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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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ein Kampf?«
    »Na, ein Kampf eben!«
    Dumpfe Laute drangen von draußen herein; Sam kam schweratmend die Treppe herauf. »Miles«, sagte er und versuchte gleichzeitig zu atmen und zu sprechen, was ihm nicht ganz gelang. »Miles, du solltest lieber nach unten kommen.«
    »Was ist denn?«
    Sam lehnte keuchend in der Tür. »Ein Wagen ist vorgefahren, ein Streifenwagen. Die Beamten müssen gleich da sein. Alles in Ordnung mit Ted?« Seine kurzsichtigen Augen suchten das Zimmer ab. Ted wanderte hin und her und stieß leise Knurrlaute aus.
    »Die Polizei?« fragte Miles. Er blickte seinen Sohn vorwurfsvoll an. »Ein kleiner Kampf, so? Um Himmels willen, Ted. Was hast du angerichtet?«
    »Nichts, ich hab’s dir doch schon gesagt!«
    »Miles«, wiederholte Sam, »du kommst besser nach unten!«
    »Ich komme! Ich komme!«
    Sie gingen gemeinsam die Treppe hinab. Ted machte sich nicht die Mühe, die Tür hinter ihnen zu schließen. Als sie unten im Flur ankamen, klingelte es bereits.
    Der Beamte war sehr höflich. »Wohnt hier Ted Crawford? Entschuldigen Sie, Mr. Crawford, ist Ihr Sohn zu sprechen? Wir haben da ein kleines Problem auf Route 4. Na, vielleicht sogar mehr als ein kleines Problem. Wir brauchen Ihren Sohn zum Verhör.«
    Dann waren sie im Haus, beide Beamte noch immer höflich, aber auf der Hut, die Finger in die schimmernden Ledergurte gehakt, an denen die Waffen hingen.
    »Ted!« rief Miles. »Ted, komm nach unten!« Als niemand antwortete, blickte er Sam flehend an. Beide Männer durchzuckte der angstvolle Gedanke an die Dinge, die Ted anrichten mochte.
    Dann erschien Ted. Er musterte die Gruppe vom Geländer im Obergeschoß, das Handtuch um den verwundeten Arm verknotet, die Jacke über die rechte Schulter geworfen. Auf seinem Gesicht lag der spöttisch-abweisende Ausdruck eines Filmgangsters, doch Miles erkannte, daß das alles nur gespielt war. Hinter Miles klickte einer der Beamten mit dem Druckknopf seines Waffenhalfters. Aber es sollte keine Probleme geben. Ted kam nach unten.
    »Sie heißen Ted Crawford?«
    » Ja .«
    »Hören Sie, Wachtmeister …« Miles stellte sich zwischen die beiden. Der Streifenbeamte runzelte die Stirn, trat von einem Fuß auf den anderen und forderte ihn auf, sich nicht einzumischen. Ted fand das komisch; er lächelte über den Widersinn der Szene.
    »Kennen Sie denn meinen Alten nicht?« fragte er. »Kennen Sie etwa Miles Crawford den Filmstar nicht?« Seine Worte bewirkten, daß die Beamten die Köpfe wandten, doch ihr Blick war ohne Interesse oder Erkennen. »Schon gut«, sagte Ted. »Ich leiste keinen Widerstand. Soll ich etwas zum Übernachten mitnehmen?«
    »Was hat er denn getan?« fragte Miles. »Um Himmels willen, Sie können ihn doch nicht einfach ohne Erklärung mitnehmen. Haben Sie einen Haftbefehl?«
    »Jawohl, Sir, wir haben einen Haftbefehl. Ihr Sohn hat sich mit einem jungen Mann namens Jules Herman eingelassen. Die beiden haben auf Route 4 gegeneinander gekämpft. Dabei wurde der andere ziemlich übel zugerichtet.«
    »Wie übel?« fragte Miles.
    »Nehmen Sie Zahnbürste und Pyjama mit«, sagte der andere Beamte zu Ted. »Ihr Vater kann Ihnen ja morgen früh bringen, was noch fehlt. Tut mir leid, aber wir müssen jetzt los.«
    »Moment, Moment!« sagte Miles hastig. »Ich begleite Sie.« Mit zwei großen Schritten eilte er zum Wandschrank im Flur und holte in fliegender Hast seinen Mantel heraus.
    »Wohin fahren wir? Von welchem Revier kommen Sie?«
    »Vom achten, Mr. Crawford. Aber Sie müssen den eigenen Wagen nehmen. Vielleicht ist es überhaupt besser, wenn Sie bis morgen warten. Heute abend passiert sowieso nicht mehr viel.«
    »Ich komme mit!« sagte Miles. »Mach dir keine Sorgen«, wandte er sich an Ted. »Ich bringe dir die Sachen, die du für heute abend brauchst. Morgen früh hole ich dich sofort auf Kaution frei.«
    »Mr. Crawford …« Miles blinzelte den Polizeibeamten an. »Hören Sie, darauf sollten Sie sich nicht zu sehr versteifen. Auf die Kaution und so. Ich meine, Sie als Anwalt kennen sich da doch aus …«
    »Was soll das heißen?«
    »Der andere Junge, Jules Herman – ist tot.«
    Sam packte Miles an der Schulter. »Du setzt dich nicht ans Steuer«, sagte er. »Ich fahre dich ins Revier. Du bist schon im Normalfall ein schlechter Fahrer. Komm jetzt, Miles.«
    Sam ging seinen Mantel holen. Miles mußte wie ein Kind aus dem Haus geführt werden.
    Es war nach zwei Uhr früh, als sie nach Hause zurückkehrten. Sie hatten wenig erreicht. Sie

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