Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)
Ahnung, aber da gibt es bestimmt etwas.
Beweise für seine Unschuld: Keine, aber das beweist gar nichts.
Beweise für seine Schuld: noch keine
Mein Bauchgefühl: Er war es.
Sollte mir bei meiner sorgfältigen und vorurteilsfreien Analyse des Nelson-Falles ein Fehler unterlaufen sein? Was COOLMAN sagt, stimmt. Warum sollte der kleine Lord etwas stehlen, was ihm sowieso schon gehört? Das macht keinen Sinn.
»Und wenn Kai verlangt, dass wir das echt alles wieder zurückbringen?«, höre ich Justin unter mir sagen.
Er und Alex liegen unter mir in ihren Betten und quatschen. Das hatte ich bis jetzt gar nicht mitbekommen, weil ich mich so auf die Lösung des Falles konzentriert hatte.
»Wozu, Alter?! Ist doch alles versichert!«
»Echt? Kotztüten und Katzenfutter auch?«
»Logisch, Alter! Das wird alles ersetzt von den Versicherungstypen.«
Das ist es! Warum bin ich da nicht selber draufgekommen?
Der Hut von Nelson ist doch bestimmt auch hoch versichert. Das ist ein nationales Heiligtum – wenn der weg ist, muss die Versicherung garantiert ein paar Millionen blechen. Der kleine Lord hat den Hut genommen, um das Geld zu kassieren.
Mit einem Mal fügt sich alles zusammen.
Warum hat er so einen Aufstand wegen des kaputten Rolls-Royce gemacht?
Warum muss man für die Besichtigung der Burg Eintritt bezahlen?
Und warum hat er außer seinem armen Butler keine weiteren Dienstboten?
Weil er pleite ist und dringend Geld benötigt.
Der Fall ist gelöst. Jetzt brauche ich nur noch ein paar Beweise, und die finde ich oben in der Burg. Heute bin ich zu müde, aber morgen Nacht werde ich ihr einen diskreten Besuch abstatten. Und wenn Alex und Justin mir verraten, wo der Ausgang des geheimen Tunnels liegt, brauche ich dafür noch nicht einmal Eintritt zu bezahlen.
COOLMAN kann mir keine Angst machen. Ich schleiche mich einfach da rein, finde die nötigen Beweise und bin schon wieder weg, ehe mich jemand bemerkt.
Lenas Augen möchte ich sehen, wenn ich ihren Lord als Versicherungsbetrüger entlarve. Dann ist es aus mit der rosaroten Schwärmerei.
Weil mein Verstand gerade so präzise arbeitet wie ein Hochleistungscomputer, übersetze ich nebenbei auch noch schnell den Aufgabenzettel von Foolman-Deutsch in richtiges Deutsch.
1) Loo pusen = Klo putzen
2) Wuell aus ringen = Müll rausbringen
3) Enster ischen = Fenster wischen
4) Asen mayen = Rasen mähen
5) Doden rubben = Boden schrubben
Ich bin einfach genial, aber das müssen die Foolmans ja nicht wissen. Sonst muss ich Punkt eins bis fünf tatsächlich noch abarbeiten und kann mich nicht mit Verständigungsproblemen herausreden.
Sehr zufrieden mit mir schlafe ich ein. Morgen ist ein wichtiger Tag: Ich werde den kleinen Lord überführen und vorher nebenbei noch die Ruderregatta gewinnen.
7. Kapitel
Dreier mit Steuerfrau
Das Ruderrennen soll im Wassergraben der Burg stattfinden. Der ist breit genug und auch nicht so tief, falls eines der Boote kentert.
Es regnet, als ich mit Alex und Justin zur Burg rauflaufe. Den Unterricht haben sie geschwänzt, aber die Regatta wollen sie auf keinen Fall verpassen. Es soll ein richtiges kleines Fest werden, das das Dorf zu Ehren seiner deutschen Gäste veranstaltet.
Als wir an dem Gehege mit den Hühnern vorbeikommen, gibt es ein wildes Gegacker. Die Vögel reißen ihre Schnäbel weit auf und kommen gierig an den Zaun gehüpft, als sie Alex und Justin sehen.
»Alles alle, echt«, ruft Justin ihnen zu und zuckt bedauernd die Schultern.
»Geklappt hat’s trotzdem nicht, Alter«, ergänzt Alex und springt in die Höhe, um den Hühnern zu beweisen, dass der Flummi-Effekt bei Menschen nicht funktioniert.
Das hätte ich ihnen gleich sagen können.
Aber wahrscheinlich hätten sie mir das sowieso nicht geglaubt.
Während wir weiterlaufen, denke ich über die Zeitung nach, die heute Morgen bei unseren Gasteltern auf dem Frühstückstisch lag.
Ich habe sie gelesen. Von der ersten bis zur letzten Seite. Okay, nicht direkt gelesen, es war ja alles auf Englisch, aber ich habe sie durchgeblättert und sie nach Bildern von dem kaputten Rolls-Royce und den umgestürzten Steinen durchsucht. Es gab aber keine Fotos, und das kann nur zwei Dinge bedeuten:
1) Die Eltern des kleinen Lords sind so einflussreich, dass sie den Unfall vertuschen konnten, oder
2) die Steine in Stonehenge kippen ständig um und müssen mindestens einmal in der Woche wieder neu aufgebaut werden, sodass das den Zeitungen nicht mal mehr eine Meldung
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