Coopers Sehnsucht
übers Gesicht und schauderte vor Entsetzen über die Dinge, die sie erfahren hatte, nachdem ihr Vater verhaftet worden war. „Du, Onkel Martin, Beau, ihr alle - ihr wart Verbrecher. Das, was Marco mir antat, als er mich entführte, war noch zahm im Vergleich zu euren Verbrechen.“
„Ich habe nie ein Kind verletzt“, rief Gio daraufhin aus, nahm die Hände aus den Hosentaschen und fuhr sich durchs Haar. „Ich habe niemals einem Unschuldigen Schaden zugefügt, und ich habe genauso wenig wie Beau jemals eine Frau vergewaltigt. Es gab Regeln. Marco hat diese Regeln gebrochen, als er dich entführte.“
„Du hättest mich nie anlügen sollen“, schrie sie wütend zurück. „Warum hast du mir nicht einfach erzählt, dass du ein mordender Mafiapate warst und dass ich aus diesem Grund nie unser Anwesen verlassen durfte? Gott im Himmel, vielleicht hätte ich dann ja verstanden, warum sie mir wehtaten!“
Gio schien zu schaudern. Ihr Papà … In diesem Mann sah Sarah ihren Papà , ganz gleich, wie sehr sie sich dagegen wehrte.
„Beau war kein Teil dieser Geschäfte“, versicherte er schließlich. „Das war der Grund, warum er so oft weg war – er konnte den Pfad, von dem ich nicht weichen konnte, nicht ertragen.“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Als du entführt wurdest, bin ich innerlich gestorben.“
„Sie hielten mich sechs Wochen lang fest“, rief sie mit schneidendem Spott. „Sechs Schnitte, Gio. Erinnerst du dich daran?“
„Guter Gott, Sarita! Ich sehe sie jede Nacht in meinen Albträumen.“
Sarah bekam kaum mit, wie Ethan den anderen bedeutete, den Raum zu verlassen. Sogar die FBI-Agenten, die ihren Vater beschützen sollten, zogen sich leise zurück, schlossen die Tür hinter sich und ließen sie allein mit Gio und Ethan.
„Beau arbeitete daran, unseren Besitz zu legitimieren“, erklärte er schwer atmend. „Seinetwegen hatte ich zugestimmt, die Geschäfte an deinen Onkel Luciano zu übergeben. In der Nacht, in der du entführt wurdest, waren wir dabei, mit Luciano zu verhandeln.“ Er schüttelte müde den Kopf. „Ich will nichts entschuldigen, Sarita. Nichts von dem, was ich getan habe oder was ich gewesen bin, doch du warst immer mein Licht, mein kostbares Kind. Kostbarer sogar als mein Sohn. Und du weißt das.“
Ja. Sie war die verzogene Prinzessin gewesen. Das Baby. Sie war nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem Vater und ihrem Bruder geliebt und wie ihr Augapfel behütet worden.
„Mein Name ist Sarah“, wisperte sie.
Sie wusste nicht mehr, was sie sagen oder fühlen sollte. Sie wusste nur, wenn Ethan sie losließe, würde sie vor Schmerz zu Boden sinken.
„Der hier, er nennt dich ‚Sair’?“, fragte ihr Papà da mit einem Nicken zu Ethan hinüber.
Ihre Augen wurden schmal. „Nur Ethan nennt mich ‚Sair’.“
„Ah. Und nur du nennst ihn ‚Ethan’, während alle anderen ‚Cooper’ zu ihm sagen.“ Er nickte. „Ja. So ist es in der Liebe, nicht?“
Sie erwiderte seinen Blick schweigend, als er zu einem der Stühle an der Wand ging und sich setzte.
Er beugte sich vor, und sein Körper war beinahe zu groß und breit für Ethans Möbel. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, betrachtete er sie.
„Sarah“, seufzte er. „Ich will keine Entschuldigungen vorbringen für das, was ich war. Und ich nehme die volle Schuld auf mich für das, was Marco dir angetan hat.“ Er schüttelte den Kopf, und als er den Blick wieder hob, sah sie Tränen in seinen Augen. „Für dich wäre ich gestorben. Beau hat nach dir gesucht, und ich hatte Angst, er würde bei dem Versuch, dich zu retten, umkommen. Er war rasend vor Wut. Also wandte ich mich an die Behörden …“, er spreizte die Hände in einer Geste der Resignation, „und ließ dich gehen.“ Du warst das einzige Stück Unschuld in meinem Leben, meine allerliebste Tochter. Und ich dachte, ich könnte dich wie einen Vogel davonfliegen lassen, wie ich wusste, dass es sein sollte: weg von der Hässlichkeit dessen, wer und was ich war.“ Seine Miene wurde grimmig. „Aber ich kann es nicht.“ Er stand auf, ging unruhig im Zimmer hin und her und drehte sich wieder zu ihr um. „Du bist mein Kind, meine Tochter. Du wirst diesem Mann Kinder schenken. Blut von meinem Blut.“ Er klopfte sich gegen die Brust und verschränkte die Arme. Wehr dich gegen mich, so viel du willst! Wenn es sein muss, ziehe ich in diese Stadt. Ich werde da sein, wo du bist. Ich werde jedem erzählen, dass du meine Tochter bist, die ich liebe und die
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