder, falls ihre Besitzer das Abenteuer und den Nervenkitzel liebten, auf eine Fahrt durch die schäumende Brandung jenseits des Vorgebirges und einen Kampf mit den gewaltigen Flutwellen des Ozeans.
Es waren so ziemlich alle Jachttypen vertreten, vom Jollenkreuzer bis zu den großen seegehenden Dampfjachten, zu deren Bedienung eine ganze Mannschaft erforderlich war. Einige von den größeren Motorjachten besaßen eine so sinnreich konstruierte, hypermoderne Steuerung, daß ein Mann allein sie betätigen konnte.
Billings hatte mir den Klub den Tatsachen entsprechend geschildert. Das Grundstück war so gut geschützt wie eine Festung und praktisch nur für Mitglieder zugänglich. Aber auch diese mußten sich einer genauen Kontrolle unterziehen. Als wir durch das Tor traten, ertönte der Summer. Der diensthabende Wachmann begrüßte Billings mit einem respektvollen: »Guten Abend, Sir.« Dann schob er ihm ein Buch hin. Billings trug seinen Namen und die Ankunftszeit ein und dahinter in eine Sonderspalte den Zusatz >ein Gast<. Bevor er das Buch wieder beiseite legte , überprüfte der Wächter die Zeitangabe.
Er wollte offenbar noch etwas sagen, aber Billings unterbrach ihn mit einem kurzen »Ein andermal, Bob« und lotste mich die lange, abschüssige Rampe hinab. Die Lampen über uns schwangen in der leichten Brise hin und her, und ihr Widerschein huschte zuckend über die vertäuten Boote. Unten empfing uns das sanfte Plätschern und Schwappen des Wassers, das gegen den schwimmenden Laufsteg schlug. Unsere Schritte auf den Holzplanken erzeugten ein dumpfes, hohlklingendes Echo, das in der Tiefe verhallte. Die Örtlichkeit hatte etwas Gespenstisches, beklemmend Unwirkliches, und bis auf das ferne Brausen der Großstadt, das Ächzen der Ankertrossen und das Glucksen des Wassers war kein Laut zu vernehmen. Keiner von uns beiden sagte etwas.
Wir kamen endlich zu einem schmucken, weißen Schiffsrumpf mit umfangreichen Aufbauten aus Teakholz und Messing. Das Kajütdeck hatte viereckige Seitenfenster aus dickem Spiegelglas. Im eigentlichen Rumpf der Jacht befand sich eine Reihe der üblichen Bullaugen.
»Das ist sie«, sagte Billings. »Treten Sie mit diesen Schuhen bitte nicht auf das Deck, sondern bloß auf den Läufer. Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie schnell es Kratzer gibt.«
Wir gingen an Bord. Billings holte den Schlüssel für das Vorhängeschloß aus der Tasche. Eine Schiebetür glitt zur Seite, sie gab den Blick frei auf eine schräg nach unten führende Treppe, deren Stufen mit Gummimatten belegt und von Messingleisten eingefaßt waren. Billings knipste das Licht an, und wir stiegen in die Kajüte hinab.
Mit allen Poren saugte ich den Luxus dieses schwimmenden Salons in mich ein. Es roch überall förmlich nach Geld. Meine Füße schritten über einen Teppich, der sich unter die Sohlen schmiegte wie ein dickes, weiches Moospolster in einem
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