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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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fortgelockt, und zurück blieb ein Durcheinander aus metallverstärkten Wänden und Türmen, wie eine verlassene Festungsanlage, die an einigen Stellen drei Etagen hoch aufragte. Ein Abriss war zu teuer.
    Pallie liebt diesen Ort. Die stählernen Verstärkungen im Beton wirken teilweise wie ein Faradaykäfig, blockieren Radiosignale und stören Spionmücken und Lauschwanzen, während der heiße Beton visuelle und infrarote Sensoren blendet. Außerdem gibt er sich hier manchmal Anfällen von Nostalgie hin und saust mit seinem neuesten frisierten Rollstuhl über die steilen Rampen, schießt über Ränder hinweg und juchzt, während Katheter und intravenöse Schläuche wie Fähnchen im Wind wehen. Ich schätze, den einen oder anderen Kick kann man sich nur als organische Person verschaffen. Selbst wenn man so verkrüppelt ist wie Pal.
    Albert lässt Pal gewähren, weil er sich schuldig fühlt. Er glaubt, er hätte mit größerem Nachdruck versuchen sollen, ihn an jenem Abend zurückzuhalten als man ihn aus dem Hinterhalt überfiel – die eine Hälfte seines Körpers wurde verbrannt, die andere dem Tod überlassen. Aber wie soll man einen Söldner zurückhalten, der nach Aufregung geradezu süchtig ist und in eine offenkundige Falle gehen würde, nur um es richtig krachen zu lassen? Meine Güte, ich gehe mit meinem Tonkörper vorsichtiger um als Pal mit dem seinen aus Fleisch und Blut.
    Er wartete im Schatten von »Mamas Angst«, der größten Scooterrampe, so steil, dass einem schon beim Anblick schlecht wird. Er war nicht allein. Zwei Männer leisteten ihm Gesellschaft. Reale Männer, die sich wachsam im Auge behielten, durch Pals biotronischen Rollstuhl voneinander getrennt.
    Es war mir unangenehm, der einzige Dito zu sein, und dieses Gefühl verstärkte sich, als einer der Männer – ein muskulöser Blonder – so durch mich hindurchsah, als gäbe es mich überhaupt nicht.
    Der andere lächelte freundlich. Er war groß und ziemlich dünn, erschien mir vertraut.
    »He, Grüner, wo ist deine Seele?«, spöttelte Pal und hob die Faust.
    Ich schlug die eigene Faust an seine. »Dort wo deine Füße sind. Und doch sind wir beide noch immer unterwegs.«
    »Und ob. Wie hat dir die Nachrichtenwespe gefallen, die ich dir geschickt habe? Cool, was?«
    »Ein bisschen cyber-retro, findest du nicht? Viel Mühe für ein einfaches Komm-her. Tat verdammt weh, als sie sich mir ins Auge gebohrt hat.«
    »Ach, ein kleiner Stich…« Er winkte ab. »Hast dich losgesagt, wie ich hörte.«
    »Was nützt Albert ein Albert, der kein Al ist?«
    »Interessant. Ich wusste gar nicht, dass Ernst Morris einen Franki produzieren kann. Wie dem auch sei, einige meiner besten Freunde sind Mutanten, reale und andere.«
    »Zeichen eines wahrhaft Perversen. Weißt du, ob Al vorhat, mich zu verstoßen?«
    »Nein. Hat ein zu weiches Herz. Aber er hat ein Spesenlimit bestimmt. Du kannst nicht mehr als zweihundert ausgeben.«
    »So viel? Ich habe nicht eine einzige Toilette gesäubert. Ist er böse auf mich?«
    »Keine Ahnung. Komme nicht an ihn ran. Derzeit hat er andere Probleme. Offenbar sind beide Graue von heute Morgen verloren gegangen.«
    »Autsch. Ich habe von dem ersten gewusst, aber… verdammt. Nummer Zwei hatte den Turkomen. Das war ein guter Scooter.« Ich dachte kurz darüber nach. Kein Wunder, dass meine Unabhängigkeit so wenig Staub aufwirbelte. »Zwei Graue verschwunden. Ein Zufall? Oder steckt mehr dahinter?«
    Pallie kratzte sich an einer Narbe, die vom struppigen schwarzen Haar bis zum stoppeligen Kinn reichte.
    »Ich denke schon. Deshalb habe ich dir die Wespe geschickt.«
    Der große Blonde brummte. »Bitte hören Sie auf mit dem sinnlosen Geplapper. Fragen Sie das scheußliche Ding einfach, ob es sich an uns erinnert.«
    Scheußliches Ding? Ich sah den Burschen an, aber er mied meinen Blick.
    Pal lachte leise. »Das ist Mr. James Gadarene. Er glaubt, dass du ihn vielleicht erkennst. Ist das der Fall?«
    Ich musterte den Mann von Kopf bis Fuß. »Ich erinnere mich nicht an Sie… Sir.« Ein wenig Förmlichkeit war vielleicht keine schlechte Idee.
    Beide Männer brummten, als hätten sie halb damit gerechnet.
    »Das ist natürlich keine Garantie«, fuhr ich fort. »Albert vergisst Gesichter. Selbst die von Freunden aus der Collegezeit. Es kommt darauf an, wann wir uns begegnet sind. Und außerdem bin ich ein Franki…«
    »Diese Erinnerungen wären weniger als zwanzig Stunden alt«, sagte Gadarene, ohne mich anzusehen. »Gestern Abend

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