Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
Vom Netzwerk:
Zeugenstand wiederzufinden; mit dieser Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Als Hanley ihn aufforderte, die Ereignisse des Abends zu schildern, stammelte er sie ohne Ordnung und Logik heraus und mußte schließlich vom Ankläger an den Ausgangspunkt zurückverwiesen und schrittweise geführt werden. Er erzählte von dem Trinkgelage und gab zu, daß so etwas laufend stattfinde. Er nannte die beiden anderen jungen Leute in seiner Gesellschaft und legte den Grund für die Auseinandersetzung dar.
    »Wir wollten die Mädchen besuchen«, sagte er. »Sie wohnten auf der anderen Seite der Stadt und gaben eine Party. Juley hatte eine Flasche im Wagen, aus der wir alle tranken. Ich wollte nicht, daß er trank, denn er saß ja am Steuer, und der Wagen gehörte nicht mir, sondern meinem Vater. Darüber war er sauer und warf mir ein paar Sachen an den Kopf. Über ein Mädchen aus unserer Bekanntschaft. Das war auch der Augenblick, als er den Wagen stoppte und kämpfen wollte. Der andere, Rudy, zerrte uns auseinander, aber wir waren ziemlich in Fahrt. Dann schlug jemand vor, wir sollten die Sache doch auf der Straße bereinigen.«
    »Wer?« fragte Hanley.
    »Ich weiß nicht, erinnere mich nicht daran. Jedenfalls stiegen wir aus. Ich wußte aber nicht, daß Juley einen Messerkampf wollte, bis er die Klinge zeigte. Da hab ich mein Messer auch gezogen.«
    »Sie hatten immer ein Messer bei sich?«
    »Meistens.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Das ist schon alles. Wir begannen zu kämpfen. Juley verletzte mich zuerst, dann erwischte ich ihn. Ich wußte erst gar nicht, daß er tot war. Ich stieg einfach in den Wagen und fuhr nach Hause. Ich war ziemlich wütend und habe die beiden einfach zurückgelassen.«
    »Sie ließen das Messer in seinem Körper stecken?«
    »Ja«, sagte Ted.
    Auf Rutherfords Hinweis verzichtete Miles auf ein Kreuzverhör; Ted sollte später noch als Zeuge der Verteidigung aufgerufen werden. Miles’ erste Chance kam, als der Staatsanwalt Rudy Trask in den Zeugenstand rief. Hanley identifizierte Trask als den dritten jungen Mann im Wagen und holte dann seine Version der Ereignisse aus ihm heraus. Die Darstellung stimmte in jeder Hinsicht überein; doch zuletzt schob Hanley eine entscheidende Frage nach.
    »Mr. Trask, hatte es zwischen Ted Crawford und Jules Herman schon vor dem fraglichen Abend Differenzen gegeben?«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Trask leise.
    »Was für Differenzen? Hatten die beiden schon einmal gegeneinander gekämpft?«
    »Nicht mit Messern. Mit Fäusten.«
    »Dann herrschte also eine deutliche Abneigung zwischen den beiden?«
    »Na, mal mehr, mal weniger.«
    »Was war denn die Ursache der Auseinandersetzungen?«
    »Alles mögliche. Manchmal ging es um Mädchen, manchmal um Teds Alten.«
    Während ein Murmeln durch die Zuschauerreihen lief, rutschte Miles auf der Verteidigerbank hin und her und hustete.
    »Juley zog Ted immer wieder auf, daran hatte er Spaß. Er fragte ihn, warum er nicht nach Hollywood ginge und Filmstar würde wie sein Vater. Darüber regte sich Ted immer sehr auf. Ted konnte man nicht auf den Arm nehmen, er mochte so etwas nicht.«
    »Wie ernst waren die Prügeleien?«
    »Einmal holte sich Juley ein verknackstes Handgelenk.«
    »Wurde der Vorfall der Polizei gemeldet?«
    »Nein«, sagte Trask tonlos.
    »Das ist alles.«
    Nun war Miles an der Reihe. Er hatte Lampenfieber wie nie zuvor. Er stand auf und trat vor den Zeugenstand im Bewußtsein der intensiven Blicke, die auf ihm ruhten.
    »Mr. Trask, wie lange kennt mein – kennt Ted Crawford Ihrer Meinung nach Jules Herman?«
    »Etwa acht bis zehn Monate.«
    »Wie oft haben sich die beiden gesehen?«
    »Zwei- bis dreimal in der Woche.«
    »Dann waren die beiden doch wohl befreundet und nicht verfeindet, meinen Sie nicht auch?«
    Hanley stand auf und unterstellte mit leiser Stimme, daß Miles hier doch wohl Schlußfolgerungen verlange. Der Richter stimmte zu.
    »Der Faustkampf«, fuhr Miles fort. »Der Kampf, bei dem Juley Herman sich die Hand verletzte. Hatten die beiden diesen Kampf geplant, so wie sie sich ›entschlossen‹, mit Messern gegeneinander zu kämpfen? Das müßten Sie doch wissen.«
    »Nein, das war so eine Sache, wie sie eben mal passiert.«
    »Ganz plötzlich – gewissermaßen aus heiterem Himmel?«
    »Ja – so kann man wohl sagen. Juley ging auf Ted los, und …«
    »Juley ging auf ihn los? Dann begann Juley also den Kampf?«
    »Nun, Ted nannte Juley einen …«
    »Es ist ohne Belang, was er ihn nannte! Juley

Weitere Kostenlose Bücher