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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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nehme die dritte Gitarre, die neben mir auf dem Sitz liegt, und steige ebenfalls auf.
    Als ich die beiden erreiche, stehen sie schon vor Justins Vater und haben ihre Gitarren geschultert. Um keinen Ärger zu kriegen, reihe ich mich ein und mache es ihnen nach.
    »Keine Bange, Jungs, ich schmeiß euch nicht ohne Ausbildung aus dem Heli!«, schreit Justins Vater. »Erste Lektion: Erst springen, wenn die Tür auf ist! Verstanden?!«
    Alex und Justin brüllen: »Verstanden!«, und das scheint die richtige Antwort zu sein.
    Major Horst grinst die zwei zufrieden an, dann wendet er sich mir zu.
    »Hast du das auch verstanden, du begriffsstutziger Stubenhocker?«
    »Verstanden«, murmele ich leise.
    Mehr ist nicht nötig, denke ich.
    Falsch gedacht.
    Justins Vater baut sich so dicht vor mir auf, dass unsere Nasen aneinanderstoßen. Dazu muss er in die Knie gehen, weil er einen halben Meter größer ist als ich, was seine einschüchternde Pose etwas lächerlich macht.
    »Ich kann dich nicht hören, du stimmloser Chorknabe!«, brüllt er so laut, dass ich das Gefühl habe, mitten in einem Orkan zu stehen.

    »Verstanden!«, schreie ich so laut zurück, dass ihm seine Offiziersmütze vom Kopf fliegt. Aber das scheint ihn überhaupt nicht zu stören. Im Gegenteil.
    »Warum nicht gleich so!«, erwidert er zufrieden, klopft mir anerkennend auf die Schulter und fährt dann mit unserer Ausbildung fort. »Zweite Lektion: Wenn ihr auf der Erde aufschlagt, muss euer Körper so weich sein wie Wackelpudding. Aber das dürfte euch ja nicht schwerfallen, ihr Weicheier! Ihr habt ja sowieso keinen Mumm in den Knochen!«
    »Verstanden!«, brüllen Alex, Justin und ich.
    »Lektion drei: die Praxis!«
    Justins Vater verschwindet in einem der Hangars und kehrt mit einer leeren Bierkiste wieder zurück, die er vor uns auf den Boden stellt.
    »Rauf da und runterspringen!«, kommandiert er.
    Einer nach dem anderen steigen Alex, Justin und ich auf die Kiste und hüpfen wieder runter. Nach dem zehnten Mal ist Justins Vater mit unserer Sprungtechnik zufrieden und brüllt: »Ausbildung erfolgreich abgeschlossen! Ihr seid reif für euren ersten Sprung! Ich bin stolz auf euch!.«
    Alex und Justin klatschen sich begeistert ab, ich bin noch nicht überzeugt.
    »Wie, abgeschlossen?«, frage ich. »War das etwa alles? Was ist mit dem Fallschirm? Muss man da nicht irgendetwas ziehen, damit der überhaupt aufgeht?«
    »Oha! Herr Superschlau hat aufgepasst!« Justins Vater ist wieder in die Hocke gegangen, sodass sich unsere Nasenspitzen erneut berühren. »Exklusiv für Mamas kleinen Sicherheitsfanatiker. Lektion Nummer vier: Spring raus, zähl bis fünf und zieh die Reißleine! Das ist alles, was du wissen musst. Ihr macht ja hier kein Abitur! Noch Fragen?«
    Ohne meine vielen weiteren Fragen abzuwarten, richtet er sich auf und geht noch einmal in den Hangar. Als er zurückkommt, hat er drei Rucksäcke unterm Arm, die er uns vor die Füße wirft.
    »Das ist eure Lebensversicherung. Passt gut darauf auf!« Major Horst sieht auf seine Uhr. »Punkt 11 Uhr starten wir. Dann sind wir um 11.45 Uhr im Zielgebiet. Absprung um 11.50 Uhr, Landung auf der Bühne Punkt 12 Uhr. Um 12.15 Uhr will ich Meldung haben, dass der Einsatz erfolgreich abgeschlossen wurde. Verstanden?«
    »Verstanden!«, brüllen wir drei zurück, obwohl ich überhaupt kein Wort verstanden habe.
    Justins Vater steht breitbeinig vor uns und starrt das Ziffernblatt an. Das geht ungefähr fünf Minuten so. Dann brüllt er plötzlich: »Es ist jetzt genau fünf vor elf! Fallschirme aufnehmen, und wenn ich mit der Signalpistole schieße, heißt das: Alle aufsitzen!«
    Major Horst läuft voraus und nimmt auf dem Pilotensitz Platz. Er rückt sich eine Sonnenbrille zurecht und startet die Rotoren. Kurz darauf hält er eine dicke Pistole aus dem Cockpit und drückt ab. Zu meiner Überraschung macht er dafür sogar das Fenster auf, und für eine Sekunde frage ich mich, wer von uns beiden hier der Sicherheitsfanatiker ist.
    Die rote Leuchtkugel, die sich senkrecht in den Himmel schraubt, ist unser Zeichen, in den Hubschrauber einzusteigen.
    Alex und Justin schultern ihre Fallschirme, und auch ich greife nach dem grünen Sack vor mir. Er ist schwerer, als ich erwartet hatte, aber auch nicht schwerer als mein Schulranzen, wenn ich an einem Siebenstundentag alle Bücher mitschleppen muss.
    Im Gänsemarsch marschieren wir auf den Hubschrauber zu, in dem Justins Vater ungeduldig auf uns wartet.

    Ich folge

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