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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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plaudern, nicht wahr? Also sei es doch nur eine Zeitfrage, bis alle Welt wisse, daß es keinerlei Bindeglied zwischen den beiden Gruppen gebe?
    Wieder wurden die gleichen Antworten heruntergeleiert, das sei alles geheim, geheim, geheim. Die Vertreter von Regierung und Sicherheitspolizei machten einen komischen und unzuverlässigen Eindruck.
    Das war jedoch nicht der entscheidende Punkt. Auffällig war, daß Ponti mit solcher Präzision den schwachen Punkt herausgefunden hatte. Man erhielt den Eindruck, daß er wußte, daß eine Verhaftung der vier Schweden weder selbstverständlich noch etwas war, was sie mit den sieben Palästinensern in Verbindung bringen würde.
    Sehr gut, sehr intelligent, dachte Carl. Oder lag es einfach nur daran, daß Ponti besondere Kenntnisse vom Hintergrund besaß, und woher stammten in diesem Fall seine Informationen?
    Carl stellte das Radio ab, als die Nachrichtensendung auf andere Ereignisse einging, und sah eilig noch einmal seine Liste für das Verhör Hedlunds durch. Dann ging er zu Fristedt hinüber, wo die beiden Vernehmungsbeamten warteten, und legte seinen Standpunkt dar. Er berichtete von den Angaben der westdeutschen Kollegen und fügte hinzu, sie würden vielleicht schon im Lauf des morgigen Tages erfahren, ob ihre Hinweise in der Bundesrepublik zu Festnahmen geführt hätten.
    Anschließend ging er in die Stadt, um einen Anschluß anzurufen, von dem er aus guten Gründen annehmen durfte, daß er nicht abgehört wurde. Von seinem eigenen Anschluß aus wollte er nicht anrufen oder zumindest kein unnötiges Risiko eingehen. Er ging zu dem staatlichen Alkohol-Laden unten am Kungsholm Tor hinunter, um dieses Anliegen mit einem anderen zu verbinden, und mit der System-Tüte in der Hand ging er zur Telefonzelle neben dem Zeitungskiosk auf der anderen Straßenseite hinüber und wählte Sveriges Radio an. Er hatte sich sorgfältig überlegt, was er sagen würde.
    »Hallo«, begann er, »ich arbeite in der Sicherheitsabteilung der Reichspolizeiführung. Meinen Namen will ich nicht nennen, aber ich möchte dich so schnell wie möglich sehen, am liebsten heut abend.«
    »Und woher soll ich wissen, daß du auch der bist, für den du dich ausgibst?« fragte Ponti mit der Selbstverständlichkeit, die Carl vorgesehen hatte.
    »Es geht um deinen Besuch in Oslo neulich. Du bist mit der Neun-Uhr-Maschine hingeflogen und am folgenden Tag mit der Maschine um 16.30 Uhr zurückgeflogen, nachdem du unseren norwegischen Kollegen zugewinkt hast. Das hat zu einigen Spekulationen geführt. Muß ich mehr sagen?«
    Ponti seufzte in den Hörer.
    »Nein, das ist nicht nötig«, erwiderte er. »Aber es gibt da ein Problem.«
    »Und welches?«
    »Ich werde beschattet, macht das etwas?«
    »Ja, das geht nicht. Kannst du sie abschütteln? Weißt du, wie man das anstellt?«
    »Ja, wenn ich will. Man könnte beinahe sentimental werden, das erinnert mich an alte Zeiten. Ich nehme den Wagen und steige dann in die U-Bahn um.«
    »Gut. Um 21.43 Uhr fährt eine Bahn von Slussen nach Välingby, kannst du die nehmen?«
    »Im ersten oder im letzten Wagen?«
    »Nun, sagen wir im ersten Wagen, ich spreche dich irgendwo unterwegs an.«
    »Du bist hoffentlich allein?«
    »Ja, und du auch.«
    »Woher soll ich wissen, daß keine Teufelei dahintersteckt?«
    »Das kannst du nicht wissen. Aber du kannst davon ausgehen, daß ich dich nicht angerufen hätte, wenn es nicht verdammt wichtig wäre.«
    Am anderen Ende wurde es eine Weile still.
    »In Ordnung. Erster Wagen in der Bahn von Slussen 21.43 Uhr. Falls ich es aus irgendeinem Grund nicht schaffe, komme ich mit einem der zwei nächsten Züge.«
    Dann legte er auf.
    Die Vernehmung des Terrorismus-Sympathisanten Anders Hedlund endete rasch mit einem Fiasko. Der bekannte Staranwalt saß im Vernehmungszimmer und behandelte die beiden Beamten wie Schuljungen, Zunächst verlangte er, die Anschuldigungspunkte unter Angabe der gesetzlichen Grundlagen zu erfahren. Dieser Bitte wurde selbstverständlich entsprochen. Dann verlangte er zu wissen, welche Sachverhalte seinen Mandanten belasteten, aber das erfuhr er nicht, denn jetzt solle die Vernehmung stattfinden. Und damit begannen die Vernehmungsbeamten in ihren Aufzeichnungen zu wühlen und stellten, als wollten sie rasch wieder die Initiative ergreifen, eine allgemein gehaltene Frage nach einigen Namen, die sich in Hedlunds Korrespondenz gefunden hatten, und baten um eine Erklärung.
    Sie wurden blitzschnell von dem Anwalt unterbrochen,

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