Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)
unbedingt teilen.
»Mes amis, können wir endlich anfangen?«, mischt sich Niki ein, die das Heldengequatsche ebenfalls zu langweilen scheint.
»Ist echt schon alles vorbereitet. Wir können gleich loslegen«, sagt Justin und zeigt auf eine Art Bühne, die in einer Ecke des Zimmers aufgebaut ist und von einem olivgrünen Tarnnetz überspannt wird. »Die hat mein Papa selbst gebaut, damit wir hier proben können wie echte Profis!«
»Alter, und die hier haben wir für dich besorgt«, verkündet Alex stolz und hängt mir eine E-Gitarre um den Hals.
Ich kann nicht mal Blockflöte spielen, trotzdem fühlt sich das schwere Instrument vor meinem Bauch gut an. Ich glaube, mit einer E-Gitarre um den Hals sieht jeder cool aus.
»Und was mache ich damit?«, frage ich, weil ich ehrlich keine Ahnung habe, wie man eine Gitarre bedient. Klar, da muss man die Saiten zupfen, das weiß ich auch, aber welche Saite welchen Ton ergibt, ist mir völlig schleierhaft.
»Du machst gar nichts, Alter«, erklärt mir Alex. »Du stehst einfach nur da und siehst cool aus. Den Rest machen wir.«
Alex gibt Justin ein Zeichen, und sie beginnen auf ihren Gitarren zu spielen.
Entweder läuft hier irgendwo eine CD, oder die zwei haben ausgiebig geübt, während ich den Vormittag in der Schule verschlafen habe. Der Sound, der aus den großen schwarzen Verstärkern dröhnt, klingt nämlich richtig gut. Das ist nicht nur Krach, sondern da ist auch eine Melodie dabei, und zwar eine von den besseren.
Niki gefällt es auch. Sie sitzt auf dem braunen Cordsofa und wippt mit dem Fuß im Takt zu dem Song, den Alex und Justin spielen. Sie und ich wechseln einen kurzen Blick, und ich kann sehen, dass sie genauso überrascht ist wie ich. Das hatten wir nicht erwartet, und vielleicht ist es bei der Musik wie beim Fußball: Da ist zu viel Verstand ja auch eher hinderlich.
Als Alex und Justin fertig sind, klatschen wir.
Ich höflich.
Niki begeistert.
Sie läuft sogar extra zu den beiden hin, um ihnen einen Kuss zu geben, so beeindruckt ist sie. Das finde ich etwas übertrieben, und ich werde Alex und Justin bestimmt nicht küssen. Nicht mal, wenn sie die Rolling Stones wären oder die Beatles oder sonst eine von diesen berühmten Opa-Bands, von denen mein Vater immer schwärmt.
»Das war gar nicht schlecht, das war fast sogar gut«, sage ich, damit Alex und Justin nicht völlig abheben.
»Alter, wir haben einen tollen Song, wir haben eine hübsche Sängerin.« Alex zeigt auf Niki. »Uns fehlt nur noch ein guter Text für unser Lied.« Jetzt zeigt er auf mich. »Und das ist dein Part, Alter!«
»Nichts leichter als das«, erwidere ich lässig, weil mir auf dem Weg zu Justin doch noch ein Text für den Wahlkampfsong eingefallen ist und ich ihn auch gleich auf einem Zettel notiert habe. Ich klettere auf die kleine Bühne, greife in meine rechte Hosentasche und hole das Blatt heraus.
»Kaninchen vermisst.
Alter: egal.
Name: egal.
Geschlecht: egal.
Farbe: egal«,
liest Alex vor.
»Klingt echt toll, aber was soll das bedeuten?«, fragt Justin.
Er und Alex starren mich verwirrt an. Das ist nichts Neues, aber auch Niki sieht verwundert aus.
»Sorry, das ist der falsche Zettel«, sage ich und nehme Alex schnell die Schnüffi-Suchmeldung aus der Hand. Der richtige Text steckt in der linken Hosentasche. Ich habe ihn extra ordentlich mit Druckbuchstaben aufgeschrieben, damit auch Alex und Justin ihn lesen können.
Justin faltet das Blatt auseinander und beginnt:
»Wenn das Leben ein Meer ist,
bist du das Salz und der Strand.
Wenn das Leben ein Haus ist,
bist du Decke und Wand.
Wenn das Leben ein Auto ist,
bist du Motor und Reifen,
und falls das Leben ein Zebra ist,
bist du die schwarz-weißen Streifen.«
»Das soll der Text zu unserem Song sein, Alter? Da fand ich den mit den Kaninchen besser«, sagt Alex, und das beweist, dass er vielleicht ein guter Musiker ist, aber keinen blassen Schimmer von anspruchsvollen Texten hat.
»Echt, das passt irgendwie auch gar nicht zu unserer Band, den Untoten Unterhosen«, mischt sich jetzt auch noch Justin klugscheißernd ein.
»Mon Dieu, es ist ... es ist ... es ist ...« Niki sucht nach den richtigen Worten, was bei ihr eher selten vorkommt. »Es ist so berührend, so schön, so romantisch. Man spürt, wie sehr du Lena liebst, n ’ est-ce pas?!«
Niki ist so gerührt, dass sie sich sogar ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen muss.
»Na ja, es ist noch nicht zu Ende«, sage ich, weil hier gerade
Weitere Kostenlose Bücher