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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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und würde hoffentlich auch mehr Fakten kennen. Vizepräsident Cheney gab bekannt, dass er der nächsten Versammlung leider nicht beiwohnen könne, weil er vor der Veterans of Foreign Wars Convention in Nashville eine Rede halten müsse.
    »Klar«, sagte der Präsident und verzog sein Gesicht zum einzigen Grinsen des Tages. »Tu das, Dick, aber sei so nett und bring mich nicht wieder in Schwulitäten!«
    Der Präsident ging hinauf ins Oval Office, um einige unangenehme Telefonate hinter sich zu bringen, bevor er sich mit den Redenschreibern an die Arbeit machte. Als Erstes rief er den israelischen Premierminister Ehud Olmert an, der schon ungeduldig vor dem Telefon gesessen hatte. Natürlich sprachen sie über 9/11 und die Tatsache, dass damals eine neue Ära in der Menschheitsgeschichte begonnen habe. Der heutige Tag, für Israel der elfte September, verdeutliche das auf äußerst brutale Weise. Gorge W. Bush versprach seine vorbehaltlose und hundertprozentige militärische Unterstützung und teilte Olmert mit, dass er der sechsten Flotte soeben den Befehl erteilt hatte, die U-Boot-Terroristen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu jagen. Um zwanzig Uhr würde er diesen Beschluss in einer Rede zur Lage der Nation bekannt geben.
    Der israelische Premierminister hatte im Prinzip nichts hinzuzufügen. Seine Nachrichtendienste habe der Angriff genauso kalt erwischt wie die amerikanischen. Aus Sicht der Israelis käme am ehesten der Iran in Betracht, der Israel in den vergangenen Jahren nicht nur unausgesprochen, sondern auch aus­drücklich mit einem Angriff gedroht habe. Allerdings könne sich niemand erklären, wie die Iraner mit einem ihrer drei Kilo-U-Boote die gesamte afrikanische Küste umrundet hatten.
    Sie beendeten das Gespräch mit den üblichen Versicherungen der Freundschaft und Unterstützung und richteten Grüße an die jeweiligen Familien aus.
    Im Kreml hieß es, der russische Präsident könne nicht ans Telefon kommen, da er gerade eine Bankettrede halte. Der Kreml werde sich zurückmelden, sobald der Präsident wieder erreichbar wäre.
    Tony Blair war zu Hause in Downing Street Nr. 10 und nahm selbst den Hörer ab, als das Weiße Haus anrief.
    Wie üblich war Tony höchst einsichtig und betonte, dass es niemals einen Zweifel daran geben werde, dass die Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien Seite an Seite den internationalen Terrorismus bekämpfen würden. Allerdings bezweifle er, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einem Krieg gegen den Iran zustimmen würde. Dafür brauche man das, was die Amerikaner einen rauchenden Colt nannten, einen eindeutigen Beweis. Ohne einen solchen könne man den Sicherheitsrat nur zu einer allgemeinen und zu nichts verpflichtenden Distanzierung vom Terrorismus bewegen. Und für die Idee, die Vereinigten Staaten und Großbritannien könnten allein eine »Koalition der Willigen« bilden, sei die Zeit noch nicht reif. Man müsse sich vorerst auf das konzentrieren, was auch Condi vorgeschlagen habe – ja, sie habe bereits mit Jack gesprochen –, und das U-Boot einfangen. Die britische Kriegsmarine im Mittelmeer habe bereits den Befehl erhalten, mit der sechsten Flotte zu kooperieren.
    Vor dem Oval Office scharrten die Redenschreiber bereits ungeduldig mit den Füßen, aber George W. Bush wollte unbedingt mit Putin sprechen, bevor er seine Rede an die Nation vorbereitete.
    Diesmal kam Putin ans Telefon und schien guter Laune. Er klang fast wie die russischen Staatsmänner von früher nach einem Bankett. Es schien, als wäre er gar nicht darauf vorbereitet, mit dem amerikanischen Präsidenten über diese Attacke auf Haifa zu sprechen. In den russischen Medien sei noch kaum darüber berichtet worden, und da man über keine eigene Satellitenüberwachung des betreffenden Gebiets verfüge, habe man selbst keine Informationen.
    George W. Bush begriff, dass er einfach versuchen musste, den russischen Präsidenten mit der Behauptung an die Wand zu drücken, die verwendeten Waffen stammten aus Russland. Doch darüber lachte Wladimir nur und tat zunächst so, als würde George ihm vorwerfen, er selbst habe den engsten Verbündeten der USA angegriffen. Mensch, das wäre ein Ding!
    Putin war keineswegs unfreundlich, im Gegenteil. Mehrmals betonte er ihre alte Freundschaft. Trotzdem fühlte sich George W. Bush dazu herausgefordert, eine seiner Ansicht nach harte und entscheidende Frage zu stellen.
    »Wladimir, sag mir eins ganz ehrlich. Hat Russland den

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