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Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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verstanden.
    »Also wo wir herkommen, tut’s auch eine Entschuldigung«, meint Henry.
    »Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte.« Wieder schaut er sie an.
    Hilfe. Bitte.
    Noch ein Blinzeln. Plötzlich erstarrt der Polizist, als hätte ihm irgendwer mit einem spitzen Stock in den Rücken gepiekst. Seine Augen blitzen auf, er leckt sich über die Lippen. Während er einen Schritt zurückweicht, sinkt seine rechte Hand an seine Dienstwaffe. Sein Kehlkopf hüpft auf und ab.
    »Steigen Sie aus, Sir.«
    »Moment, Moment.« Henry bückt sich und greift unter den Sitz. »Ich hab’s doch gleich. Das Zeug muss irgendwo hier unten …«
    Der Polizist zieht die Pistole und zielt auf Henry. »Ich will Ihre Hände sehen.« Ein scharfes Einatmen. »Das heißt, nein, keine Bewegung. Keine Bewegung!«
    »Ist ja gut.«
    Wieder leckt sich der Polizist über die Lippen. Er wirkt unsicher und verwirrt. Erst weicht er einen Schritt zurück, dann tritt er wieder vor. Und leckt sich noch einmal über die Lippen.
    Während Henry vorgebeugt dasitzt, die rechte Hand unter dem Sitz. Langsam richtet er sich auf und zieht vorsichtig den Arm zurück. Da unten hat er ein Gewehr versteckt, Maggie ist sich ziemlich sicher.
    »Keine Bewegung, habe ich gesagt! Und das meine ich auch so!«
    »Ich bewege mich doch gar nicht, Sir. Schauen Sie mich doch an. Ich bin eine verdammte Statue.«
    »Halten Sie den Mund!«
    »Sie machen einen Fehler, Officer.«
    »Mund halten, habe ich gesagt!«
    Vorsichtig streckt der Polizist die Hand aus und öffnet die Fahrertür. Wieder leckt er sich über die Lippen. Als Maggie sieht, wie sehr er sich fürchtet, tut er ihr fast leid. Was, wenn er Henry nicht aufhalten kann? Wenn Henry auch ihn umbringt? Sollte sie ihn warnen, sollte sie ihm sagen, dass Henry eine Waffe hat? Oder würde er dann nur in Panik verfallen? Oder würde Henry in Panik verfallen? Vielleicht wird Henry gar nichts in der Hand haben, wenn er den Arm unter dem Sitz hervorzieht. Aber gestern hat sie auch immer gedacht: vielleicht, vielleicht. Und am Schluss waren zwei Menschen tot.
    »In Ordnung«, sagt der Polizist. »Ziehen Sie Ihre Hand unter dem Sitz hervor. Aber langsam, schön langsam.«
    »Okay.«
    »Und ich hoffe für Sie, dass sie leer ist.«
    »Okay.« Henry zieht die Hand unter dem Sitz hervor. Schön langsam.
    Feuchtigkeit glänzt auf dem Gesicht des Polizisten. Die Pistole mit beiden Händen auf Henry gerichtet, zieht er die rechte Schulter hoch, um sich den Schweiß von der Schläfe zu wischen. Es sieht aus, als würde er die Achsel zucken.
    Maggie will ihn noch warnen, aber es ist schon zu spät.
    Henry hat das Gewehr in der Hand.
    Henrys schweissnasse Hand legt sich auf den Holzgriff der Lupara. Das Ding fühlt sich schmierig an, irgendwie fremd, und sein Gesicht ist glühend heiß. Er wirft einen Blick nach links auf den Hilfssheriff, der ihn mit seiner Dienstwaffe bedroht. Der Typ ist höchstens fünfunddreißig, und offensichtlich macht er sich gerade in die Hose. Nicht gut, denkt Henry, gar nicht gut. Ängstliche Menschen sind gefährlich.
    Seine Augäpfel kochen in den Höhlen, ein beißendes Jucken. Schweiß rinnt ihm über den Nasenrücken und tropft in den Fußraum. Der Puls pocht in seinen Schläfen, hämmert rhythmisch auf ihn ein. Saurer Magensaft steigt ihm in die Kehle, er würgt ihn hinunter. Wenn er doch nur eine Magentablette einwerfen könnte.
    Hat der Bulle ihn erkannt? Eben war er noch ganz ruhig, jetzt hält er ihm eine Pistole vors Gesicht. Was ist passiert? Hat er ihn erkannt? Oder hat Sarah ihm ein Zeichen gegeben? Oder womöglich Beatrice?
    Er wünschte, er könnte ausschließen, dass Beatrice ihn verraten hat. Aber das kann er nicht, denn seit gestern ist sie nicht mehr die Alte. Vielleicht hat er ihr Angst gemacht, und wenn sie Angst hat, wäre sie wohl imstande, ihm in den Rücken zu fallen. Er hasst die Vorstellung, dass es so sein könnte, aber ja, er hält es für möglich.
    Schluss jetzt. Konzentrier dich.
    Es ist still. Er hört nichts als seinen eigenen Herzschlag. Langsam zieht er die Schrotflinte unter dem Sitz hervor. Er muss den richtigen Moment abpassen. Den richtigen …
    Der Hilfssheriff wischt sich mit der Schulter über die verschwitzte Schläfe.
    Jetzt.
    Henry reißt die Lupara unter dem Sitz hervor. Fast wäre sie irgendwo hängen geblieben; er hört noch, wie sie gegen eine Metallleiste schlägt. Aber sie bleibt nicht hängen. Er schwingt die Schrotflinte herum, dreht sie knapp über dem

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