Copy
Lizenz?, fragte ich mich, warf ihm eine silberne Münze zu und stieg aus. Palloid blieb glücklicherweise auf meiner Schulter sitzen, anstatt sich auf einen Kampf einzulassen. Aber es war eine knappe Sache.
Kirche der Eintägigen, leuchtete es vom auf dem Schild. Ich eilte Granitstufen hoch, vorbei an einsamen, verzweifelten Ditos, verwundet, beschädigt, heruntergekommen, ohne die Hoffnung auf einen Inload daheim. Die meisten schienen der Auflösung nahe zu sein, und doch war ich bei weitem der älteste Golem! Keine andere tönerne Person hatte direkte Erinnerungen an die Predigt vom Dienstag. Was nicht heißen sollte, dass es mir um den Besuch irgendeines Gottesdienstes ging.
Die Schlange der auf eine Notreparatur wartenden Ditos war kurz, und ganz vorn stand ein schlaksiger Violetter, sein linker Arm halb abgerissen. Ich sah die gleiche dunkelhaarige Freiwillige bei der Arbeit – sie bot den Hoffnungslosen und Unterdrückten Beistand an. Welche Motivation auch immer sie antrieb, wertvolle Echtzeit jenen mit wenig Leben zu widmen – ich war dankbar dafür.
»Lieber Himmel!« Palloid quiekte verblüfft, als er die Frau sah. »Das ist Alexie!«
»Was? Du kennst sie?«
»Äh, wir waren eine Zeit lang zusammen«, flüsterte Pals Minidito. »Glaubst du, sie könnte mich erkennen?«
Ich verglich zwei mentale Bilder. Hier der reale Pal, attraktiv, grauhaarig und breitschultrig, allerdings ohne seine untere Hälfte und für immer an einen Lebenserhaltungsstuhl gefesselt – und dort das agile, grinsende kleine Wieselwesen auf meiner Schulter, das überhaupt keine Ähnlichkeit mit jenem Mann aufwies, abgesehen von den wirklich wichtigen Dingen wie Erinnerung, Persönlichkeit und Seele.
»Vielleicht nicht«, erwiderte ich und trat an den wartenden Ditos vorbei nach vorn. »Wenn du den Mund hältst.«
Mehrere verletzte Golems brummten, als ich mich Alexies Behandlungsstation näherte, einem unhygienischen Tisch, umgeben von billigen Fässern mit Golem-Mörtel, Dito-Kitt und Spachtelmasse. Sie sah mich an, und zum ersten Mal bemerkte ich, dass sie hübsch war, auf eine dunkle, strenge und engagierte Art und Weise. Sie wollte mich darauf hinweisen, dass ich wie die anderen warten sollte, bis ich an die Reihe kam, unterbrach sich aber, als ich das Hemd hob und die lange Narbe aus gehärtetem Zement auf dem Rücken zeigte.
»Erinnern Sie sich an Ihr kleines Kunstwerk? Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet in Hinsicht auf den kleinen Fresser, der sich über meine Innereien hermachte. Einer Ihrer Kollegen meinte, ich würde den Tag nicht überstehen. Sie hätten sich auf eine Wette einlassen sollen.«
Die Frau blinzelte. »Ich erinnere mich an Sie. Aber… das war am Dienstag…«
Alexie sprach nicht weiter und riss die Augen auf. Sie war nicht dumm und schwieg, als ihr die Bedeutung klar wurde.
Eine kluge Frau, ja. Aber warum ging sie dann mit Pal aus?
Ich ließ das Hemd wieder sinken. »Gibt es hier einen Ort, wo wir ungestört miteinander reden können?«
Alexie nickte knapp und bedeutete uns, ihr die Treppe hinauf zu folgen.
PALLOID BLIEB ERSTAUNLICH STILL, als Alexie scannte. Es dauerte nicht lange, bis sie die Lokalisierer fand, die Kaolin bei unserer Erneuerung installiert hatte.
Sie entdeckte auch die Bomben.
Vielleicht gerade noch rechtzeitig, dachte ich. Unser Auftraggeber erwartet, dass wir vom Teller-Gebäude aus Bericht erstatten. Er könnte sich argem, wenn er erfahrt, dass wir die Leine abgestreift haben.
»Welches Schwein hat dies mit Ihnen gemacht?« Alexie fluchte und legte die Bomben in einen zerbeulten Eindämmungsbehälter. Es gibt besondere Umstände, unter denen es rechtlich erforderlich sein kann, Golems mit Sprengsätzen auszustatten, die aus der Ferne mit einem Funksignal gezündet werden können. Aber in der PÖZ ist so etwas sehr selten. Alexies Gruppe lehnt es natürlich prinzipiell ab. Ich verzichtete darauf, ihr mitzuteilen, dass unsere Bomben vom großen Sklavenmeister höchstpersönlich stammten, von Rik Kaolin. Wenn sie das gewusst hätte, wäre sie vielleicht online gegangen, um es allen in ihrer Aktivistengemeinschaft mitzuteilen.
Das konnte ich nicht zulassen. Noch nicht.
Auch Palloid brauchte einige Reparaturen. Als Alexie an ihm arbeitete, blickte ich an ihrem Balkon vorbei zum Buntglasfenster der Hauptkirche. Eine Rosette ersetzte die alten christlichen Symbole, eine Blume, deren Blütenblätter nach außen hin erst schmaler wurden und dann plötzlich breit.
Weitere Kostenlose Bücher