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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Er trat einen Schritt vor, und Enthusiasmus siegte kurz über seine Verachtung. »Vor Jahren haben Bevvisow und ich darüber diskutiert, ob die neu entdeckte Stehende Welle eine Manifestation der Quantenmechanik ist oder ein völlig von ihr getrenntes Phänomen, das zufälligerweise eine ähnliche Transformationsdynamik verwendet. Wie den meisten Wissenschaftlern seiner Generation gefiel es Bevvisow nicht, das Wort ›Seele‹ in Verbindung mit etwas zu benutzen, das gemessen werden konnte und Sich konkret in der physischen Welt manifestierte. Er glaubte stattdessen an eine Variante der alten Kopenhagener Quanteninterpretation: dass jedes Ereignis im Universum aus einem gewaltigen Meer wechselwirkender Wahrscheinlichkeitsamplituden entsteht. Vergegenständlichte Potenzialitäten, die nur in Gegenwart eines Beobachters greifbare Effekte erzielen.«
    »Mit anderen Worten: der subjektive Gesichtspunkt, den Sie eben erwähnten.«
    »Wieder richtig. Jemand muss den Effekt eines Experiments oder Ereignisses bewusst zur Kenntnis nehmen, damit die Wellenfunktion kollabiert und Realität daraus wird.«
    »Hm.« Es fiel mir schwer, Maharal zu folgen, aber das ließ ich mir nicht anmerken. »Sie meinen, wie die Katze in der Kiste, die gleichzeitig lebt und tot ist, bis jemand den Deckel hebt.«
    »Ausgezeichnet, Albert! Ja. Wie beim Leben und Tod von Schrödingers Katze bleibt jeder Entscheidungszustand des Universums unbestimmt, bis ihn die Beobachtung durch ein denkendes Wesen konkretisiert. Selbst wenn jenes Wesen viele Lichtjahre entfernt ist, zum Himmel emporschaut und zufälligerweise die Existenz eines neuen Sterns bemerkt. Man könnte sagen, dass es durch sein Beobachten dabei geholfen hat, den Stern zu erschaffen, zusammen mit allen anderen Beobachtern. Das Subjektive und Objektive stehen in einer Beziehung, die weitaus komplexer ist als bisher angenommen!«
    »Ich verstehe. Das heißt, ich glaube zu verstehen. Und doch… es gibt einen Zusammenhang mit der Stehenden Welle, nicht wahr? Welchen?«
    Maharal war viel zu aufgeregt, um sich zu ärgern. »Vor langer Zeit postulierte der namhafte Physiker Roger Penrose, dass das Bewusstsein aus unbestimmten Quantenphänomenen aufsteigt und auf der Ebene von winzigen Organellen in den menschlichen Hirnzellen funktioniert. Manche halten das für den Grund, warum es nie gelungen ist, mithilfe von Computern echte künstliche Intelligenz zu schaffen. Die deterministische Logik auch der komplexesten digitalen Systeme bleibt grundsätzlich begrenzt und ist nicht imstande, die tief miteinander verknüpften Rückkopplungsschleifen und stochastischen tonalen Modi des hyperkomplexen Systems, das wir Seelenfeld nennen, auch nur zu simulieren, geschweige denn zu replizieren.«
    Hui. Es wurde wirklich langsam zu kompliziert für mich. Aber ich wollte, dass Maharal weitersprach. Weil er dabei vielleicht etwas Wichtiges preisgab. Und um die Dinge zu verzögern. Was auch immer er mithilfe seiner Geräte und Maschinen mit mir anstellen wollte, ich wusste inzwischen, dass es schmerzhaft sein würde.
    So schmerzhaft, dass ich in Wut geriet.
    Ich verabscheue es, wenn das passiert.
    »Jedes Mal dann, wenn eine menschliche Stehende Welle kopiert wird, bleibt auf einem tiefen Niveau eine Verbindung bestehen, eine ›Verschränkung‹, um einen alten Begriff aus der Quantenmechanik zu verwenden, zwischen Kopie und Schablone. Zwischen dem Dito und seinem organischen Original. Nicht auf einer Ebene, die jemand bemerken würde. Es werden keine Informationen ausgetauscht, während der Golem herumläuft. Dennoch existiert diese Verbindung und haftet an der duplizierten Stehenden Welle fest.«
    »Haben Sie das vorhin mit ›Anker‹ gemeint?«, fragte ich.
    »Ja. Die von Penrose erwähnten Organellen in Hirnzellen existieren tatsächlich. Aber sie verbinden sich nicht mit Quantenzuständen, sondern mit einem ähnlichen, doch ganz davon getrennten Spektrum seelistischer Zustände. Beim Kopieren verstärken wir diese Myriaden Zustände und pressen die kombinierte Wellenform in eine nahe Matrize. Und selbst wenn diese neue Matrize – ein frischer Golem – aufsteht und fortgeht, so bleibt ihr Status als Beobachter mit dem Original verschränkt.«
    »Auch wenn der Golem für den Inload heimkehrt?«
    »Beim Inloaden werden Erinnerungen abgerufen, Morris. Ich spreche von etwas, das tiefer geht als Erinnerungen. Ich rede von der Art und Weise, in der jede Person ein souveräner Beobachter ist, der das Universum

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