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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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nett ist, dass sich Lena deswegen gar nicht bei mir entschuldigen konnte.
    Aber Lena ist ja nicht doof. Sie hat mir mit Edding eine Nachricht auf meinem Tisch hinterlassen.
    »Schert euch zum Teufel, du und dein französisches Flittchen!«, ist dort in großen Buchstaben zu lesen.
    Irgendetwas muss mit Nikis Plan falsch gelaufen sein.
    Der Hausmeister hat einen Eimer Seifenlauge dabei und lässt mich erst gehen, als ich jeden einzelnen Buchstaben von meinem Tisch mit einer Zahnbürste weggeschrubbt habe.

    Jetzt lohnt es sich auch nicht mehr, nach Hause zu gehen. In einer halben Stunde beginnen die Proben in Justins Keller, und das ist vielleicht meine letzte Chance, Lena zurückzugewinnen.
    Der verschlafene Schultag hat den Vorteil, dass ich mich jetzt deutlich fitter fühle als noch heute Morgen. Ich nutze den Fußmarsch und denke mir einen Song aus, der die Vorzüge des Bürgermeisters preist, ohne dass es peinlich oder anbiedernd wirkt. Das ist gar nicht so einfach, weil es so wenige Reimwörter auf »Meister« gibt.
    Drei Wörter, die sich auf Bürgermeister reimen:
    1) Kerkermeister – geht nicht,
    2) Geister – geht gar nicht,
    3) feister – passt zwar ganz gut zu Lenas Vater, geht aber auch nicht.
    Zum Glück ist noch etwas Zeit, und bis die Proben beginnen, ist mir bestimmt etwas Passendes eingefallen.

    Danke, COOLMAN, das hilft mir wirklich weiter!

9. Kapitel
    Proben in Uniform
    Als ich läute, öffnet mir Justins Vater. Er trägt hohe Springerstiefel, eine Armeehose und eine Uniformjacke mit ganz vielen Orden. Es fehlt nur noch der Stahlhelm auf dem Kopf, aber vielleicht trägt er den nur sonntags.
    »Grund des Besuchs?«, schmettert er mir entgegen.
    »Ich wollte zu Justin«, antworte ich eingeschüchtert.
    »Mitkommen! Im Gleichschritt marsch!«, befiehlt er und dreht sich um. Ich folge ihm die Kellertreppe hinunter, auf der er die ganze Zeit »links, zwo, drei, vier, links, zwo, drei, vier« kommandiert.

    Die Treppe endet vor einer Stahltür, die so dick ist, dass man dahinter mit Sicherheit problemlos die Weltkriege drei, vier und fünf überleben könnte.
    Justins Vater muss die Tür erst umständlich entriegeln, ehe er sie öffnen kann. Als es ihm endlich gelungen ist und er den Proberaum dahinter betritt, brüllt er: »Stillgestanden!«
    Alex und Justin, die gerade noch neben Niki auf einem alten braunen Cordsofa hockten, springen sofort auf und grüßen militärisch. Niki bleibt einfach sitzen. »Bonjour, Chéri. Endlich ausgeschlafen?«, begrüßt sie mich und grinst.
    Justins Vater scheint Nikis mangelnder Respekt vor militärischen Ritualen nicht weiter zu stören. Nach meinem ersten Eindruck ist er sowieso nicht der Typ, der Frauen in der Armee gut findet, und wahrscheinlich ist er Niki gegenüber deswegen etwas nachsichtiger.
    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Niki umwerfend aussieht. Sie hat sich umgezogen und ihr schwarzes Kleid gegen einen engen knallroten Hosenanzug eingetauscht. Ich wusste gar nicht, dass »Biggis billige Boutique« so etwas im Angebot hat. Niki sieht aus wie Lady Gaga, nur besser, auch wenn ihr schrilles Outfit nicht zu der – um es milde auszudrücken – etwas gewöhnungsbedürftigen Kellerdeko passt. Zwischen Fotografien von Panzern, Geschützen und Kriegsschiffen hängen an den Wänden überall ausgestopfte Tiere. Keine Rehe oder Wildschweine oder so, sondern Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen, Katzen, Hunde und sogar der Kopf eines Ponys. Dazwischen finden sich außerdem so ziemlich alle Tierarten, die unser Stadtpark zu bieten hat: Eichhörnchen, Maulwürfe, Enten, Schwäne und Bisamratten. Die Einrichtung erinnert mich an eine Jagdhütte in der Nähe von Berlin, in der ich einmal unfreiwillig eine Nacht verbracht habe, aber auch das ist eine andere Geschichte.
    »Weitermachen!«, brüllt Justins Vater zum Abschied, dann knallt er die schwere Tür hinter sich zu.
    »Mein Papa ist Berufssoldat«, erklärt Justin entschuldigend. »Er hat sich auf fünfzig Jahre verpflichtet und kann zu Hause echt schlecht abschalten.«
    »Der war als Fallschirmjäger sogar schon dreimal in Irakistan, Alter!«, ergänzt Alex bewundernd. »Außerdem ist er Einzelkämpfer, Kampfschwimmer und kann sogar Hubschrauber fliegen. Der Mann ist Legende, Alter. Der ist eine voll funktionsfähige Ein-Mann-Armee!«

    Ich persönlich bewundere ja eher Leute wie Mahatma Gandhi, aber ich befürchte, dass Alex und Justin meine Begeisterung für gewaltlose Konfliktlösungen nicht

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