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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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die Straße. Noch einmal kratzt Metall über Metall, dann holpert der Pick-up die Böschung hinauf, und schon haben sie wieder Asphalt unter den Rädern.
    Maggie rappelt sich auf und geht erneut zum Angriff über.
    Wieder wird sie von Henry zurückgestoßen, wieder knallt sie mit dem Kopf gegen die Scheibe, doch diesmal tut es noch mehr weh, und ihr wird schwindlig und übel. Das Innere des Pick-ups verschwimmt vor ihren Augen, sie kippt zur Seite, vielleicht muss sie sich gleich übergeben. Am Hinterkopf scheint sie eine Platzwunde zu haben, denn im Nacken spürt sie warme Nässe.
    Als sie nach der Wunde tastet, schlägt Henry wieder zu. Seine Faust trifft sie zwischen Ohr und Schläfe – eine seiner Lieblingsstellen, denn dort kann Beatrice den blauen Fleck nicht sehen. Maggie hat das seltsame Gefühl, in etwas Dickflüssigem zu versinken. Dann spürt sie überhaupt nichts mehr. Alles um sie herum wird schwarz.
    Henry legt den Vorwärtsgang ein und steigt aufs Gas. Gehorsam setzt sich der Pick-up in Bewegung. Als er in den Rückspiegel schaut, sieht er, wie gut zwei Dutzend Dackel durch die Lücke im Maschendrahtzaun entkommen. Gut möglich, dass er sich später dafür verantworten muss, denn der ganze Wagen ist für jeden sichtbar zerkratzt. Aber egal, sollte man ihm dadurch tatsächlich auf die Schliche kommen, wird er einfach sagen, er hätte einen über den Durst getrunken. Dazu setzt er dann ein breites Lächeln auf und murmelt eine aufrichtige Entschuldigung, und falls Chief Davis persönlich an die Tür klopft, wird er hinzufügen: »Soll nicht wieder vorkommen, Chief. Vielleicht schau ich bald mal bei dir im Laden vorbei, dann verkauf ich dir den Wagen. Viel wird er wohl nicht mehr bringen, ist ja ziemlich hinüber. Und grüß Pastor Warden von mir, sag ihm, es tut mir leid. Selbstverständlich komm ich für den Schaden auf. Ach ja, hast du grad was im Angebot? Einen neuen Gebrauchten vielleicht?« Damit sollte das Problem aus der Welt sein, sofern es sich überhaupt zu einem echten Problem entwickelt. Einfach mal abwarten.
    Worum sich Henry eher sorgt, sind mögliche Zeugen im Main Street Shopping Center. Was dort passiert ist, lässt sich nicht so leicht erklären.
    Über die Jungs im Horizon Video muss er sich wohl nicht den Kopf zerbrechen. Die sitzen bloß den ganzen Tag im Hinterzimmer, rauchen Gras und glotzen Pornos. Nur wenn die Türglocke läutet, watet einer von ihnen durch den Marihuanadunst zur Theke und steht sich die Beine in den Bauch, während die Laufkundschaft durch die Regalreihen wandert. Der Friseur hat sonntags und montags sowieso geschlossen. Bleiben der alte Schuster neben Horizon Video, die Reinigung und Bill’s Liquor. Letzterer dürfte auch kein Problem sein, außer es waren gerade Kunden im Laden. Und so kommt Henry zu dem Schluss, dass ihn vielleicht – aber nur vielleicht – wirklich niemand gesehen hat.
    Aber was bringt es, darüber nachzugrübeln? Entweder wurde er gesehen oder er wurde nicht gesehen. Wenn ja, wird er sicher bald davon erfahren. Sich nun den Kopf zu zerbrechen ist überflüssig wie ein Kropf.
    Er spürt ein saures Brennen in der Kehle. Schnell zieht er eine Rolle Magentabletten aus der Hemdtasche. Er klaubt einen Fussel von der Folie, rollt die Folie zurück und drückt sich zwei von den geschmacklosen, kreideartigen Dingern in den Mund.
    Während er vor sich hin kaut, wirft er einen Blick auf Sarah. Sie ist immer noch bewusstlos, inzwischen ist ihr Kopf ans Beifahrerfenster gesunken. In ihren Haaren glänzt eine dünne Blutspur, ein paar tiefrote Tropfen haben sich unter ihrem Kinn gesammelt und sind auf die beigefarbene Armlehne gefallen. Gerade löst sich ein weiterer Tropfen.
    »Verdammtes Miststück«, sagt er. »Glaub ja nicht, dass ich mit dir schon fertig bin.«
    Er pult mit der Zunge in den Backenzähnen, wo ein paar Krümel der kreideähnlichen Masse kleben geblieben sind, und schaltet runter in den zweiten Gang. Kurz darauf setzt er den Blinker – klick klack, klick klack – und steuert auf die geschotterte Einfahrt.
    Der Pick-up brettert über den Kies, Steinchen spritzen von den Reifen.
    Als er mit Sarah auf dem Arm ins Haus kommt, steht Beatrice in der Küche und reibt Karotten in eine Schüssel mit rohem Hackfleisch. Sie dreht sich um, ihr Blick wandert von ihm zu dem leblosen Mädchen, und ein besorgtes Grunzen dringt aus ihrer Kehle.
    »Was ist passiert?«
    »Ist hingefallen.«
    »Blutet sie etwa?«
    »Sieht so aus.«
    »Warum ist sie

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