Copy
glühenden, mit Reißzähnen ausgestatteten Kopf, der einige Meter hinter uns auf den Boden prallte, zurückrollte und dicht vor meinen Füßen liegen blieb.
Die schnelle Golem-Auflösung setzte bereits ein: Rauch kam aus den Ohren, dann Brei, der auf feuchten Sand tropfte. Der Eigentümer dieses Kopfes sollte ihn besser schnell holen, wenn er einen kompletten Inload wollte. All die Domen, Stacheln und Spitzen mochten zu dem in liebevoller Heimarbeit entstandenen Kampfdesign eines Hobbyisten gehören, aber ich wollte das grässliche Ding auf keinen Fall anrühren!
Doch trotz allem, was der Kopf hinter sich hatte, enthielt er noch immer ein Bewusstsein. Krokodilartige Augen blinzelten, und ihr Blick wirkte eher enttäuscht als tragisch. Das Maul bewegte sich – der Dito versuchte zu sprechen. Wider besseren Wissens beugte ich mich näher.
»Donnerwetter…«, flüsterte der Kopf, und noch immer glühte Licht in den Reptilienaugen. »Was für ein Kampffff…!«
Im Schnaufen des Schimpansensoldaten kam widerstrebender Respekt zum Ausdruck.
Ich trat zurück, wandte mich an Claras Kameraden und fragte: »Haben Sie Ihr Angebot von vorhin ernst gemeint? Sind Sie bereit, uns zu helfen?«
»Na klar, warum nicht?« Der Affendito zuckte mit den Schultern. »Jeder Freund von Clara ist auch mein Freund.«
GOLEM-VERRÜCKT
… ALS SICH DER KLEINE ROTE ANSCHICKT, DAS SEINE ZU LEISTEN…
Ich starrte den grauen Geist von Yosil Maharal groß an und versuchte zu verstehen, was er gerade gesagt hatte.
»Ein… Raketen angriff?«
»Ja. Von Ihrem Haus – und Ihrem Archi – ist kaum mehr übrig als ein qualmender Krater. Ihre einzige Hoffnung ist jetzt also die gleiche wie meine: der erfolgreiche Abschluss meiner Experimente.«
Meine Reaktion bestand natürlich aus Angst und Schrecken. Dieser billige rote Körper, den ich trug, war zwar klein, verfügte aber über das volle Gefühlsspektrum. Und doch… Ich habe dem Tod so oft ins Auge gesehen und es bisher immer geschafft, ihm ein Schnippchen zu schlagen. Warum also nicht hoffen? Vielleicht bluffte Maharal, um zu sehen, wie ich reagierte.
Ich wahrte einen neutralen Gesichtsausdruck, drehte den Spieß um und testete ihn.
»Kontinuität, Professor. Darum geht es. Selbst mit der neuen Technik, die es ermöglicht, Pseudozellen neuen Élan zu geben… Bei einem tönernen Körper ist nur eine begrenzte Anzahl von Erneuerungen möglich. Sie müssen mein Kopier-Geschick nachahmen, um unbegrenzt von Dito zu Dito zu kopieren. Das ist Ihre einzige Möglichkeit, wenn ein organisches Gehirn für die Rückkehr fehlt.«
Maharal nickte. »Fahren Sie fort.«
»Aber etwas entgeht Ihnen. Wie auch immer ich es anstelle, dass meine Kopien so gut sind… Dieses besondere Geschick lässt sich nicht einfach so duplizieren.«
»Das stimmt, Mr. Morris. Ich glaube, es liegt unter anderem an Ihrer ungezwungenen Einstellung den Ditos gegenüber, die im Lauf der Jahre verloren gingen. Diese Einstellung zeigen Sie auch jetzt. Sehen Sie nur, wie entspannt Sie sind, obwohl Sie vom Tod Ihres Originals erfahren haben. Jemand anders an Ihrer Stelle wäre außer sich.«
Ich fühlte mich alles andere als entspannt. Ich war stinksauer! Aber ich wollte jetzt nicht ausrasten und diesen Burschen anschreien – andere Dinge erschienen mir wichtiger. Alle meine gefangenen Vorgänger dürften das Smersh-Foxleitner-Syndrom diagnostiziert und daraufhin beschlossen haben, sich gleichgültig zu geben, unbeeindruckt von Maharal. Um ihn aus der Reserve zu locken.
Soll ich mich ebenfalls so verhalten? Oder wäre eine neue Taktik besser, um ihn zu überraschen?
Derzeit war ich gefesselt und konnte einen eventuellen Überraschungseffekt gar nicht ausnutzen. Ich sollte mir das besser für später aufsparen.
»Wissen Sie«, fuhr Maharal fort und erwärmte sich für das Thema, »wir Menschen sind noch immer in animalischen Reaktionsmustern gefangen, in dem verzweifelten Bemühen, die organische Existenz zu erhalten. Der ererbte Überlebensinstinkt hat in unserer Evolution eine wichtige Rolle gespielt, aber er kann auch ein Anker sein, der die Stehende Welle festhält. Das ist einer der Gründe, warum nur wenige Leute zu erstklassigen Dito-Prägungen fähig sind, ohne emotionale oder memoriale Lücken. Sie halten sich zurück und erlauben nicht, dass sich ihr ganzes Selbst auf den Ton überträgt.«
»Hm, gute Metapher«, sagte ich. »Aber es gibt Millionen von Ausnahmen. Viele Leute gehen mit ihren Golems
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