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Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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einem Zimmer.«
    Ian nickt.
    Monica ist etwa Mitte dreißig: ein blasses Gesicht voller Sommersprossen, eingerahmt von rötlich-braunem Haar, ein Körper wie ein Zweig, nicht mal die Andeutung einer Hüfte. Sie trägt Jeansrock und T-Shirt.
    Ian weiß auch nicht, warum, aber er findet sie verdammt sexy. Er hat sich schon immer zu Frauen hingezogen gefühlt, die eher auf den zweiten Blick schön sind.
    »Aha, Onkel Hal hat sich schon an die Arbeit gemacht.«
    »Ja. Cheeseburger mit Pommes.«
    »Mit oder ohne Ei?«
    »Ohne.«
    »Etwas zu trinken?«
    »Was gibt’s denn?«
    Sie deutet mit dem Daumen über die Schulter, auf einen kleinen Kühlschrank mit Glastür, der an der Wand vor sich hin brummt.
    »Dann nehm ich mal zwei Dosen Bud und ’ne Flasche Wasser.«
    »Alles auf einmal?«
    Ian nickt. »Hab ziemlichen Durst.«
    »Bleibst du über Nacht?«
    »Wenn noch was frei ist.«
    Sie lässt ein kurzes, trockenes Lachen hören. »Schätze, wir können dich noch irgendwo reinquetschen. Nur du?«
    »Jepp.«
    »Das macht dann zweiundsiebzig fünfundvierzig. Und ich bräuchte noch eine Kreditkarte. Wegen dem Pay-TV.«
    »Ich hab nicht vor fernzusehen.«
    Sie lächelt. »Nicht falsch verstehen, aber wenn wir jedem trauen würden, der hier zur Tür reinkommt, wären wir schon längst pleite. Stimmt’s oder hab ich recht, Onkel Hal?«
    »Hast recht, Mokka.«
    »Schon klar. Dein Spitzname ist Mokka?«
    »Komm jetzt bloß nicht auf dumme Gedanken.«
    »Es hat also nichts zu bedeuten?«
    »Nein. Ist nur so ein Onkel Hal-ismus.«
    Ian zahlt mit Kreditkarte und wirft eine Fünfdollarnote in eine Plastikdose, die offenbar für Trinkgeld vorgesehen ist. (Dem Etikett nach waren früher rote Lakritzstangen drin, aber jetzt liegen ein paar kleine Scheine auf dem Boden.)
    Im Gegenzug bekommt er einen Schlüssel. »Zimmer vier, der erste Wagen links, die linke Tür.« Er nickt, während Monica schon zum Kühlschrank geht. Als sie sich wieder umdreht, hat sie zwei Budweiser und eine Wasserflasche in der Hand. Sie stellt alles auf die Theke, neben eine Dose mit geräuchertem Straußenfleisch, und deutet auf die paar verstreuten Tische. »Du hast die freie Wahl. Den Burger bring ich dir gleich.«
    »Danke.« Ian nimmt seine Getränke und geht zu einem Tisch am Fenster. Fliegen krabbeln über die Scheibe. Er setzt sich und starrt hinaus in die Wüste. Ein Lebensmittellaster rattert vorbei und lässt eine entleerte Landschaft zurück. Fünf Minuten später donnert eine 747 über das Gebäude hinweg und lässt das Glas im Rahmen klirren. Dann wird es wieder still. Ians Lider brennen. Er schließt die Augen.
    »Lust auf Fernsehen?«
    Ian will gerade Nein danke sagen, wahrscheinlich kommt grad eh nur Schwachsinn, doch Monica wartet seine Antwort gar nicht erst ab. Stattdessen schnappt sie sich die Fernbedienung von der Theke, zielt auf den Fernseher und drückt auf einen Knopf. Das Gerät erwacht zum Leben, eine Sitcom flackert über den Bildschirm, ein perfekt designtes Set, untermalt vom üblichen Konservenlachen. Ian öffnet das erste Budweiser und nimmt einen Schluck. Das Bier tut gut, es kühlt seine trockene Kehle. Er ist sich nicht sicher, ob er ausgerechnet jetzt trinken sollte, schließlich verdünnt Alkohol das Blut. Scheiß drauf. Ist ja nur Bier, und nach zwei Dosen ist sowieso Schluss.
    Er nickt sich zu. »Scheiß drauf.« Und nimmt noch einen Schluck.
    »Wie bitte?«
    Ian schüttelt den Kopf – nichts, nichts, alles in Ordnung – und schaut wieder aus dem schmutzigen Fenster. Schmerz pulsiert durch die rechte Hälfte seines Körpers.
    Was, wenn es doch Henry Dean war, den der Hilfssheriff rausgewinkt hat? Wenn er ihn kurz hinter Sierra Blanca gestellt hat und Henry jetzt irgendwo im Hudspeth County im Knast sitzt, während Debbie schon auf dem Weg ist, um Maggie abzuholen? Vielleicht wartet eine Nachricht zu Hause auf seinem Anrufbeantworter: »Scheiße, Ian, wo steckst du? Ich hab dich mindestens zwanzigmal auf dem Handy angerufen, aber du gehst ja nicht ran. Egal, du wirst nicht glauben, was für ein Glück wir hatten. Henry Dean ist …«
    Nein. So wird es nicht laufen. Niemals.
    Bei dem Gedanken, dass es doch so laufen könnte, gelaufen sein könnte, zieht sich ihm der Magen zusammen. Warum? Er weiß es nicht.
    Doch, er weiß es: Weil er sich um jeden Preis ins Verderben stürzen will. Und weil Maggies Entführung eine gute Entschuldigung ist, genau das zu tun. Belüg dich nicht selbst, Ian.
    Er schiebt den Gedanken beiseite.

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