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Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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denn hingefallen?«
    »Gestolpert. Was denkst du denn?«
    Beatrice schweigt. Henry geht an ihr vorbei zur Kellertreppe, stößt mit dem Fuß die Tür auf und bringt Sarah nach unten.
    Ian lässt sich auf den Fahrersitz seines Ford Mustang rutschen und schließt die Tür.
    Aus dem Aschenbecher ragt ein gut sieben Zentimeter langer Zigarrenstummel. Er nimmt ihn heraus, rammt sich das abgekaute Ende zwischen die Zähne und zündet ihn sich an. Dabei schielt er zum vorderen Ende und saugt, bis es hellorange glüht und raucht. Dann kurbelt er das Fenster herunter, bläst einen dünnen Rauchfaden ins Freie und spuckt einen Tabakkrümel auf den Asphalt, steckt die Zigarre wieder in den Mund, rollt sie zwischen den Lippen und startet den Motor.
    Automatisch schaltet sich das Radio ein, aber auf Musik hat er jetzt keine Lust. Er dreht den Ton ab, zieht die Sonnenbrille aus dem Hemdausschnitt und schiebt sie sich ins Gesicht, eine Brille mit großen, verspiegelten Gläsern, wie sie Cops im Fernsehen tragen. Das übliche Abschiedsgeschenk an der Akademie.
    Schweiß rinnt ihm über die Wangen und tropft auf sein Hemd. Über ihm hängt die grellweiße Sonne in einem Himmel aus blauem Glas. Als er den Rückwärtsgang einlegt, verbrennt er sich am schwarzen Plastik des Schalthebels. Schnell zieht er die Hand zurück und wedelt mit den Fingern in der Luft. Jeden Tag dasselbe. Man sollte meinen, er würde irgendwann daraus lernen. Nach einem kurzen Blick über die Schulter setzt er rückwärts aus der Parklücke. Dabei versucht er, das Lenkrad so wenig wie möglich zu berühren, um sich nicht schon wieder zu verbrennen. Aber ohne Servolenkung ist das quasi unmöglich.
    Nachdem er sich noch einmal über die Stirn gewischt hat, schaltet er in den ersten Gang und lenkt den Mustang auf die Straße.
    Aber was will er eigentlich im Main Street Shopping Center? Chief Davis hat einen guten Grund hinzufahren – er muss die Kooperation mit Sheriff Sizemore regeln. Für Kapitalverbrechen ist das Sheriff’s Department von Tonkawa County zuständig, die städtische Polizei soll dabei nur Hilfestellung leisten. Und diese Regelung ergibt durchaus Sinn, denn das Sheriff’s Department verfügt über Forensiker, Detectives und eine professionelle Spurensicherung und kann darüber hinaus seine Beziehungen spielen lassen. Die Stadt dagegen bringt es nur auf neun Officers (drei davon in Teilzeit), drei Streifenwagen, die sie in Houston nicht mehr haben wollten (ein Ölwechsel und eine frische Lackierung, und die Karren waren wieder wie neu), und ein mickriges Polizeirevier mit einer einzigen Arrestzelle, das kleiner war als die meisten der Wohnhäuser hier.
    Außerdem ist Ian schon seit über zehn Jahren kein richtiger Cop mehr, seit seiner Schussverletzung im Knie, wegen der ihn Debbie überredet hat, nach Bulls Mouth zu ziehen, in ihre Heimatstadt, wo es doch viel ruhiger und sicherer sei als in Los Angeles. Vor allem Maggie würde der Ortswechsel guttun, denn dort könne sie in einer friedlichen Umgebung aufwachsen, und er selbst müsse sich keine Sorgen mehr machen, sich eine weitere Kugel einzufangen.
    Stimmt schon. Es gibt keinen Grund für ihn, ins Main Street Shopping Center zu fahren. Wahrscheinlich ist er dort völlig überflüssig.
    Aber das ist ihm egal. Er will genau an dem Ort stehen, wo seine Tochter gestanden hat. Bestimmt wird er ihre Gegenwart spüren, wenn auch nur wie einen vagen Duft. Natürlich weiß er, dass sie schon weg war, als Diego auf dem Parkplatz angekommen ist. Doch Ian will sie spüren, will fühlen, dass sie nicht tot ist.
    Kurz darauf biegt er von der Crouch Avenue rechts in die Wallace Street ein, passiert die Post, die Feuerwehr und die Bulls Mouth Highschool, wo längst Sommerferien sind, und fährt links in die Hackberry Street. Fünf Minuten später hat er den Parkplatz des Main Street Shopping Center erreicht. Er hält direkt neben Diegos Streifenwagen und einem Schild mit der Aufschrift:
    PARKPLATZ NUR FÜR KUNDEN DER REINIGUNG
WIDERRECHTLICH ABGESTELLTE
FAHRZEUGE WERDEN ABGESCHLEPPT
    Diego Peña steht vor dem Münztelefon und dreht sich eine Zigarette. Er ist halb Spanier, halb Apache – auffällig schlank gebaut, mit gewelltem schwarzem Haar und sonnengebräunter Haut. Sein Gesicht ist übersät mit einer Reihe kleiner, knotiger Narben, ein Andenken an einen Einsatz vor fünf Jahren, als er noch Nachtschicht geschoben hat. Die alte Geschichte: Gewalt in der Ehe.
    Damals wohnten Jimmy Block und seine Frau

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