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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der Alte kalt. »In diesem Fall würdest du bei Näslund jedoch auf ein gewisses Verständnis stoßen. Aber wie gesagt. / didn’t hear that.«
    Carl lehnte sich im Sofa zurück und schloß die Augen.
    »Es ist spät geworden. Ich melde mich irgendwie, sobald diese Aktion zu Ende ist. Bleibst du noch in der Stadt?«
    »Ja«, erwiderte der Alte kurz angebunden, »ich bleibe noch ein paar Wochen, von Weihnachten abgesehen, und wo ich dann zu finden bin, weißt du.«
    Der Alte begleitete Carl zur Tür. Im Flur betrachtete Carl die Wand, die mit verschiedenen Schußwaffen geschmückt war. Es waren konventionelle Jagdwaffen und eine alte Mauser.
    »Du weißt doch, daß es verboten ist, Waffen an der Wand hängen zu haben, bei denen der Verschluß nicht entfernt worden ist«, sagte Carl in einem müden Versuch, die Stimmung aufzumuntern.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte der Alte, »aber solche kleinlichen Gesetze sind für die Polizei da und nicht für uns. Ich habe es im Gefühl, daß diese Operation gelingt. Mach dir keine Sorgen und laß von dir hören, so schnell du kannst.«
    Carl ging die drei Treppen hinunter, ohne Licht zu machen. Als er auf die Straße trat, sah er sich sorgfältig um, aber in beiden Richtungen war die Straße anscheinend menschenleer. Er flanierte sehr langsam in die Altstadt zurück. Es regnete noch immer.
    Der Alte blieb noch lange auf seinem Sofa sitzen. Er rauchte langsam eine große Zigarre, strikt gegen die strengen Anweisungen der Ärzte, aber im Moment meinte er, größere Sorgen zu haben.
    Der Alte war Offizier und war es immer gewesen, seit er Ende des Weltkrieges als Arbeitersohn einberufen worden war. Er war fünf Jahre geblieben und Fähnrich geworden. Dann hatte er sich entschlossen zu bleiben. Früher waren sozialdemokratische Offiziere Mangelware gewesen, und das war unzweifelhaft einer der Gründe gewesen, warum Tage Erlander gerade den Alten einmal handverlesen hatte, um den neuen militärischen Nachrichtendienst aufzubauen; und dort saß der Alte jetzt seit fast dreißig Jahren. Für ihn war Carl eine militärische Waffe, die Schweden brauchte. Er betrachtete Carl mit den gleichen Gefühlen, die einen altgedienten Luftwaffengeneral überkommen, der einen Militärflugplatz besucht und zwei Jäger mit brüllenden Nachbrennern steil aufsteigen sieht. Wir können uns verteidigen, wir werden uns nicht ergeben!
    Jedoch kostete schon eine einzige Maschine des Typs Viggen AJ 3 7 zwischen vierzig und fünfzig Millionen Kronen, und für diese Summe konnte man fast zehn Operateure vom Kaliber Carl Hamiltons zusammenbekommen, und das war eine Waffe, die Schweden mehr als alles andere fehlte. Das gesamte schwedische Territorium lag im großen und ganzen einladend da, offen für die nachrichtendienstliche Tätigkeit allerlei fremder Mächte, von Freunden wie Feinden, vor allem von Feinden. Und mit der »Polizei« war in diesem Kampf nicht zu rechnen. Die »Polizei« bestand aus Kommissaren im gesetzteren Mittelalter und aus jüngeren Akademikern, die sich hauptsächlich damit beschäftigten, in der Presse ihre Effektivität und Dynamik unters Volk zu bringen, und die, wie beispielsweise in dieser wirren Operation, mit ein paar vermeintlich undurchsichtigen Arabern, Kurden, Armeniern oder anderen Dunkelhaarigen aufwarteten. Die Polizei war für Schweden kein Schutz, keine Waffe.
    Und so wie der Nachrichtendienst heute aussah, bestand er aus Büroangestellten oder Leuten, die an Radarschirmen hockten. Das Territorium aber lag derweil offen da, die Küsten waren schutzlos, und Stockholm war ein Tummelplatz fremder Mächte. Und so würde es bleiben, solange dem Nachrichtendienst Personal fehlte, das sich ins Feld begeben, den Feind aufspüren, seine Bewegungen kontrollieren und seine Operationen stören konnte.
    Folglich sah der Alte Carl Hamilton mit den Augen eines Luftwaffenchefs, der das erste Exemplar eines neuen Kampfflugzeugs zu sehen bekommt, das den Maschinen des Feindes in jeder Hinsicht ebenbürtig ist und das jetzt auf der Landebahn einschwebt; eine ziemlich typische amerikanische Maschine, auf den Schwingen jedoch drei frisch aufgemalte Kronen auf blauem Grund.
    Wenn dieser Idiot Näskvist, oder wie er sonst heißen mochte, bei der »Polizei« Carl in eine Operation hineinschubste, die dazu verurteilt war, im schrecklichen hellen Licht der Öffentlichkeit zu enden, wurde die gesamte neue Waffengattung in Gefahr gebracht, bevor sie überhaupt aufgebaut war.
    Der Alte überlegte, ob er

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