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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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behandelt. So ist’s bei uns – bei
Euch doch auch?”
    “Es ist die Kleidung meines
Volkes”, antwortet Derek freundlich.
    “Ich hörte schon: Den
Bauernprinzen nannte Euch der Hof vor Jahren”, sagt sie listig, fügt aber flink
hinzu: “Doch ist es keine Schande, des Volkes Kleid zu tragen. Auch ich beuge
mich dieser Sitte, wie Ihr seht: Ich trage das Kleid des Krieges, seit mein Arm
die Dornenkeule halten kann. Ich denke, es ist die Größe von Seele und Geist,
die einem Herrscher das Gewand der Niederen anzupassen vermag.”
    “Als ich mit Andorgas mich
schlug, Prinzessin Damma, habt Ihr getan, als sei Größe dieser Art Euch höchst
entbehrlich.”
    Damma schlägt die Augen nieder
und antwortet leise: “Spottet nur, Großherr Derek. Bei uns ist vieles anders
als in Seemark. Wir schlagen mit dem Schwert das Leben uns aus Leiberbergen,
die auf uns stürzen, fortbewegt von Gier und von der Kraft des Bösen. Da ist
der Mensch nur Teil in einem ganzen Großen, ein Stein, der seinen festen Platz
hat in dem Wall, eingefügt durch den Befehl, denn der allein kann diesen Wall
errichten. Wo der Befehl die Dinge schaffen muß, ist wenig Raum für Größe…”
    “Ihr habt recht, Prinzessin
Damma”, sagt Derek höflich. Vielleicht ist es wahr. So wie der Kampf gegen
Rorik das Volk eint und die Kluft zwischen Palast und Dorf verringert, so
zwingt er doch auch zu Härte und Unnachgiebigkeit, die mir so widerwärtig sind
wie der Gebrauch der Dreihornpeitsche.
    Durchreisende Händler und Gaukler
erzählten schon vor einem guten Dutzend von Jahren von den Taten der Prinzessin
Damma, die, ein Kind noch, mit ihren Halsabschneidern mehr Feinde getötet haben
soll als in den Thronsaal des Palastes von Seemark passen würden. Ganz andere
Sitten und Gebräuche rühren aus solchem Leben. Derek versteht das sehr wohl,
und weit entfernt ist er davon, Dammas Reden und Handeln ungerecht zu nennen,
    “Ihr gestattet, daß ich mich zu
Euch setze, Prinzessin?” fragt er.
    “Es ist Eure Tafel, Euer Palast,
Großherr Derek”, antwortet sie erstaunt.
    “Und Eurem Diener Andorgas wollen
wir auch einen bequemen Stuhl gönnen”, fährt Derek lächelnd fort, “er zerkratzt
mir mit seinem Panzer nur den kostbaren Malachit.”
      Damma lacht belustigt auf. “Er ist der Bruder
meiner Mutter, kein Diener, Großherr Derek! Und auf die Stufen dort hat er sich
nur gesetzt, weil ihm das Ghamellan wie Donner in den Ohren dröhnte. Mein Onkel
ist nicht gerade musikalisch, müßt ihr wissen…”
    “Nun ja, es dröhnte wirklich
nicht sehr lieblich”, brummt Andorgas und setzt sich nach einer weiteren
Verbeugung an die Tafel. Derek erwidert die Verbeugung schuldbewußt.
    “Das Herz kann einem
stehenbleiben, bei dieser Art Musik”, pflichtet er bei, fügt aber sogleich
hinzu: “Gewiß seid Ihr ein Meister dieses Instrumentes, Prinzessin Damma – doch
soll Musik nicht Freude bringen, glücklich träumen lassen?”
    “Meine Träume sind hart wie Eisen
und rot von Blut”, sagt Damma finster. “Ich weiß nicht mehr, was Freude ist,
wie könnte ich sie also anderen geben?”
    Derek schweigt betroffen. Haß und
Schmerz loderten in Dammas Blick, als sie sprach. Doch weicht dieses Feuer
gleich wieder einem milderen Leuchten, als sie sagt: “Nun laßt uns dem Ritual
Eures Hofes Genüge tun, Großherr Derek, damit Euer Hofalkalde nicht gänzlich
den Verstand verliert.”
    Unwillkürlich wendet Derek sich
um, nach Gunder zu schauen. Ein ironisches Funkeln in den roten Augen der
Tharprinzessin sagte ihm, es gäbe wohl wunderliches zu sehen.
    Gunder steht mit offenem Mund und
hervorquellenden Augen wie versteinert, und das Entsetzen über die gegen alle
Regeln höfischen Zeremoniells verstoßende Tafelrunde steht als blödes Grinsen
in sein Gesicht geschrieben.
    “Recht habt ihr, Prinzessin
Damma, man muß dem Manne helfen”, antwortet Derek amüsiert und neigt vornehm
den Kopf. Dann erheben sie sich, Derek steigt auf seinen Thron und erstarrt wie
zu Eis.
    Deutlich ist zu hören, wie Gunder
erleichtert aufatmet. Nun hat seine Welt wieder ihre Ordnung, denkt Derek
erheitert, wie leicht können die Dinge doch aus allen Fugen geraten, wenn ihre
Form dem Inhalt befiehlt, die Gestalt für das Wesen genommen wird.
    Siebenmal stößt Gunder den
Alkaldenstab auf den Malachitboden, daß es wie Glockenschläge durch das Schloß
hallt. Dann verkündet er mit einer Stimme, deren Volumen Derek immer wieder in
Erstaunen versetzt, da Gunder doch sonst quakt

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