Coq 11
von Vokabeln zugucken könnten. Nicht wahr?
Nach diesem Gespräch saßen also nicht nur Fregattenkapitän Larionow und Korvettenkapitän Charlamow jeden zweiten Tag für alle anderen gut sichtbar in der Studienecke, sondern auch Kapitän zur See Petrow. Jeder von ihnen hatte einen eigenen MP3-Player, damit er zu Carls Lektionen in Kriegsenglisch einschlafen konnte.
Mouna betrachtete die vier russischen Sprachlehrerinnen dennoch mit gemischten Gefühlen. Es war zwar erfreulich, dass vier Frauen, die mit der schönen Kunst des Tötens nicht das Geringste am Hut hatten, sich mit etwas so Zivilem und Humanem wie Sprachunterricht an der Kriegsanstrengung beteiligten. Doch bereitete die harte Arbeit der Frauen ihr ein schlechtes Gewissen, mit dem sie nicht richtig fertig wurde. Keine von ihnen wusste, worauf das Projekt Pobjeda hinauslief, und vermutlich war es ihnen auch herzlich egal. Für sie war es zum einen ein exotisches Abenteuer – als Murmanskerinnen hatten sie die Marineromantik mit der Muttermilch aufgesogen – und zum anderen verteufelt viel Geld. Für diese Übungsexpedition bekamen sie fünftausend Dollar.
Zwei von ihnen musste sie jedoch für ein Jahr einstellen, für den eigentlichen kriegerischen Auftrag. Das bedeutete sechzigtausend Dollar für jede. Nicht einmal Olga Schadrina und Nadja Rodinskaja, die Mann und Kinder hatten, würden dieses Angebot ablehnen, so sehr Mouna sie auch insgeheim vor der Gefährlichkeit der richtigen Expedition zu warnen versuchte.
Die Leitungsgruppe hatte beschlossen, dass zwei von ihnen an Land bleiben mussten. Jede Verkleinerung der Besatzung, die weder die Funktionstüchtigkeit noch die Sicherheit an Bord gefährdete, war notwendig. Mit jedem Besatzungsmitglied, das von Bord ging, verbrauchte die K 601 weniger Sauerstoff und Lebensmittel. Das U-Boot sollte mindestens drei Wochen abtauchen können, ohne neue Vorräte zu laden oder Sauerstoff zu tanken.
Es war also besser, die beiden unverheirateten und kinderlosen Frauen zu nehmen, Irina Issajewa und Lena Kutsnetsowa. Letztendlich fiel die Wahl nicht schwer.
Mitten in diesem moralischen Dilemma fiel ihr plötzlich wieder ein, dass eine Million Dollar in Hundertdollarnoten neunzehn Kilo wogen. Ein großer, voll gepackter Rucksack. Diesmal würden sie einen VW-Bus brauchen, um vor der Abreise die Vorschüsse vom Flughafen in Murmansk nach Seweromorsk zu verfrachten. Alle sollten genügend Zeit haben, das Geld nach Hause zu ihren Familien zu bringen, kein Soldat oder Unteroffizier durfte mehr als zweihundert Dollar mit an Bord nehmen, da das Risiko einer buchstäblichen Kapitalvernichtung an Bord der K 601 zu groß war. Dieses Taschengeld würde eingeschlossen und nur im Falle eines Landgangs ausgegeben werden. Jegliche Form von Glücksspiel sowie sexuelle Beziehungen waren verboten.
Sollte man wirklich Irina und Lena, die jüngeren und unverheirateten Lehrerinnen, mitnehmen? Auf einer Reise, die ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr dauerte, könnten zwei attraktive Russinnen zwischen dreißig russischen Seebären für Probleme sorgen. Und wie löste man diese dann – auf vierhundert Meter Tiefe im Atlantik?
Um Leila und Khadija machte sie sich weniger Sorgen, die beiden erfahrenen Wirtinnen aus Beirut konnten mit Männern, insbesondere mit betrunkenen, umgehen. Wobei man diesem Problem ohnehin einen Riegel vorgeschoben hatte. Außerdem würden die beiden sich so stark auf die Operation selbst konzentrieren, dass selbst ein noch so kecker Matrose sie wohl kaum aus der Ruhe würde bringen können.
Eine der russischen Köchinnen konnte man entbehren. Stattdessen konnte man männliche Besatzungsmitglieder zum Küchendienst beordern. Einige palästinensische Kampftaucher machten eindeutig einen unterbeschäftigten Eindruck.
War es ihr, Mounas, Job, die Küchenhilfen zu rekrutieren, oder Carls? Was flößte diesen hartgesottenen Kampftauchern mehr Respekt ein: drei Admiralssterne oder ihre allseits bekannte Vergangenheit? Erleichterte es die Sache, dass sie sich flüsternd und diskret auf Arabisch mit ihnen unterhalten konnte? Schwer zu sagen.
Sie und Carl hatten sich schließlich geeinigt, dass sie die Gespräche mit den vier russischen Lehrerinnen führen sollte. Mouna hatte jedoch betont, dass es nicht automatisch in ihren Aufgabenbereich gehöre, nur weil sie selbst eine Frau sei. In ihrer gesamten Laufbahn beim Dschihas al-Rasd hatte sie fast ausschließlich mit Männern zu tun gehabt, ob sie nun in der
Weitere Kostenlose Bücher