Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Copy

Copy

Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Lebensformen präsentierten – das moderne Äquivalent von Zuchtstieren und Schweinen. Von dort kamen nicht nur laute Stimmen, sondern auch ein akustisches Durcheinander aus Grunzen, Geschnatter und schmetternden Schreien. Jede Menge Farben und Atmosphäre; hier konnte man sich richtig zu Hause fühlen.
    »Inoffiziell?«, erwiderte ich. »Das Militär sieht natürlich zu. Die Hälfte aller Neuentwicklungen auf der Welt kommt heutzutage von gelangweilten Amateuren. Open Source und frischen Ton, mehr brauchen die Leute nicht. Es wäre dumm von der Armee, die Augen davor zu verschließen.«
    »Ich habe mich gefragt, wie du von hier aus in die eigentliche Militärbasis gelangen willst«, sagte Ritu und deutete zum Elektrozaun. »Jetzt weiß ich’s. Du suchst einen jener Scouts!«
    Wir waren dem Elektrozaun so nahe, dass wir die seelenverzerrende Energie als ein Prickeln am Rücken fühlten. Es musstein der Nähe sein… das Kernstück dieses anarchischen Rummelplatzes. Der Grund für seine Existenz.
    Und dann erhaschte ich einen Blick auf mein Ziel, hinter einem großen, schmutzigen Zelt, aus dem Geräusche kamen, die sich nach Seeelefanten anhörten. Eine lange Schlange geduldig wartender Archis hatte sich davor gebildet. Aber was auch immer das Innere des Zelts bot – Gewalt oder massive Erotik –, es interessierte mich nicht. Ritu verzichtete auf eine Frage und achtete darauf, nicht den Anschluss zu verlieren. Ich ging noch schneller, vorbei an dem Zelt, aus dem das Grunzen kam.
    Jenseits des schmutzigen Zelts erhob sich eine spindeldürr anmutende Konstruktion aus horizontalen Planken und emporführenden Kabeln, von einem einzelnen spannungsfesten Türm oben gehalten. Mehrere hundert Zuschauer saßen auf der Tribüne, deren spinnenwebartige Struktur jedes Mal wackelte, wenn sie aufstanden und jubelten, oder sich mit einem kollektiven enttäuschten Stöhnen setzten. Ihre breiten Hintern, von weichem Stoff bedeckt, wiesen darauf hin, dass es sich um Realpersonen handelte, Arme und Hals von der Wüstensonne modisch braun gebrannt.
    Zwischen dem Jubeln und Stöhnen ertönten auch noch andere Geräusche: Heulen und Knurren aus dem Herzen der Arena. Beschimpfungen und Herausforderungen, gebrüllt von Mündern, die in erster Linie fürs Beißen bestimmt waren und nicht fürs Sprechen. Donnerndes Zusammenprallen und feuchtes Reißen.
    Manche Leute glauben, dass wir dekadent werden. Dass all die urbanen Raufbolde, Inload-Junkies und Pseudokriege bedeuten, dass wir wie das kaiserliche Rom mit seinen blutigen Spielen werden. Unmoralisch, labil und dem Untergang geweiht.
    Aber im Gegensatz zu Rom kommt dies alles nicht von oben, sondern von unten. Es ist eine neue Art der menschlichen Begeisterung, die alte Fesseln abstreift.
    Sind wir dekadent? Oder machen wir eine Phase durch?
    Ist es barbarisch, wenn die »Opfer« freiwillig kommen und kein dauernder Schaden angerichtet wird?
    Ich konnte diese Frage nicht beantworten. Wer weiß?
    Am Haupteingang wies ein Symbol darauf hin, dass nur Archis eintreten durften, und außerdem gab es dort einen aufmerksamen Wächter: ein Affe auf einem Stuhl, ausgerüstet mit einer Sprühdose, deren Inhalt für Realfleisch ungiftig war. Ritu und ich hätten hindurchschlüpfen können, ohne etwas befürchten zu müssen, aber vielleicht wäre unsere Tarnung in Mitleidenschaft gezogen worden, und ich wollte sie noch nicht aufgeben. Deshalb gingen wir weiter und suchten nach einem Platz unter den Nichtbürgern, die sich unter der Tribüne aneinander drängten und durch einen Wald aus Archi-Füßen sahen. Viele der Ditos waren Kämpfer, mit Hufen, Krallen und Panzerungen; sie warteten darauf, dass sie an die Reihe kamen und die Arena betreten durften.
    Es stank hier unten. Die Kandidaten geiferten, brummten und furzten dichte bunte Wolken, die auf einen extrem beschleunigten Stoffwechsel hinwiesen. Sie spöttelten gutmütig miteinander, schlossen Wetten ab und kommentierten jede Runde des grotesken Gemetzels. Aber nicht alle. Einer las von einer billigen Netztafel, durch eine große Brille auf seiner Tyrannosaurierschnauze. Als ihn ein Trompetenschmettern in die Arena rief, ließ die Sauriergestalt ihre Tafel einfach fallen, nahm mit einer Klauenhand vorsichtig die Brille ab und legte sie auf eine Planke der Tribüne, zwischen die Füße eines Archis, der sie wortlos aufhob und einsteckte.
    Manche Leute wollen das Beste aus ihrer Zeit machen, ganz gleich, welchen Körper sie tragen.
    Clara hatte mir

Weitere Kostenlose Bücher