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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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gesagt!« jammerte Maddox. »Man wird mir nicht glauben …«
    »Dann müssen wir’s eben auf meine Art versuchen. Ein kleiner chirurgischer Eingriff wird sie überzeugen. Los, Leo, wo hast du das Messer gelassen?«
    »Nein! Nein!« kreischte Warren, und Schweiß erschien in seinem dünnen blonden Bartflaum auf Wangen und Kinn. »Lassen Sie mich noch einmal schreiben, bitte. Ich weiß , daß ich Evelyn überzeugen kann! Ich weiß es! Bitte!«
    »Beim letztenmal sah es aber anders aus.«
    »Sie müssen es mich versuchen lassen! Sie müssen!«
    Der linkische Mann seufzte.
    »Leo«, sagte er müde.
    Angespannt hockte Warren über dem Küchentisch und versuchte die Füllfeder in seine Gewalt zu bekommen. Das Ergebnis war kaum lesbar, doch der dahinterstehende Wille war klar.
    Evelyn –
    Du mußt mir glauben. Mir ist gleichgültig, was ich Dir vor sechs Jahren gesagt habe. Die Männer werden mir die Finger abschneiden und sie Dir nacheinander schicken. Wenn Du das Geld nicht sofort schickst, erleide ich fürchterliche Folterqualen. Du mußt meine Anweisungen ignorieren und sofort das Lösegeld schicken.
    Warren
    Vierundzwanzig nervenaufreibende Stunden vergingen.
    Doch das Geld wurde nicht gezahlt.
    »Das war’s dann«, sagte der linkische Mann. »Dieser Kerl hat uns richtig hineingeritten! Ich glaube nicht, daß man die Sore rausrückt, selbst wenn wir seine Arme und Beine schicken.«
    Leo blickte traurig drein. »Was machen wir?«
    »Machen? Gibt nur eine Möglichkeit. Wir murksen ihn ab und vergraben ihn in der Scheune. Dauert bestimmt Jahre, bevor er dort gefunden wird, dann sind wir schon eine Million Meilen weg von hier …«
    »Das können Sie doch nicht tun!« kreischte ein dünner, bleicher, heruntergekommener Warren Maddox. Er umklammerte den blauen Ärmel des Entführers und flehte ihn an: »Sie können mich doch nicht umbringen! Ich schicke Ihnen das Geld, ich schwör’s! Ich schicke Ihnen zwanzig tausend Dollar, dreißig, was Sie wollen!«
    »Was für hübsche Versprechungen!«
    »Nein, ich meine es ernst! Wenn Sie mich freilassen, gebe ich Ihnen viel Geld. Ich schwör’s! Sie können mir vertrauen! Bitte lassen Sie mich frei!«
    Leo schnalzte mitfühlend mit der Zunge. »Ein hartes Los, wie? Nicht mal die eigene Familie will ihm aus der Patsche helfen …«
    »Nein!« ächzte Warren Maddox haltlos. »Lassen Sie mich am Leben. Ich will es noch einmal versuchen. Lassen Sie mich noch einen Brief schreiben.«
    Der linkische Mann warf widerwillig die Arme hoch.
    »Na schön, na schön. Noch ein letztesmal. Aber dann ist Schluß. Wenn dieser Brief nichts bringt …«
    »Tut er bestimmt!« schwor Warren. »Tut er bestimmt!«
    Er nahm den Füllfederhalter und schrieb:
    Evelyn –
    wenn Du mich überhaupt noch liebst, mußt Du mir glauben. Die Männer sind verzweifelt. Sie bringen mich um, wenn das Geld nicht gezahlt wird. Du mußt mir glauben! Sie werden mich foltern und töten, wenn Du nicht zahlst. Mir ist gleichgültig, was ich Dir früher gesagt habe. Du mußt das Geld schicken, oder ich bin ein toter Mann. Um Gottes willen, Evelyn, schick das Geld!
    Warren
    Am Nachmittag des sechsten Tages, den Warren Maddox in Gefangenschaft verbrachte, kam Ex-Sträfling Leo ins Haus gelaufen, in der Hand schwenkte er eine Einkaufstüte aus Papier.
    »Ich hab’s! Ich hab’s!« brüllte er heiser.
    Der linkische Mann stieß einen heiseren Freudenschrei aus, und die beiden schütteten den Inhalt der Tüte auf den Küchentisch. Zwischen Konservendosen und Gemüse lag ein fest verschnürtes braunes Paket. Sie rissen es auf und lachten beim Anblick der sauberen Banknoten mit den vielen Nullen.
    »Hat funktioniert wie nichts«, meldete Leo eifrig. »Ich treibe mich auf dem Parkplatz des Supermarkts herum, da kommt der große Oldsmobile vorbei, mit etwa neunzig Sachen. Das Paket wird vom Rücksitz rausgeworfen, so wie wir’s verlangt haben. Ich tue das Ding in die Einkaufstüte und gehe zum Wagen.«
    »Bist du sicher, daß man dir nicht gefolgt ist?«
    »Nein. Die haben uns ernst genommen, die haben wirklich geglaubt, wir murksen Maddox ab, wenn sie uns beschatten.«
    Das Objekt ihres Gesprächs stand abgemagert und mit umflortem Blick in der Schlafzimmertür und traute seinen Augen kaum.
    »Es ist da?« fragte Warren schwach. »Das Geld ist da?«
    »Richtig, Kumpel. Deine Frau hat endlich geblecht.«
    »Gott sei Dank!« flüsterte Warren.
    Der linkische Mann musterte ihn abschätzend. »Das Problem ist nur – ich frage

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