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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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das Kleingedruckte lese, kapiere ich, dass »EPa« die Abkürzung für »Einmannpackung« ist und die Kekse aus Bundeswehrbeständen stammen.
    So schmecken sie auch.
    »Ein paar tolle Hechte seid ihr, Jungs! Aber habt ihr euch auch schon Gedanken über eine prächtige Bühnenshow bei eurem Konzert gemacht?«, fragt Justins Vater.
    »Klar doch«, erwidert Alex und nimmt einen großen Schluck aus der Limoflasche. Dann schmeißt er sich eine der Sprudelbadebrausetabletten ein.
    Kurz darauf quillt ihm hellblauer Schaum aus Mund, Nase und – ich schwöre – auch aus den Ohren.
    »Nicht schlecht, gar nicht schlecht«, sagt Justins Vater, und so, wie er es sagt, klingt er wirklich beeindruckt. »Aber mir schwebt da noch etwas Größeres für euren Auftritt vor.«
    »Du leihst uns deinen Granatwerfer?! Das wäre echt klasse!«, jubelt Justin.
    »Noch größer!«, erwidert die Ein-Mann-Armee.
    »Den Panzer?«, fragt Alex.
    »Noch größer!«
    »Einen Hubschrauber«, werfe ich lachend ein, weil ich das Ganze für ein lustiges Spiel halte.
    Großer Irrtum!
    Justins Vater klopft mir anerkennend auf die Schulter und bricht mir dabei fast den Rücken.
    »Stellt euch das vor: Die Kleine steht schon auf der Bühne, und dann springt ihr drei in zweitausend Meter Höhe mit euren Fallschirmen aus dem Heli und landet mit euren Gitarren auf der Bühne! Das wird der Hammer!«

    »Vielleicht sollten wir rechts und links noch zwei entsicherte Handgranaten in den Fäusten halten«, schlage ich lachend vor, weil ich das alles immer noch für einen albernen Scherz halte.
    Justins Vater überlegt einen Moment, dann schüttelt er nachdenklich den Kopf. »Gar keine schlechte Idee, aber zu gefährlich. Da sind doch bestimmt auch viele Zivilisten im Publikum.«
    »Sag du doch mal was«, fordere ich Niki auf.
    Dieser durchgeknallte Stahlhelmträger scheint das wirklich ernst zu meinen.
    »Pourquoi pas?«, antwortet Niki und zuckt mit den Schultern. »Warum nicht? Das macht bestimmt Eindruck ... auch auf Lena.«
    Sie hat leicht reden. Sie soll ja nicht springen.
    »Aber wir haben gar keinen Hubschrauber und auch keine Fallschirme«, wende ich ein, und dass wir die nicht haben, ist ein ziemliches Glück.
    »Klar haben wir die«, erwidert Justins Vater. »Auf meinem Stützpunkt steht der Heli, und Fallschirme gibt es da auch massenhaft. Ihr seid doch keine Weicheier, oder?«
    »Ich wollte echt immer schon mal ’nen Fallschirmsprung machen!«, ruft Justin begeistert und fällt seinem Vater um den Hals. »Du bist echt super, Papa!«
    »Das wird noch cooler, als vom Zehner zu springen, Alter«, stimmt auch Alex in die allgemeine Begeisterung ein, die im Probenkeller um sich greift.
    »Was ist los? Traust du dich etwa nicht?«, fragt Niki, als sie mein besorgtes Gesicht bemerkt.
    »Doch, klar, Kleinigkeit«, lüge ich, weil mir schon der Zehnmeterturm viel zu hoch ist.
    »Ich bin stolz auf euch drei Prachtkerle! Wenn ihr wollt, dürft ihr mich Major Horst nennen«, verkündet Justins Vater kumpelhaft. »Morgen früh hole ich euch mit dem Jeep ab. Punkt fünf! Und jetzt: Wegtreten und ab in die Kojen! Ihr müsst morgen fit sein!«
    Niki wollte nach den Proben noch etwas shoppen gehen. Deswegen schleppe ich mich allein nach Hause. Ich habe das ausgestopfte braun-weiße Kaninchen mit der Mohrrübe unterm Arm, das Justin mir geliehen hat. Als ich am Park vorbeikomme, stelle ich es auf der Wiese ab und binde ihm Schnüffis Halsband um. Mit meinem Handy mache ich ein Foto. Auf dem Bild sieht es so lebendig aus, als würde es gleich loshoppeln. Aber das geht ja nicht, weil seine Füße auf einem Brett angeleimt sind.
    Ich könnte jetzt Lena anrufen. Schließlich hat sie mir ihre Nummer gegeben. Ich lasse es dann aber doch lieber sein, weil:
    1) ich wegen COOLMANs chinesischem Cousin ja kein Guthaben mehr habe,
    2) ihr Vater ans Telefon gehen könnte und
    3) ich in meinem Nachrichteneingang fünfundzwanzig SMS von ihr habe, in denen immer dieselben magischen drei Worte stehen: »Ich hasse dich.«
    Sie wird ihre Meinung ändern, wenn ich morgen aus zweitausend Metern auf den Schulhof stürze. Aus schlechtem Gewissen wird sie mich jeden Tag im Rollstuhl spazieren fahren, und füttern muss sie mich auch, weil ich ab dem dicken Zeh aufwärts vollständig gelähmt sein werde. Dann wird sie jammern und heulen und es schrecklich bereuen, wie sie mich behandelt hat.
    Aber das wird ihr nichts nützen.
    Mir allerdings auch nicht.

10. Kapitel
    Auf die Plätze, fertig,

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