Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
Vom Netzwerk:
Er weigert sich, das zu akzeptieren. Er ist nicht so.
    Und selbst wenn er so wäre, würde er …
    »Du bist grad ganz weit weg, oder?«
    Ian fährt zusammen, und ein überraschtes Grunzen dringt aus seiner Kehle. Es dauert einen Moment, bis er sich wieder gefasst hat, dann lacht er über sich selbst. »Sieht ganz so aus«, sagt er zu Monica, die von der Theke herübergekommen ist.
    »Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken«, meint sie und stellt einen weißen Teller mit Cheeseburger und Pommes auf den Tisch.
    »Kein Problem.«
    »Was dagegen, wenn ich mich kurz zu dir setze? Betsy ist wieder da, ich kann mir also mal ’ne Pause gönnen.« Dabei deutet sie auf die Theke. Ian hat die Türglocke gar nicht rattern gehört, aber sie hat recht – Betsy steht vor der Durchreiche, nippt an einer Dose Cactus Cooler und starrt auf den Fernseher in der Ecke. Sie ist etwas jünger als Monica, etwas hübscher und kurviger und ganz offensichtlich ihre Schwester.
    Mit dem Fuß schiebt Ian den zweiten Stuhl zurück. »Nur zu.«
    »Danke.«
    Als sie sich setzt, lächelt er ihr flüchtig zu und schaut dann wieder aus dem Fenster. Unendliche Wüste, hier und da ein Kreosotbusch, in der Ferne Hügel.
    »Da draußen gibt’s nicht viel zu sehen«, meint Monica.
    »Nein?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Außer du stehst auf Wüste. Und Autos, die hin und her fahren, irgendwohin, wo du nie sein wirst. Ab und zu hält einer an, und manchmal erzählen sie dir sogar ein bisschen was von den Orten, die sie gesehen haben. Aber das sind nur Geschichten, und bald sind sie auch wieder weg.«
    »Und warum bist du nie weggegangen?«
    Ein Schulterzucken. »Weil das gar nicht so leicht ist. Aber glaub mir, ich hab schon tausendmal die Koffer gepackt.«
    »Aber gegangen bist du nie.«
    Für eine Weile wird es still. Dann sagt sie: »Können wir das Thema wechseln?«
    »Klar.« Ian trinkt einen Schluck Bier.
    »Und was ist mit dir?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Wohin geht die Reise?«
    »Nach Kalifornien.«
    »Los Angeles? Hollywood?«
    Ian schüttelt den Kopf. »Nein, ausnahmsweise nicht.«
    »Du warst also schon mal da?«
    Er nickt.
    »Und kennst du irgendwelche Stars? Ist es toll da?«
    »Nein. L. A. ist ein riesiger Vorort mit ein bisschen Stadt in der Mitte.«
    »Quatsch. Es ist bestimmt toll.«
    Ian zuckt die Schultern.
    »In der Schule«, sagt sie, »hab ich mal in einem Theaterstück mitgespielt, in Macbeth . Oder war es doch was anderes? Jedenfalls das mit den Hexen.«
    »In Macbeth kommen Hexen vor. Die Nornen.«
    »Genau! Eine von denen hab ich gespielt.«
    »Weißt du deinen Text noch?«
    »Ach, Gott …« Für einen Moment blickt sie in weite Ferne, bis sie plötzlich strahlt. »›Wenn der Wirrwarr ist zerronnen, Schlacht verloren und gewonnen.‹ Mehr weiß ich nicht. Aber ich wollte unbedingt nach Hollywood und berühmt werden.«
    »Es ist nie zu spät.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Er zögert. »Nein. Nicht wirklich.«
    »Dacht ich’s mir doch. Und was willst du in Kalifornien?«
    »Jetzt würde ich gern das Thema wechseln.«
    »Sorry. Ich sollte nicht so neugierig sein.«
    »Schon gut.« Er schiebt sich ein paar Pommes in den Mund. Schmecken erstaunlich gut, warm und salzig und einen Tick zu lang frittiert. Genau, wie er es mag.
    »Schon ziemlich einsam, was?«, sagt Monica.
    Er sieht sie an – sie starrt auf die Wüstenlandschaft vor dem Fenster.
    »Schon.«
    »Fühlst du dich manchmal einsam?«
    »Das fühlt sich doch jeder mal.«
    »Bist du verheiratet?«
    Er stopft sich noch ein paar Pommes in den Mund, bevor er die linke Hand hebt: kein Ring. »Aber ich war es mal. Dreimal, um genau zu sein. Hat aber nie gehalten.«
    »Du warst dreimal verheiratet?«
    »Ja. Und jedes Mal hab ich voller Überzeugung Ja gesagt.«
    »Wow. Und vermisst du es jetzt?«
    »Was?«
    »Die Ehe.«
    »Ja, manchmal. Meistens nachts.«
    »Auch heute Nacht?«
    »Weiß nicht. Warum?«
    »Weil wir so tun könnten.«
    »Wie bitte?«
    Sie legt ihm eine Hand aufs Knie. »Wir könnten so tun. Als …« Sie befeuchtet sich die Lippen. »Als wären wir Mann und Frau.«
    Endlich geht ihm ein Licht auf. Er lächelt sie an und legt seine Hand auf ihre – doch nach einem Moment schiebt er sie behutsam weg. »Tut mir leid, aber ich glaube, das ist keine gute Idee.«
    »Kostet auch nur siebzig Dollar. Wir berechnen dir einfach ein zweites Zimmer. Du kannst mit Karte zahlen.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun, Monica. Ich hab … gesundheitliche

Weitere Kostenlose Bücher