Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
für Frieden auf der ganzen Welt.«
»Und sportlich ist er auch, der könnte glatt in der Nationalmannschaft spielen.«
»Oder bei der Olympiade starten.«
»Oder drei Marathons am Stück laufen.«
»Und dabei ist er überhaupt nicht eingebildet. Kein Stück.«
»Sondern ganz natürlich geblieben.«
»Und so furchtbar nett, dass es fast schon wehtut, wenn man ihn nur ansieht.«
Die Mädels seufzen sehnsüchtig auf, alle außer Uschi und Chantal, die gar nicht zugehört haben, sondern sich immer noch streiten, ob Alex oder Justin der süßere Junge ist. Während der Aufzählung meiner Vorzüge ist Lena noch röter im Gesicht geworden, genau wie ich. Aber bei mir kann man das zum Glück nicht sehen, weil ich ja immer noch den Schleier trage.
»Dieser Kai muss ja wirklich ein toller Hecht sein«, sage ich mit meiner Piepsstimme.
Die Mädchen starren mich an, als hätte ich gerade behauptet, Darth Vader wäre ein liebevoller Papa, der seinem Sohn jeden Abend eine Gutenachtgeschichte vorliest.
»Wieso denn Kai? Wer spricht denn von Kai?«, ruft eines der Mädchen überrascht.
»Der ist echt der letzte Loser!«, ergänzt ein anderes, und dass Lena hier nicht widerspricht, nehme ich ihr ein bisschen übel.
»Wir reden doch nicht von Kai! Wir reden von Carl-Philipp!«, erklärt die Braunhaarige und nimmt einen weiteren Schluck aus der Colaflasche.
Das mit Carl-Philipp muss ich erklären: Das ist so ein gestriegelter Schönling, der auch auf unsere Schule geht. Seinen Eltern gehört die größte Apotheke der Stadt, und wenn er nicht gerade beim Friseur oder im Sonnenstudio ist, schießt er als Stürmer in der Schulauswahl die spielentscheidenden Tore.
Ehe die Mädels ihr völlig überzogenes Loblied auf diesen Angeber fortführen können, ruft Anti plötzlich von ihrer Hängematte aus: »In zehn Minuten wird das heiße Wasser abgestellt! Wer von euch vor dem Schlafengehen noch duschen will, sollte sich beeilen!«
Die Mädchen springen alle auf und rennen zu den Zelten, um sich ihre Handtücher und Shampooflaschen zu holen. Sogar Laika, die Ziege, macht sich auf den Weg zu der Gemeinschaftsdusche, die sich am Waldrand in einer Art Pavillon befindet.
Eine heiße Dusche habe ich lange nicht gehabt! Also stehe ich auch auf … und setze mich sofort wieder hin, weil mir mit einem Schlag klar wird, dass es dort drüben mit Sicherheit keine Umkleidekabinen für Jungs gibt. Alex und Justin haben auch kein Interesse an einer Dusche. Das liegt aber weniger an den Mädchen, sondern daran, dass die zwei sowieso nicht so viel vom Waschen halten.
»Kommst du nicht mit duschen?«, fragt mich Lena.
»Äh, nein, das geht leider nicht, weil … weil …«, stottere ich. »… die Überzeugung unserer Schleiereulen-Gemeinschaft verbietet das.«
»Wieso das denn?« Lena starrt mich an, und da ist wieder diese skeptische Falte über ihrer Nase.
»Na ja, weil ja auch der Dreck ein Recht auf Leben hat, irgendwie. Den kann man doch nicht so einfach den Abfluss runterspülen. Der hat doch auch Gefühle.«
Ich sag mal so: Das ist so blödsinnig, das könnte auch von COOLMAN stammen.
Die Falte über Lenas Nase wird noch ein Stückchen tiefer. Dann dreht sie sich um und läuft den anderen Mädchen hinterher zu den Duschen, weil sie das heiße Wasser nicht verpassen will.
»Wo sollen wir denn heute Nacht schlafen?«, frage ich Anti, die in ihrer Hängematte liegt und genau wie ich kein Interesse an einer Dusche zu haben scheint.
»Die zwei schlafen bei Jennifer und Lisa«, antwortet Anti und zeigt erst auf Uschi und Chantal und dann auf ein lilafarbenes Zelt. Alex und Justin starren sie an, als hätte Anti ihnen befohlen, die Nacht in einer Grube voll giftiger Schlangen zu verbringen.
»Und ich?«, frage ich, großes Unheil ahnend.
»Du übernachtest bei Lena«, erwidert Anti und zwinkert mir zu, als wenn sie Bescheid wüsste. »In ihrem Zelt müsste auch noch ein zweiter Schlafsack sein.«
Da sind COOLMAN und ich zur Abwechslung mal ganz einer Meinung.
»Gibt es nicht noch irgendwo ein Zelt, das leer steht? Unsere Überzeugung verbietet uns …«
»Nerv nicht, Kai!« Anti sieht mich streng an, und ich zucke ertappt zusammen.
»Was denn für ein Kai?«, fiepse ich mit der hellsten Stimme, zu der ich fähig bin.
»Noch ein Wort von dir, und ich lass euch alle drei auffliegen. Die Mädels werden euch mit ihren langen lackierten Fingernägeln in Stücke reißen, wenn die rauskriegen, dass ihr hier als Spione unterwegs
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