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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Iranern moderne Marschflugkörper verkauft, die man von ihren Kilo-U-Booten abfeuern kann?«
    »Aber mein lieber Freund und Präsident!«, brach es aus Putin heraus. »Erstens kann man im Prinzip jeden Marschflugkörper von jedem beliebigen U-Boot abschießen, bei den Torpedorohren gibt es ja mittlerweile nahezu einen internationalen Stan­dard. Die meisten haben einen Durchmesser von fünfhundert­dreiunddreißig Millimetern. Aber abgesehen davon ist vollkom­men klar, dass der Iran diesbezüglich keinerlei Waffenkäufe in Russland bekannt gegeben hat.«
    »Heißt das, dass sie solche Waffen nicht bei euch gekauft haben?«
    »Aber George, lieber Freund, hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Der Iran hat einen solchen Kauf entweder nicht bekannt gegeben, weil er nicht stattgefunden hat, oder weil sie eine Geheimhaltungsklausel im Vertrag verlangt haben. Ich kann also keinen Kommentar dazu abgeben.«
    George W. Bush versuchte, seinen jüngeren Kollegen mit weiteren listigen Fragen zu überrumpeln, aber ohne Erfolg. Er machte keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit und beendete das Gespräch missgelaunt. Es blieb der Eindruck, Putin habe stillschweigend zugegeben, dass der Iran den Marschflugkörpertyp, der beim Angriff auf Haifa benutzt worden war, von den Russen bekommen hatte. Nun war es höchste Zeit, die Redenschreiber hereinzulassen.
    Auch Condoleezza Rice hatte die Zeit bis zur nächsten Versammlung des Nationalen Sicherheitsrats für Telefongespräche genutzt. Zuerst hatte sie mit dem britischen Außenminister Jack Straw telefoniert. Dieses Gespräch war am einfachsten gewesen. Sie waren gute Freunde und wurden sich immer schnell einig. Wie sie war Jack der Meinung gewesen, man müsse als Erstes dieses U-Boot zu fassen kriegen.
    Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich sehr freundlich. Sie war bemüht, die inzwischen wieder besseren Beziehungen zu den USA nicht zu gefährden, weil sie ein wich­tiges Element ihrer Außenpolitik waren. Jeglichen Gedanken an einen von den Vereinten Nationen sanktionierten Krieg gegen den Iran lehnte sie jedoch strikt ab, bevor man nicht wisse, wer wirklich hinter dem Angriff auf Haifa stecke. Den deutschen Nachrichtenagenturen zufolge dementiere der Iran entschieden, für den Angriff verantwortlich zu sein. Dass die amerikanische Flotte sich auf die Suche nach dem U-Boot gemacht hatte, fand Merkel hingegen vollkommen in Ordnung.
    Frankreichs Premierminister Dominique de Villepin, beim Irakkrieg der schärfste Kritiker einer UN-Resolution, war ähnli­cher Meinung, äußerte sich jedoch sehr viel reservierter als seine deutsche Kollegin.
    Sollte sich wider Erwarten zeigen, dass es sich um ein palästinensisches U-Boot handle, was einige französische Geheim­dienstquellen angedeutet hätten, würde die Sache aus französi­scher Sicht vollkommen anders aussehen. In diesem Fall werde sich Frankreich jeder international organisierten Suche nach dem U-Boot widersetzen. Dann wäre die Sache eine rein palästi­nensisch-israelische Angelegenheit.
    Donald Rumsfeld regte sich an diesem Nachmittag im Pentagon fürchterlich auf. Man müsse die Verbindung zum Iran so schnell wie möglich beweisen, um Schritt zu halten. Für die Männer des Verteidigungsministeriums war es keine Frage, wel­che Informationen wünschenswert waren – und welche nicht. In Ermangelung harter Fakten musste man sich jedoch mit Indizien und spekulativen Einwänden begnügen.
    Wie, zum Beispiel, hatte der Iran eins seiner U-Boote durch die Straße von Hormus aus dem Persischen Golf heraus und rund um Afrika befördert?
    Man brauche sich nur vor Augen zu halten, woher diese Kilo-U-Boote ursprünglich gekommen seien. Mit eigener Kraft waren sie vom nördlichen Eismeer bis zum Iran gefahren, eine viel weitere Strecke als die vom Iran bis nach Haifa. Vielleicht habe der Iran vor ungefähr einem Jahr mit einem Angriff auf Israel gedroht, weil er genau diesen vorbereitet habe. Ohne Probleme hätten sie von den Russen ein weiteres U-Boot kaufen, die Besatzung dorthin fliegen lassen und wieder hinunter ins Mittelmeer fahren können. Dann wäre der Angriff sozusagen aus der falschen Richtung gekommen. Auf der Jungfernfahrt.
    Außerdem habe der Iran bereits im April Tests mit Torpedos durchgeführt, die dem russischen Supertorpedo Schkwal zu ähneln schienen. Entweder habe man diesen Torpedo selbst konstruiert. Dann könne man den iranischen Forschern nur gratulieren, denn damit hätten sie selbst die

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