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Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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Bär über seine Beute. »Er kommt!«
    »Maggie, was hast du an?«
    »Ein … ein Kleid, ein blaues Kleid mit rosa Blumen drauf!«
    Mit quietschenden Reifen fährt der Pick-up auf den Parkplatz. Am Boden bleibt eine dunkle Spur zurück, es stinkt nach verbranntem Gummi. Während der Motor weiterläuft, öffnet sich die Tür. Maggie hört Henrys Stiefel hinter sich auf dem Asphalt. Sie blickt über die Schulter zurück. Mit gewaltigen Schritten marschiert er auf sie zu und flucht dabei vor sich hin. Seine Arme hängen seitlich herab, seine Fäuste öffnen und schließen sich.
    Öffnen und schließen sich, öffnen und schließen sich, öffnen und …
    »Weißt du, wie der Mann heißt?«
    »Er heißt H…«
    Weiter kommt sie nicht. Henry packt sie an der Hüfte. Als sie schreit, legt er ihr die Hand vor den Mund und zerrt sie zurück, weg vom Telefon. Sie versucht, sich am Hörer festzuhalten, sie will bei Daddy bleiben, oh Gott, das war Daddy, sie will unbedingt bei ihm bleiben, doch ihre schweißnassen Finger rutschen ab, und der Hörer schwingt an der Schnur zurück und kracht gegen ein Telefonbuch, das an einem Eisenring befestigt ist. Sie versucht erneut zu schreien, aber es geht nicht, sie kann Henrys Hand nicht abschütteln, der Schrei kann nicht heraus.
    Maggie tritt mit den Füßen und kratzt mit ihren Nägeln, sie klammert sich an Henrys Finger, um sie einzeln zu lösen, sie krümmt ihren Körper, um den Entführer beißen zu können, aber sie hat keine Chance. Er trägt sie einfach zum Pick-up.
    »Tu das nie wieder, du kleines Miststück«, sagt er. »Tu das nie wieder.«
    Damit schleudert er sie durch die offene Fahrertür ins Wageninnere. Sie schlittert der Länge nach über den beigen Plastikbezug der Sitze und knallt mit dem Kopf gegen die Beifahrertür, rappelt sich dann wieder auf und blickt sich um. Zuerst ist sie völlig orientierungslos, sie kommt sich vor wie im Traum – bis sie die offene Tür sieht. Da ist ihr wieder klar, wo sie ist und was sie zu tun hat. Sie krabbelt auf die Tür zu Richtung Freiheit.
    Doch im nächsten Moment wird die Öffnung von Henrys massigem Körper verdunkelt. Er schiebt sich auf den Fahrersitz, schlägt die Tür zu, löst die Handbremse und steuert den Pick-up auf die Straße. Maggie schaut aus dem Fenster: Der Telefonhörer baumelt immer noch an der Schnur. Daddy.
    Instinktiv zerrt sie am Türöffner und drückt die Tür auf. Sie will rausspringen, solange der Wagen noch nicht so schnell ist, doch auf der Straße steigt Henry aufs Gas, und der Schwung schlägt die Tür wieder zu. Als sie die Finger wegzieht, um sich die Hand nicht einzuquetschen, erwischt Henry sie hinten am Kleid, reißt sie zurück und verpasst ihr eine Ohrfeige.
    »Lass das, verdammt noch mal!«
    Wütende, verzweifelte Tränen strömen ihr übers Gesicht. »Ich hasse dich.«
    »Halt’s Maul, Sarah!«
    »Ich heiße Maggie.«
    »Maul halten, verdammt noch mal! « Die letzte Silbe unterstreicht er mit einer weiteren schallenden Ohrfeige.
    »Halt doch selbst das Maul!«, schreit sie – und geht auf ihn los. Sie will ihm das dumme Gesicht zerkratzen, sie trommelt mit den Fäusten auf seiner Brust, auf seinem Hals. Henry hält sie mit der rechten Hand auf Abstand und lenkt mit der linken. Als er nach ihrem Nacken greift, schlägt sie ihre Zähne in das weiche Gewebe zwischen Daumen und Zeigefinger seiner Hand. Mit einem Schrei zieht er die Hand zurück, während sie, den salzigen, verschwitzten Blutgeschmack auf ihrer Zunge spürend, ausspuckt, sich mit dem Handrücken über den Mund wischt und erneut zum Angriff übergeht. Doch er stößt sie mit aller Kraft zurück, und Maggie wird quer über den Sitz geschleudert und knallt mit dem Hinterkopf gegen das Beifahrerfenster.
    An der Abzweigung zur Crouch Avenue bricht der Pick-up seitlich aus, rollt knapp fünfzig Meter in Schlangenlinien über die zweispurige Straße und kracht dann in den Maschendrahtzaun um Pastor Wardens Dackelzucht. Zwei Zaunabschnitte, die nur von einem Stück Draht zusammengehalten wurden, rollen sich, als der Draht durchtrennt wird, wie der Deckel einer Sardinendose zurück. Ein kurzes, ohrenbetäubendes Kratzen und Knarren ist zu hören, bevor die Bremsen blockieren und Maggie gegen das Armaturenbrett geschleudert wird. Von dort rutscht sie auf den Boden.
    Der Pick-up schlittert noch ein paar Meter über die Erde und kommt schließlich zum Stehen.
    Sofort legt Henry den Rückwärtsgang ein, blickt sich um und steuert zurück auf

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