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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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Roderick vom Hudspeth County Sheriff’s Department oder an Detective Sanchez in der Zweigstelle des Federal Bureau of Investigation in El Paso, Texas.«
    Telefonnummern flimmern über den Schirm.
    Ian tritt hinaus in die Dämmerung, geht zum Auto, schnappt sich die Reisetasche mit seinen Klamotten und die Pumpgun aus dem Polizeirevier. Er bleibt stehen und späht hinaus auf den grauen Asphalt des Interstate, auf die trostlose Wüstenlandschaft.
    Der Schmerz in seiner rechten Körperhälfte ist fast unerträglich. Er fühlt sich verschwitzt und klebrig und dreckig und spürt Übelkeit in sich aufkommen.
    Nach ein paar Augenblicken dreht er sich um und geht in den hinteren Bereich des Motel/Bewirtung. Der erste Wagen links, hat sie gesagt.
    Stell dir vor: Du stehst auf einer Straße, über dir die weiße Sonne. Schweiß rinnt dir das Gesicht hinunter, dir ist viel zu heiß, deine Arme jucken, die Kleidung klebt an deiner Haut. Wie bist du hierhergekommen? Egal. Du bist hier. Und du blickst nach Nordosten, auf Sierra Blanca. Warum? Weil sich dort etwas tut …
    Ein blondes Mädchen rennt durch das hohe, trockene Gras. Sie trägt ein Kleid. Ab und zu tauchen ihre fliegenden Füße über den Spitzen der Grashalme auf – sie ist barfuß, immer wieder spritzt Dreck von ihren Fersen hoch. Würden nur ihre nackten Füße im Gras im Bildausschnitt zu sehen sein, könnte man es für eine idyllische Szene halten: ein Mädchen, das auf ihre einzig wahre Liebe zuläuft. Alles hinge nur vom Soundtrack ab. Doch du siehst nicht bloß ihre Füße, nein, du siehst sie in der Totalen, und der Soundtrack besteht aus heiserem Atmen und dem Stolpern von Füßen auf staubiger Erde. Hinter dem Mädchen taucht ein fetter, alter Mann auf. Du kennst ihn nicht persönlich, aber du weißt seinen Namen: Henry Dean. Er verfolgt das Mädchen. Bei jedem ihrer Schritte schafft er zwei, und so schließt er immer weiter zu ihr auf, immer weiter, immer weiter, immer weiter. Die ersten Häuser sind zum Greifen nah, das Mädchen schreit um Hilfe. Es kommt keine Hilfe. Bis der Mann direkt hinter ihr ist und mit seinem schweren rechten Arm ausholt. Seine Faust schwingt nach vorne wie das Ende eines Baseballschlägers und trifft sie an der Schläfe. Sofort verlieren die Füße des Mädchens den Kontakt zum Boden. Sie stürzt, aufgrund der Wucht des Schlages, seitlich nach vorne. Und wird vom hohen Gras verschluckt.
    Der Boden rast auf sie zu, oh nein, wie konnte das nur passieren, sie wollte doch fliehen? Da knallt ihre Stirn auf einen Stein, ein harter Schlag, der ihr Bewusstsein ausknipst wie eine Deckenlampe. Klick. Jetzt, in der verdunkelten Kammer ihres Geistes, begreift sie nur wie von fern, was mit ihr geschieht: eine unbestimmte Wärme unter ihrem Körper – die aufgeheizte Erde, auf der sie liegt. Wind im hohen Gras, ein raschelndes Flüstern, ein sanftes Pssst . Eine klebrige Flüssigkeit sammelt sich in ihren geschlossenen Augen. Sie wird aufgehoben. Jemand ächzt. Aber sie ist still. Still, nur noch still.
    Maggie versucht, die Augen zu öffnen. Es geht nicht. Sie versucht, etwas zu sagen. Es geht nicht. Sie sitzt in der dunklen Kammer ihres Geistes und findet keinen Ausweg, keine Tür, kein grün leuchtendes Schild mit der Aufschrift EXIT .
    Henry geht auf Beatrice zu, die bewusstlose Sarah über der Schulter wie einen nassen Sack. Bee steht da mit schmutzigen Knien und starrt ihm mit offenem Mund entgegen.
    »Hab sie eingefangen«, meint er. »Für dich.«
    »Du darfst sie nicht schlagen.«
    »Sie wär sonst abgehauen.«
    »Du darfst sie nicht schlagen. Du darfst sie nicht schlagen, und du darfst keine Leute erschießen und du …« Ihre Stimme zittert. Sie verstummt, zögert, schaut ihm in die Augen. »Du darfst sie nicht schlagen.«
    Fast hätte er sie in aller Deutlichkeit aufgefordert, einfach das Maul zu halten, mal eine Sekunde lang nachzudenken, Scheiße, Bee, stell dir vor, sie hätte es bis zu den Häusern geschafft! Aber das bringt doch nichts. Also schließt er die Augen, stößt ein gedehntes Seufzen aus und sieht sie an. »Natürlich. Du hast recht. Es tut mir leid.«
    »Okay.«
    »Komm, lass uns zum Pick-up gehen. Wir müssen hier weg.«
    »Sie blutet ja am Kopf.«
    »Ist auf einen Stein gefallen.«
    »Ist es schlimm?«
    »Mein Gott, woher soll ich das denn …«
    Auf dem Interstate haben bereits mehrere Wagen gehalten, und um den toten Hilfssheriff hat sich eine kleine Menschentraube gebildet. Laute, erschrockene Stimmen. Eine

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