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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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ein riesiges Missverständnis entsteht. »Es geht ja noch weiter:
    Denn du als unser Bürgermeister
    bist besser als jeder Zugereister.«
    Alex und Justin sehen mich an, als wäre meine Karriere bei den Untoten Unterhosen vorbei, ehe sie überhaupt begonnen hat.
    »Na ja, es ist vielleicht noch nicht ganz perfekt. Da muss man noch ein bisschen dran feilen, und auf Englisch klingt es bestimmt viel besser«, bettele ich, weil ich die Gitarre ungern wieder hergeben würde. Die fühlt sich nämlich wirklich gut an, auch wenn ich sie nicht spielen kann, und schließlich geht es bei dem Ganzen ja auch um Lena, mein Glück und meine Zukunft.
    »Ich mag den Text, mes amis. Ich finde ihn très, très beau, sehr, sehr schön«, rettet mich Niki.
    Sie ist einfach phantastisch. Sagte ich das schon?
    Und wenn schon.
    Das kann man gar nicht oft genug sagen.
    Niki ist einfach phantastisch.

    »Findest du echt?«, fragt Justin und schaut Niki an.
    Niki nickt nur und schenkt ihm ein unwiderstehliches Lächeln.
    »Na gut, wir können es ja mal ausprobieren«, sagt Alex und zählt: »Eins, zwei, drei.«
    Bei »drei« beginnen er und Justin zu spielen. Ich nicht. Ich stehe mit meiner Gitarre einfach im Hintergrund und versuche, so zu tun, als würde ich Akkorde anschlagen. Dabei halte ich genügend Sicherheitsabstand zu den Saiten, damit ich nicht zufällig einen falschen Ton erwische. Aber das würde auch keiner merken, weil Alex und Justin meine Gitarre vorsorglich gar nicht erst an einen der Verstärker angeschlossen haben.
    Niki greift nach dem Mikrofon. Sie hält mein Blatt in der Hand, liest den Songtext davon ab und fängt an zu singen.
    Ich wette, sie ist die einzige Sängerin auf der ganzen Welt, die ihre Lippen beim Singen nicht zu öffnen braucht und trotzdem toll klingt. So toll, dass niemand auf den Text achten wird. Niki könnte auch »Alle meine Entchen« singen, es würde immer noch super klingen und die Leute umhauen.
    Wir proben den ganzen Nachmittag, das heißt, Alex und Justin spielen auf ihren Gitarren, Niki singt, und ich stehe im Hintergrund und versuche, cool auszusehen.
    Als wir eine Pause machen, schaue ich mir die ausgestopften Tiere genauer an. Es ist auch ein braun-weißes Kaninchen dabei, das Schnüffi sogar fast ein bisschen ähnlich sieht. Es wirkt noch ganz lebendig und frisch, im Gegensatz zu der gammeligen Möhre, die es zwischen den Pfoten hält.
    »Waren das früher alles eure Haustiere?«, frage ich Justin, der sich auf dem Sofa neben Alex und Niki von den Proben ausruht.
    »Echt nicht, die hat alle mein Papa gejagt«, antwortet Justin.
    »Wie ›gejagt‹?«
    »Alter, Justins Papa ist ein Urban Hunter«, sagt Alex, und als er mein begriffsstutziges Gesicht bemerkt, erklärt er es mir. »Das sind Leute, die in der Stadt auf Jagd gehen. Urban Hunting ist ungelogen die Königsklasse des Jagens, weil so ein Hamster ja viel kleiner ist als Hirsche oder Wildschweine. Der ist doch viel schwieriger zu treffen, Alter.«
    »Und das ist echt voll das Phänomen, was Papa nachts hier in Keinklagenstadt so vor die Flinte läuft.«
    Mit einem Schlag wird mir alles klar: die Schüsse, die ich letzte Nacht gehört habe, die verschwundenen Enten aus dem Park, all die vermissten Kaninchen und Meerschweinchen, die nicht platt gefahren wurden und trotzdem nie wieder aufgetaucht sind.

    Wenn ich das nächste Mal nachts unterwegs bin, werde ich die orangefarbene Warnweste tragen, die meine Mutter mir an meinem letzten Geburtstag geschenkt hat und die ich damals extrem peinlich fand. Mit der Weste sinkt die Gefahr, dass Justins Papa mich mit einem streunenden Schäferhund verwechselt.
    »Ob ich mir das mal ausleihen kann?«, frage ich Justin und deute auf das braun-weiße Kaninchen mit der Möhre.
    »Nimm, was dir gefällt«, erwidert Justin großzügig. »Ist ja echt genug da. Heute Morgen hat Papa sogar zehn Hühner geschossen. Direkt bei uns vorm Haus!«
    Ehe ich das mit den Hühnern erklären kann, geht die Tür auf und Justins Vater erscheint persönlich. In der Hand hält er ein Tablett mit vier Kekspackungen und einer Flasche Limonade.
    »Ohne Mampf kein Kampf!«, brüllt er und stellt das Tablett auf dem Kacheltisch ab, der vor dem Cordsofa steht.
    »Danke, Papa, das ist echt nett von dir«, sagt Justin und greift zu den Keksen.
    Ich spüre plötzlich, wie hungrig ich bin. Seit gestern habe ich nichts mehr gegessen. Da kommen die Kekse gerade richtig. Auf der schmucklosen Verpackung steht »EPa«, und erst als ich

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